Autor Thema: Haben Subkulturen es einfacher sich extrovertierter zu kleiden  (Gelesen 589 mal)

Offline cephalus

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Da Timper das Thema nicht selbst gestartet hat, mache ich das, weil ich es auch sehr spannend finde ;D

Ich frage mich ohnehin ob es Subkultren ( zb. Punks , Goth, Alternative xy) nicht einfacher haben weil man es bei ihnen gewohnt ist?
Wer sich aus dem Mainstream lösen will steht ja immer vor der Hürde der Beachtung. Andere haben das schon hinter sich.

Das wäre eigentlich mal ein besonderes Thema wert.
„Haben Subkulturen es einfacher sich extrovertierter zu kleiden und  könnte man was davon lernen?“

Offline doppelrock

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Aus Sicht des Normalo wirkt es so, als könnten Mitglieder einer Subkultur oder einer bestimmten Gruppe sich freier und individueller kleiden. Ich habe aber den Eindruck, dass gerade in solchen Gruppen der Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit dazu führt, dass bestimmte Merkmale noch zwingender umgesetzt werden als beim Durchschnittsmenschen.
Etwa das rote NY-Käppi verkehrtrum, die Hose mit breitem Gürtel unterm Hintern festgebunden, das rotkarierte Flanellhemd und der mattschwarze Helm bei manchen Motorradfahrern, ein bestimmter Pulli, ein Parfüm, ein Telefon bei Jugendlichen.
Reinhard Mey hat mal sehr treffend von einer Nonkonformisten-Uniform gesungen. Das perfekt passende Wort möchte ich hier wieder aufleben lassen.

Sieht für mich eher nach erhöhtem Druck aus, unbedingt dazugehören zu wollen und Mitmachen aus Angst ausgeschlossen zu werden.

Von daher unterstütze ich Timpers Vermutung nicht, sondern sage, dass die größten Freiheiten hat, wer sich keiner Gruppe unterwirft, sondern frei entscheidet ohne Angst und ohne Zwang, stattdessen aber im losen Austausch mit verschiedenen Gruppen lebt.

Offline Skirt-Man

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Ich höre seit 35 Jahren Metal und bewege mich seitdem in der Szene.

Ich bewege mich also schon seit vielen Jahren in so einer "Subkultur" und bin daher andere Bekleidungs-Stile gewöhnt.
Dort laufen alle "Anders" rum und so fällt man weniger auf.
So nutze ich Festivals um einfach mal abzuschalten und für Feldversuche in Sachen Bekleidung.

Offline MAS

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Ich bin in so manchen  Szenen unterwegs:
- in der interreligiösen Szene
- in der Folk-Szene
- in der Fotografen-Szene
- in der Bierliebhaber-Szene
und eben auch
- in der Rockträger-Szene.

Aber ich mische sie auf meine eigene Weise und finde kaum jemanden, der es so tut wie ich. Also ist diese Mischung meine eigene Szene. Und wenn jeder Mensch so seine eigene Szene hat, gibt es letztlich keine festen Szenen mehr, sondern nur noch Mischungen. Und diese alle zusammen manchen zwar nicht den Mainstream aus, sondern sind eher eine große Alternative zum Mainstream, der darin besteht, dass man alles so macht wie die Mehrheit: man ist so religiös oder nicht-religiös, hört die Musik, geht mir Kameras um, trinkt die Getränke und trägt die Kleidung der Mehrheit, ohne sich von ihr zu unterscheiden. Aber je mehr Menschen das so machen, desto weniger Mainstream gibt es oder desto mehr wird die individuelle Mischung um Mainstream.

