Das passt natürlich nicht einfach so zusammen. Ich fühle mich jedenfalls zwischen diesen Wünschen hin und her gezogen.
Geht es Dir, geht es Euch auch so ähnlich?
Nnnein!
Jjjjaa, wenn es um 'ähnlich' geht.
Aber nein bei Deinem Wunsch 2. Ich will nicht immer reflektieren. Aber dennoch tue ich das immer, je nachdem, wieviel Priorität
ich ihm einräume es sich einräumt. Naja, Nachdenken ist ja sehr von Vorteil. Aber Nachdenken kann ich gar nicht abstellen. Das läuft immer mit, mal still, mal leise, mal laut, mal aktiv mit Interesse. Aber Nachdenken hat oft nichts mit Willen oder Wünschen zu tun, es ist einfach da. Immer da. Und es kreist sich um alles, was mir in den Sinn kommt. Und oft weit jenseits meiner Kleidungsvorlieben.
Also Dein Wunsch 2, den klammere ich in diesem Bezug aus. Unter Menschen drängt es sich situativ mit der Kleidung in den Vordergrund. Ohne direkte Interaktion mit Menschen, auch nicht nur durch bloße Anwesenheit, übernehmen häufig andere Themen das Denkzepter.
Aber Wunsch 3, etwas Besonderes sein, Vorreiter oder so. Nein, diesen Wunsch hege ich auch nicht.
Zwar ist es schon so, etwas Besonderes zu sein, vielleicht auch Vorreiter. Das ergibt sich ganz automatisch. Wenn ich das nicht mache, wer macht es sonst für mich?
Daraus ergibt sich automatisch Wunsch 3a. Auf andere abzufärben, dass sie sich auch die Freiheiten gönnen, nehmen. Vielleicht beherrscht mich dieser Wunsch nicht den ganzen Tag unter Menschen oder am Forum. Aber oftmals ja, weil ich den Genuss auch anderen wünsche. Und weil ich alleine etwas Besonderes bleibe, aber wenn andere auch auf den Geschmack kommen, reduziert sich meine Besonderheit. Und ja, daran ist mir gelegen. Das ist fast Wunsch 3b. Oder besser sogar 1a.
Wunsch 1, ohne Probleme... naja, das hab ich ja so ziemlich vollständig. Von wem auch immer als normal wahrgenommen werden... naja, das wünschte ich mir. Und mein Gefühl sagt: weitestgehend klappt das auch. Denke ich. Und drum ist Wunsch 1a, also identisch mit oben Wunsch 3b bei mir, wenn ich unter Menschen bin, beständig da, andere auch zum Mitmachen zu animieren. Je mehr Männer Rock tragen oder Kleid, desto normaler werde auch ich wahrgenommen.
Man muss lernen sich davon freizumachen, zu überlegen, was andere nun konkret über Dich denken. Hab ich die Situation im Bus oder Zug vor Augen, so kann ich mein Hirn darauf konzentrieren, was Person X oder Y, die Dich gerade sieht, oder Einsteigen oder Rumlaufen gesehen hat, nun von Dir denkt. Ist Deine Botschaft bei dieser Person angekommen? Hat sie begriffen, was Du darstellen möchtest, wie Du Dich fühlst? Sie denkt von Dir gerade bestimmt: "So ein Depp!" und meidet angestrengt den Blickkontakt. Oder die Person regt sich innerlich auf, so geht das Abendland zugrunde. Oder nicht nur im Zug oder Bus. Auf der Straße. Beim Einkauf. Im Café.
Du kannst Dich verfolgen lassen von den Gedanken der anderen Menschen, die Du in ihre Hirne hineininterpretierst. Das ist anstrengend auf die Dauer. Das treibt Dich eher wieder heim als dass Du den Tag draussen genießt. Das musst Du abstellen. Davon musst Du Dich freimachen.
Wichtig ist, dass Du Dich freust, wie Du Dich gibst, wie Dein Erscheinungsbild ist. Dass Du Dich nicht verstecken musst. Dass Du unter Menschen sein kannst. Dass Du Dir die Freiheit gönnst. Dass Du Dich wohlfühlst. Es ist wichtiger, dass Du zeigst, dass Du Dich wohlfühlst, als dass Du grübelst, was der andere nun gerade über Dich denkt.
Dann nimmt Dich ein dahergelaufener X oder Y halt als unnormal wahr. Wenn er merkt, dass Du Dich wohlfühlst, findet er Dich vielleicht auch gar nicht mehr so merkwürdig. Vielleicht sogar bewundernswert. Vielleicht ist es ihm sogar irgendwann total egal. Dann bist Du nahe bei dem Wunsch 1, dass den andern egal ist, was Du trägst.
Und über Wunsch 3, andere zu inspirieren, kommst Du noch näher an Wunsch 1, als normal wahrgenommen zu werden.
Und dann kannst Du Dich auch dem Wunsch 2 hingeben, über das Leben nachzudenken, über wirklich wichtige Dinge, obwohl Du unter Menschen ein Rockmann bist.
So, ich habe mal die Gedanken schweifen lassen. Mit Du meinte ich irgendwann nicht mehr nur Dich, Micha, sondern jeden Leser, der sich das bis hierhin reingezogen hat. Ja, auch mich.
Ja, Micha, mir geht es auch so, also ähnlich.
Und nein Micha, mir geht es anders, aber ähnlich.