Tja, Hirti, das Thema ist so vielschichtig, dazu könnte ich jetzt ein Buch schreiben oder es würde Gesprächsstoff für ein bis zwei Abende liefern.
Als erstes, Wie man Kinder schützen muß, hängt ganz wesentlich vom Kind ab - ich habe zwei extrem unterschiedliche Exemplare:
Mein Großer war in seiner Klasse, seinem Freundeskreis usw. schon immer der uneingeschränkte Alpha, er hat als 5. Klässler schon den 16-Jährigen gesagt wo's lang geht und die haben pariert

Jetzt wo er mit 14 fast die 190cm erreicht hat, hat sich nichts geändert - er macht sein Ding und ist unangreifbar. Um ihn mache ich mir da nicht die geringsten Sorgen.
Mein Kleiner ist eher labil und angreifbar und kann sich nur bedingt wehren. In der Schule steht er unter dem Schutz des großen Bruders, ihn geht niemand dumm an. Mein Großer legt sich selbst mit Lehrern an, wenn er denkt sie wären ungerecht zum Bruder. Leider fehlt es noch sehr an Diplomatie
Aber unabhängig davon war die Kleidung des Papas noch nie ein Thema.
Vielleicht hätte es aber in anderer Konstellation zum Thema werden können.
Sicher ist es auch von Vorteil in eine Millionenmetropole zu leben, die Menschen sind einfach mehr und vielfältiger als in einer kleinen Gemeinde. Man sieht täglich so viele, sehr eigene Menschen, da fällt ein anderer Verrückter nicht auf.
Zu Deiner Frage, seit wann mich meine Kinder im Rock kennen:
Mein Kleiner kennt mich im Rock, seit er ein Jahr alt ist. Zu dieser Zeit habe ich Röcke nur heimlich getragen und die Gelegenheit genutzt es zu tun, in der Zeit in der ich mit ihn allein war.
Die war reichlich, da ich mich zu der Zeit um die Erziehung gekümmert habe meine Frau in der Arbeit und der Große in der Kita war.
Der Große kennt mich im Rock, seit ich ihn offen zuhause trage. Der Rock war nie ein Thema zuhause, zumindest kein kontroverses, so hat sich das wohl auch im Kindergehirn festgesetzt – als etwas Normales.
Wann, bzw. in welchem Alter das war kann ich nicht mehr genau sagen es war damals Salamitaktik: Leggings langer Pulli, Strickkleid usw. ich müsste mich durchs Forum klicken…
Ich denke mein Großer war ca. 5 mein Kleiner 2,5. Auf jeden Fall ein Alter in dem man weitgehend unkritisch akzeptiert, was Eltern machen.
Nach und nach habe ich dann die Öffentlichkeit mit Röcken, auch oft in Begleitung von Frau und Kindern erobert.
Auf diese Weise wurden sie bislang noch nie zu einem Thema bei meinen Jungs.
Wie wird wohl mein Sohn (10) reagieren, wenn ich ihm das eines Tages erzähle und zeige?
Welches Alter ist wohl ein gutes dafür?
Kein Alter ist dem anderen vorzuziehen – wie es verstanden und aufgenommen wird ist aber unterschiedlich. Am schwierigsten dürfte wohl die Pubertät sein, ich würde fast sagen, sags ihm gleich (die Pubertät fängt demnächst an) oder danach,
Wenn er irgendwann mental erwachsen ist, so zwischen 14 und 60, kann er den Vater unabhängig von der eigenen Person betrachten, dann greift es ihn üblicher Weise weniger emotional an.
Reaktion? Von „so what? Warum machst du ein Thema draus?“ Bis: Denk Dir den schlimmsten Alptraum aus.
Ich denke bei vielen hängt Betrachtung und Reaktion auch sehr vom Er-Lebensumfeld ab. Wer ständig auf ein buntes Gemisch an Menschen, Lebensweisen optischen Erscheinungen und Ansichten trifft, kann sicher viel entspannter mir einem Rock am Vater umgehen, als jemand der konservativ kleinstädtisch in festen Normen und Traditionen aufwächst.
Ich habe einen sehr guten Freund in Köln, dessen Kinder ich seit deren Geburt kenne, die sind jetzt 17 und 15, aber erst vor 2 Jahren sahen sie mich das erste Mal im Rock:
Keine Überraschung, kein Entsetzen, irgendwann mal die Nachfrage aus welchem Material der Rock sei. Als sei es das Normalste überhaupt. Ich habe meinen Freund gefragt, ob er ihnen von meinen Röcken jemals erzählt hätte, er verneinte, wäre doch keinerlei Thema, aber Röcke an Männern sähe man hier doch ständig.
Darf ich annehmen, dass deine Frau dir auch auch schon früher diesen tollen Kleidungsspielraum eingeräumt haben und du damit schon lange die Möglichkeit hast, in privatem Umfeld Rock und Kleid zu tragen?
Ja, darfst Du.
Ausschließlich ich selbst war der Hemmschuh, schon immer.
Meine Frau sagt seit jeher, ich solle tragen was mir gefällt.
Die riesige, vermutlich die wichtigste Frage ist für mich auch:
Und wie wird das Umfeld meines Sohnes reagieren?
Unvorhersehbar.
Was wird es sehnen? Was wird es auf welchen Wegen hören? Welche Phantasien entstehen? Je höher und heimlicher das Thema aufgehängt wird, desto mehr wird die Phantasie angeregt.
Aber auch hier hängt es von der Sozialisation ab, eingebettet in eine queere akademisch links-grüne Großstadtumgebung kommt vermutlich etwas anderes heraus, als im tiefen Bayerischen Wald am Bauernstammtisch.
Und selbst wenn es an letzterem jemand cool fände, würde er tunlichst die Klappe halten und mit den Hunden bellen.