Autor Thema: heute-show: Soldaten im Kleid  (Gelesen 5252 mal)

Offline Skirtedman

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #30 am: 22.10.2025 12:21 »
Interessant, Michl:

Das Gefühl, weniger ernst genommen zu werden, aufgrund abweichender Kleidung.

Ich nehme das in dieser Weise nicht wahr, obwohl dieser Gedanke ja naheliegen könnte.

Ich nahm Deine Worte mal zum Anlass, um ein wenig in meine Geschichte hineinzuhorchen, hineinzufühlen.

Wegen eines anderen Zusammenhangs derzeit in meinem Kopf - entsprechender Forumsbeitrag wird folgen; EDIT: folgte - dachte ich primär daran, dass ich manchmal - sehr vereinzelt - schon mal das Gefühl hatte, in der Gastronomie nicht bedient oder sehr schlecht bedient worden zu sein; ja, bisweilen auch abgelehnt ("alles reserviert") worden zu sein. Nicht selten hat sich hinterher es aufgeklärt, dass wirklich alles reserviert war (was allerdings nur selten sich aufklären lässt), die Bedienung nur schlecht war, oder dass ein menschlicher Fehler z.B. bei Klärung von Zuständigkeiten (z.B. "Dein Tisch!", "Nee, Dein Tisch!") vorlag, oder man wegen Überlastung tatsächlich einfach nur vergessen worden ist. Oft fühlte ich mich schon bewusst vernachlässigt, während sich später alles mit einer Herzlichkeit, Freundlichkeit und mit großen Entschuldigungen aufklärte.

Dennoch ein paar Restvorkommnisse bleiben übrig, wo die Ablehnung vielleicht wirklich eine Rolle spielte.

Bleiben wir auf dem Feld der Gastronomie. Früher ernährte ich mich deutlich häufiger von Kebab oder Börek als inzwischen. Und betrat ich ein für mich neues solches Steh- oder Straßenrestaurant, begleitete mich oft das Gefühl, ggf. auf Verachtung und Ablehnung zu stoßen bei Personal und den oft da daueranwesenden Stammgästen. Mein eigenes Vorurteil über deren Vorbehalte und die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen ohne zu verstehen, was sie reden, ließ dieses dumpfe unterschwellige Gefühl aufkommen. - Gut in diesem Zusammenhang ist, wenn man auf die Schlüsselworte "adam" (Mann) und "etek" (Frauenrock) achtet, letzteres nicht zu verwechseln mit "ekmek" (Brot). -

Es gibt viele Möglichkeiten, neben verbal in einer mir unverständlichen Sprache diffamiert zu werden auch noch schlechter bedient zu werden... ...weniger Fleisch, ungares Fleisch, weniger Gemüse, irgendeine Zutat willentlich weggelassen oder willentlich die falsche Soße etc., begleitet vom Wissen über den Skandal, wo früher eine bewusst schlechte, verunreinigte Soße bereitgehalten wurde für unliebsame Gäste oder Deutsche. - Fast nie hat sich mein unterschwelliges Gefühl meines Vorbehaltes bestätigt. Ich bin fast immer zuvorkommend und fair behandelt worden. Meine Sorgen waren fast immer unbegründet.

Dieser Gastro-Bereich ist ja nur eine Ebene des alltäglichen Lebens, den man aber ein bisschen als Gradmesser nehmen könnte, wie fremde Leute auf Dich reagieren und mit Dir umgehen. Freilich mag das Interesse von Gastronomen an meinem Geld größer sein, als meinen Anblick aus seinem Gastbereich sofort oder auf Dauer zu verbannen.

Ich glaube - wenn ich meinen Werdegang in Rock und Kleid beleuchte -, am Anfang unter Menschen hatte ich das Gefühl, alle (fast alle) finden mich einfach nur daneben, peinlich oder lächerlich. Manche sprachen ja auch Flüche über mich aus, andere verhöhnten mich lautstark auf Plätzen und Straßen. Das alles kam ja gar nicht selten vor, zu Anfang "meiner Zeit".