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Offline Timper

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Doppelrocks Ausführungen kann ich nur eingeschränkt folgen. Ihnen liegt im Kern ein Zwang zu Grunde. Aber ist es wirklich ein Zwang? Ich sehe da eher eine selbstbestimmte Angliederung weil mit einem bestimmten Dresscode rein optisch eine Zugehörigkeit und Indentifikation mit den Themen , Idealen usw zum Ausdruck gebracht wird. Beispiel:
Zu einem großen Rockträger Treffen in Hosen zu erscheinen würde deren Ideale letztlich untergraben. Wäre widersinnig.
Andererseits wäre eine Pflicht schon fast eine Sekte.
In meinen Augen erzeugt ein bestimmtes Outfit eher ein Wir-Gefühl und Zusammengehörigkeit was dann auch eine Abgrenzung zu anderen Gruppen erzeugt und darstellt.
Je größer diese Subgruppe ist desto einfacher wird es sich zur großen Mainstream Gruppe abzusetzen.
10 Personen im Rock verlieren sich , 100000 oder noch mehr sind nicht zu übersehen. Bei Festivals ( Wacken, Mera Luna, WGt..,,  ) wird gerade das verdeutlicht- das Wir Gefühl was sonst über das Land verteilt nicht deutlich wird.
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Offline hirti

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MAS,
du schnüffelst zwar in diverse Szenen, aber du gehörst keiner davon so ganz an.
Das bedeutet aber auch, dass es für dich kein Weltuntergang ist, wenn man dich in einer Szene als nicht so ganz zugehörig betrachtet.

Ich sehe es wie Doppelrock:
Einer Subkultur anzugehören bedeutet für mich sehr wohl, sich auch in ihrer Uniform zu kleiden.
Das zeigt, dass man dazugehört und das ist richtig wichtig.

Als kleines Beispiel ein Foto das ich kürzlich gemacht habe:
Beide Kollegen tun das gleiche - Motorradfahren - und haben damit die gleichen Anforderungen an ihr Outfit. Aber könnt ihr euch vorstellen, dass sie die Outfits tauschen?
Oder der hintere Kollege auf der Harley sich für dieses schöne Modell entscheidet, weil es so gut zum Moped passt?

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Offline MAS

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MAS,
du schnüffelst zwar in diverse Szenen, aber du gehörst keiner davon so ganz an.
Das bedeutet aber auch, dass es für dich kein Weltuntergang ist, wenn man dich in einer Szene als nicht so ganz zugehörig betrachtet.

Lieber Hirti,

wie meinst Du das, dass ich keiner der Szenen ganz angehöre?

LG, Micha
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Offline hirti

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Ich meine, dass es nicht dein ausschließlicher privater Lebensinhalt ist, einer Szene anzugehören.

Wenn jemand zum Beispiel der Gothic Szene angehört, dann stelle ich mir das so vor, dass derjenige sich dann die Haare schwarz färbt, der auf einen hellen Taint der Haut achtet, sich schwarz kleidet, egal ob er zur Arbeit, zur Tante Mitzi oder zum einkaufen geht.

So ist das bei dir ja nicht.
Du bist, wie du schreibst, in manchen Szenen unterwegs - mal in der, mal in einer anderen, sodass du nicht den kompletten Fokus darauf legst und auch nicht dein Glück darin suchst, dich einer Szene anzupassen und dort richtig gut anzukommen.

Offline MAS

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Lieber Hirti,

ah, so meinst Du das. Ich hatte es verstanden im Sinne von "nicht richtig". Aber es wäre schon schlimm für mich, wenn ich eines davon nicht mehr ausüben könnte. Ich gehöre da schon jeweils ganz dazu, habe teilweise auch Ehrenämter darin, im interrel. Dialog bin ich im Vorstand von RfP Deutschland, für die Kombination aus Folkmusik und Fotografie habe ich einen Presseausweis vom Folker, und dass ich in der Rockszene voll und ganz dabei bin, merkt man hier im Forum und sieht es an meiner alltäglichen Kleidung.

Und doch ist es mir auch wichtig, jeweils "gut anzukommen", was nicht heißt, dass ich Leuten nach dem Munde rede, sondern ich will mit meiner eigenen Art und Weise, diese Dinge zu tun, gut ankommen. Wenn ich dann nicht bei jedem gut ankomme, dann ist das umgekehrt genau so, ohne dass der, der bei mit nicht gut ankommt, nicht auch ganz dazugehören würde.

Ich wäre schon unglücklich, wenn davon was wegbrechen würde. Das könnte ich wohl kompensieren, aber besser ist es, es nicht kompensieren zu müssen.