Später hat das sehr nachgelassen. Die Gesellschaft ist gereift. Ich bin gereift. Ich konnte über Angriffe drüberstehen. Ich habe auch einen etwas gesicherteren Modestil entwickelt, der weniger Angriffsfläche zur Lächerlichkeit geboten hat. Ich konnte besser reagieren, und über Ablehner hinweglächeln oder sie mit meinem Lächeln als Gegenreaktion für mich gewinnen...
All das hat mich sicherer in meinem Auftreten gemacht.

Und nach dieser ersten Phase der Unsicherheit (die bei mir viele Jahre dauerte) sickerte ich auch, mental gefestigt, allmählich in die normale Alltagswelt ein. Ich hatte keine Vorbehalte mehr, im Rock zum Arzt zu gehen. Ich überlegte nicht mehr, ein Restaurant zu meiden, weil ich Angst vor Ablehnung wegen des dortigen gehobeneren Flairs befürchtete. Ich konnte auch mehr auf Menschen zugehen. Ich konnte meine Freunde in meine Bekleidungslieben einweihen. Die Verwandtschaft begann, sich daran zu gewöhnen oder damit abzufinden, etc.

In dieser zweiten Phase (mit unterschiedlichen Teilgeschwindigkeiten, auch was die Arbeit betrifft) war ich unter den Menschen angekommen - und hatte auch intensiveren Kontakt, ja, da musste ich langsam, ganz langsam hie oder da auch mich erst beweisen, ernst genommen zu werden. Ja, nachdem die erste Phase der eigenen Vorbehalte gegen die Meinung der anderen abgeschlossen war, eröffnete sich eine Phase, wo ich mit eigener Energie tatsächlich die Vorbehalte einiger anderer Mitmenschen aufbrechen musste.

Vielleicht bist Du gerade in einer ähnlichen "Entwicklungsstufe". Solche Phasen enden nicht eben und jetzt und eine neue Phase beginnt, sondern sie gehen langsam ineinander über - und geschehen auf unterschiedlichen Ebenen unterschiedlich schnell.

Ich denke, diese zweite Phase ist bei mir in der Tat praktisch völlig abgeschlossen. Und das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, hat sich massiv gelegt. Im Gegenteil, inzwischen glaube ich, gerade wegen meiner Normabweichung öfter ernster genommen zu werden, mehr geachtet zu werden, gegenüber von als wäre ich noch derselbe Hosenmatz von einst, oder gegenüber von ganz wenig vereinzelten Menschen, die mich noch immer eher ablehnen. Ich glaube, heutzutage werde ich von den Menschen in ähnlichem Maße gemocht und von anderen abgelehnt, wie es der Fall wäre, würde ich dem allgemeinen Erwartungsbild (also Hosen) entsprechen.

Nur, heute sind es die richtigen Leute, die, die besser zu mir passen. In einem aufgezwungenen Hosenleben wären eben etliche richtige Leute nicht dabei, weil sie keine Chance hatten, mein Inneres kennenzulernen; und es wären etliche scheinbar "richtige" Leute dabei, die aber nicht zu meinem Inneren passten, also kurzum einige falsche "richtige".

Tja, schade, dass diese Betrachtung jetzt im Thread "Soldaten im Kleid" untergeht. Und schade, dass wir jetzt so viel eher offtopic-Worte hier im Thread haben.

Aber das musste ich jetzt mal an dieser Stelle nachdenken und niederschreiben.
Vielleicht, Michl, findest Du da einiges, was auch zu Deinem Werdegang Ähnlichkeiten aufweist.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?

Offline JJSW

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #31 am: 22.10.2025 13:08 »
Dann sind wir sozusagen auch Soldaten im Kleid, die gewaltfrei ohne Waffen kämpfen, gegen Widerstände in der Gesellschaft, oder die vielleicht auch nur im eigenem Kopf existieren.

@Wolfgang
Schön geschrieben.

Gruß
Jürgen

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Offline MAS

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #32 am: 22.10.2025 13:26 »
Was aus Deinem Beitrag, lieber Wolfgang, auch wieder klar herauszulesen ist, ist, wie wichtig es ist, Menschen nicht nach ihrer Herkunft, ihrem Aussehen, ihrer Sprache usw. zu beurteilen und eigenen Vorurteilen diesen Menschen gegenüber selbstkritisch zu begegnen.

LG, Micha
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Offline Albis

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #33 am: 22.10.2025 19:56 »
@MAS: Der Unterschied der Wahrnehmung in Rock und Hose an einem Beispiel: Ich nehme derzeit an einem Lehrgang teil, bei dem man sich jeden Monat für drei Tage zu Kolloquien trifft. Die ersten beiden Tage bin ich in Hosen erschienen und den letzten Tag im Rock. An den ersten beiden Tagen habe ich mich voll integriert gefühlt, man kam zu mir um fachliche Fragen zu diskutieren. Am letzten Tag gab es deutlich weniger Diskussionen, vielleicht auch, weil manche schnell nach Hause wollten. Auch als sich Teile des Kurses zur organisatorischen Abschlussrunde getroffen hatten, hatte ich auch den Eindruck, dass einige mir gegenüber nennenswert distanziert waren. Michl und skirtedman beschreiben ja auch ein paar Beispiele, die ich gut nachvollziehen kann.

@Timper: Den Zusammenhang zu cancel culture sehe ich nicht.

Letzten Endes kann ich die Reaktion der Menschen ja auch verstehen, zumal ich früher möglicherweise ähnlich reagiert hätte. Aber inzwischen habe ich mir angewöhnt, außergewöhnlich aussehende Menschen interessant zu finden und offen für einen Kontakt zu sein. Zumindest besser als langweiliger Einheitsbrei.

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Offline MAS

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #34 am: 22.10.2025 22:55 »
Lieber Albis,

"schwarze Schafe" stehen ja sprichwörtlich für Menschen, die aussehen "wie alle" und solche, die anders aussehen. Letztere werden oft ausgegrenzt. Ob dieses andere Aussehen nun die Kleidung, die Haut- oder Haarfarbe oder andere Merkmale betrifft, ist dabei weniger wichtig.


Zu "Cancel culture" fällt mir übrigens das aktuell diskutierte oder schon verabschiedete (?) Gesetz ein, wonach fleischfreie Lebensmittel nicht mehr "Wurst", "Schnitzel" oder sonst wie an Fleisch erinnernd bezeichnet werden darf. Derselbe Kanzler, der gegen zu viele EU-Vorschriften wetterte, verteidigte gerade dieses Gesetz. Und wenn man nach USA schaut, welche Begriffe und Ansichten da gerade gecancelt werden. Verrückte Welt"

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Offline high4all

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #35 am: 23.10.2025 08:23 »
Zu "Cancel culture" fällt mir übrigens das aktuell diskutierte oder schon verabschiedete (?) Gesetz ein, wonach fleischfreie Lebensmittel nicht mehr "Wurst", "Schnitzel" oder sonst wie an Fleisch erinnernd bezeichnet werden darf.

LG, Micha
Das ist noch kein Gesetz. Das Europa-Parlament hat lediglich beschlossen, dass fleischlose Lebensmittel nicht mehr "Wurst" usw. heißen sollen. Nun muss noch eine Mehrheit der EU-Länder zustimmen. Und erst wenn das passiert ist, müssen die einzelnen Staaten den Beschluss in nationales Recht umsetzen.