LG, Micha
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Offline cephalus

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Wenn jemand zum Beispiel der Gothic Szene angehört, dann stelle ich mir das so vor, dass derjenige sich dann die Haare schwarz färbt, der auf einen hellen Taint der Haut achtet, sich schwarz kleidet, egal ob er zur Arbeit, zur Tante Mitzi oder zum einkaufen geht.

Täusche Dich da nicht ;D
Ich habe ich der Verwandschaft ein Paar, dass sehr tief in diese Szene eintaucht, und trotzdem muss man im Alltag schon genauer hinsehen, um den Bezug zu erkennen.

Es sei denn, du ziehst den Umkehrschluß, wer nicht immer schwarz usw. herumläuft gehört nicht wirklich dazu ;)
Was bei ihr im konkreten Fall schon sehr besonder wäre - sie ist Ärztin...

Offline Timper

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Richtig Cephalus. Denn das konsequente Umsetzen ist ja wohl bei den wenigsten möglich. Es gibt schließlich Umstände zb Arbeit wo das nicht möglich ist.
Somit grenzt sich das dann eher auf den privaten und den Wochenendbereich ein.
Und dann kommen ja auch noch die entsprechenden Interessen und Neigungen dazu die sich nicht unbedingt im Outfit widerspiegeln.
Nur allein das auf das Äußere zu beschränken greift zu kurz.
Wenn einer Mittelalterliche Rock Musik mag ( zb. Versengold) wird der sicher nicht 24/7 mit Bärenfell und Dudelsack rumlaufen.
Ich glaube da darf man nicht Stereotypen aufsitzen.
Ich habe auch oft Leute aus der Szene gesehen die zb rote oder mehrfarbige Haare hatten. So einfach ist das nicht.
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Offline Skirt-Man

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Ich sehe da in der Metalszene kein Zwang sondern eher ein Lebensgefühl. Für viele ist die einzige Gemeinsamkeit, die Musik.
Ansonsten laufen die Menschen so individuell rum, wie es nur geht.
Na klar gibt es Gemeinsamkeiten (Kutte, Bandshirt, Schmuck usw.) aber es ist kein Zwang und nicht jeder nutzt es.

In dem Fall verbindet die Musik und alles äußerliche ist egal.

Offline Timper

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Richtig. Genauso vielfältig habe ich die Festivals Mera Luna und Stella Nomine gesehen. Klar in der Regel dominierte Schwarz. Aber nicht zu 100%. Was aber viel interessanter war wie individuell das dann dargestellt wird in diversen Varianten von Schnitt, Verzierungen. Ja selbst die 0815 schwarze Jeans ist schon ein Statement oder Bekenntnis das man dazugehört. Hier braucht es dann den Kontext.
Es kann aber auch ein rot- schwarzer Kilt sein. Oder halt Hosen mit diversen Verzierungen, Schnallen, Riemen ect. Der gemeinsame kleine Nenner ist dann halt die Farbe Schwarz. Mancher hat dann noch einen Sidecut aber das ist schon seltener. Einheitlich gibts fast nicht. Man muss mal genauer hinschauen!
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Offline Albis

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Zur Ausgangsfrage: Ja! Subkulturen bzw. Szenetreffen bieten in gewisser Weise einen geschützten Raum, in dem man mutiger etwas ausprobieren kann, was man in der sonstigen Öffentlichkeit eher nicht wagt.

Und nein, es ist nicht so, dass sich alle Szeneangehörige rund um die Uhr in entsprechenden Szeneklamotten kleiden. Ich kann aus der Gothicszene berichten, dass es natürlich auch die Hartgesottenen gibt, die das dennoch tun. Die meisten jedoch kleiden sich im Alltag schlicht schwarz und holen die extravaganten Stücke nur bei entsprechenden Anlässen aus dem Schrank.

Die meisten Szenen definieren sich ja nicht nur über Kleidung, sondern über ein Lebensgefühl oder gemeinsame Wertvorstellungen. Und die trägt man auch in sich, wenn man nicht komplett szenetypisch gekleidet ist.

LG, Albis


 

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