Dauert also noch, bis Du eine vegane Wurst nicht mehr Wurst nennen darfst.  :)

Und das alles, damit der dumme Fleischesser, der nicht lesen kann, im Supermarkt nicht aus Versehen eine fleischlose Wurst kauft, diese verzehrt und sich wohlmöglich dadurch infiziert und der Fleischindustrie untreu wird. ::)
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Offline MAS

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #36 am: 23.10.2025 08:31 »
Danke, lieber Hajo. Ich war mir nicht sicher, wie weit der Prozess schon gediehen ist.

Jedenfalls müssen die, die dieses Gesetz wünschen, die Leute für sehr dumm halten, wenn sie denken, da würde immer falsch eingekauft. Wenn ich Fleisch kaufen will, kaufe ich Fleisch, wenn ich fleischfreie Kost kaufen will, kaufe ich fleischfreie Kost und wenn ich gänzlich pflanzliche Kost kaufen will, kaufe ich gänzlich pflanzliche Kost. Dass Leute mit den Wörtern "vegetarisch" und "vegan" durcheinander kommen können, kann ich verstehen, dass aber, wenn sie Fleisch essen wollen, keines der beiden Wörter draufstehen darf, das müsste doch jeder verstehen.

Jedenfalls ist dieser Gesetzesentwurf doch ein Beispiel von "Cancel Culture", oder nicht? Da sollen wirklich Wörter für bestimmte Produkte verboten werden, nicht nur empfohlen, sie nicht zu verwenden.

LG, Micha



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Offline cephalus

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #37 am: 23.10.2025 10:30 »
Nachdem keine Gefahr von diesen Produkten ausgeht, oder ausgehen sollte, verstehe ich das als Befriedigung der Lobby...

Obwohl... wenn jemand auf Soja, Kichererbsen usw. allergisch ist, könnte es vielleicht gefährlich werden, weil er kaum die Inhaltsstoffe überprüfen dürfte, wenn er denkt, es sei ein reines Schnitzel, mit Inhalt ausschließlich Schwein. Sehr theoretisch  ::)


Kleine Anekdote:
Vor zwei Jahren war ich in einem kleinen Hotel in Köln, mit bewusst ökologischer Ausrichtung.

Beim Frühstücksbuffet gab es auch Wurst und Käseaufschnitt, an dem ich mich bediente.
Als ich in mein Wurstbrötchen biss, spuckte ich unwillkürlich den Bissen wieder aus, Konsistenz und Geschmack dieser korrekt aussehenden Wurst ließen mich unmittelbar schlussfolgern: „verdorben“.

Meine Tischgenossen fragten, was los sei und als ich meinen Verdacht äußerte, mussten sie lachen: Es sei vegane Wurst, die würde so gehören und sie wäre doch eigentlich ganz gut.

Ich blieb also bei Buttersemmel und Kaffee, da ich Süßkram zum Frühstück nicht mag.

Für mich stellt eher das Aussehen der Produkte ein Problem dar, vor allem wenn sie, wie hier, nicht beschriftet sind.

Ich fordere, dass Veganes nur noch in Totenkopfform mit Blatt in den Zähnen verkauft werden darf. ;D ;D ;D

Offline MAS

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #38 am: 23.10.2025 11:19 »
Wie war das mit dem Affen und der Seife?

Ich bin jedenfalls ganz froh, dass es diese Fleischersatzprodukte gibt, denn als Fleischesser konditioniert aber beim Fleischessen Gewissensbisse habend, greife bzw. beiße ich da dann ruhigen Gewissens zu, wenngleich tatsächlich die Ähnlichkeit zu Fleischprodukten mal größer, mal kleiner ist. Veganen Käse fand ich indes noch fast keinen, der mich befriedigte.

Allerdings esse ich nicht viel von den Fleischersatzprodukten, weil da ja auch eine Menge Zusatzstoffe drin sind. Dann doch meistens lieber ovo-lakto-vegetarisch.

Und was hat das Thema mit dem Threadthema zu tun? Ganz einfach: Beide Themen sind Teil des derzeitigen Kulturkampfes:
binäres versus nichtbinäres Gendermodel
hoher Fleischkonsum versus niedriger Fleischkonsum
Männer müssen Hosen tragen versus Männer dürfen auch Röcke tragen
mein Land zuerst versus Gleichrangigkeit aller Länder
Ausländerfeindlichkeit versus Willkommenskultur
Sehnsucht nach einem starken Führer versus Demokratie
Gleichgültigkeit gegenüber dem Klima versus Klimaverantwortung
Reaktion versus Progression
usw. usf.



LG, Micha
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Offline Skirtedman

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #39 am: 23.10.2025 11:52 »
Dieser Beitrag beginnt gleich mit einem
Edit: Herzlichen Dank, Micha, jetzt hast Du meinen Beitragsanfang mal grad wieder kaputt gemacht...!




Ich finde interessant, wie von 'Soldaten im Kleid' über einen 'Soldaten im unpassenden Faltenrock' nun die Ausweisung fleischloser Lebensmittel diskutiert wird.
Im echten Leben am Kneipentisch hätte spätestens jetzt jemand, der noch zum ursprünglichen Thema was loswerden wollte, überhaupt keine Chance mehr, es sei denn er würde sich mit einem Machtwort unbeliebt machen.

Drum reihe ich mich nun mit in den Diskussionsfluss ohne Machtwort mit ein und philosophiere zunächst über so manche Widersinnigkeit.

Denn Schnitzel hat nichts mit Fleisch zu tun. Schnitzel hat was mit der Form zu tun. Nicht umsonst geht es bei einer Schnitzeljagd nicht um die Wurst. Ein Holzschnitzer produziert auch Holzschnitzel. Schnitzel ist eine abgeleitete, verkleinerte Form von Schnitt, etwas, was von einem zumeist größeren Stück abgeschnitten ist, meist in einer etwas länglichen Form, also eine etwas speziellere Form von einem Schnipsel. Schnitzel kann aus Fleisch sein, aber auch etliches anderes sein. Dass ein Fleischschnitzel verkürzt einfach nur Schnitzel genannt wird, hat nichts mit dem Material zu tun, sondern mit der Faulheit, es beim vollen Namen zu benennen.

Ähnliches auch mit Wurst. Die historisch älteste Form von Wurst ist die Knackwurst (ohne n). Dass man diese Form nun sehr viel häufiger findet, hat was damit zu tun, dass man bei erlegten Tieren irgendetwas in deren Därme hineingefüllt hat und zur Haltbarkeitmachung die Enden abgedreht hat, oder mittendrin, um die Masse etwas zu unterteilen.
Der Großvater oder so meines Schwagers, hat den künstlichen Endlosdarm erfunden, leider ohne sich die Patente dafür zu sichern.
Wurst beschreibt lediglich auch wieder die Form, wobei die äußere Form völlig verloren geht, sobald Wurst aufgeschnitten ist.

Inwieweit fleischlose Schnitzel nun noch notwendigerweise diese äußere Form von etwas abgeschnittenem haben müssen, ist mir nicht bekannt (und darf bezweifelt werden). Dass fleischlose Würste zunächst die Wurstform erhalten, weil die Masse zunächst in einen begrenzenden Schlauch eingefüllt wird, ist mir noch eher einleuchtend. Jedoch Schnitzel und Wurst einzig auf fleischigen Inhalt zu beziehen, scheint mir enorm zu kurz gegriffen.

Dennoch sehe ich die Verwechslungsgefahr. Weil ich sie selbst schon erlebt habe. Ich lese beim Einkauf nicht notwendigerweise alles, was da überall auf den Verpackungen und Etiketten geschrieben ist. Da würde sich mein Einkauf um Stunden verlängern. Bisweilen habe ich mir schon bewusst solche vege´n Ersatzprodukte gekauft, um mal nicht was fleischhaltiges zu mir zu nehmen. Erst gestern habe ich mir bewusst fleischlose Bratlinge in die Pfanne gehauen.

Neulich aber - ich freute mich schon so sehr auf das abgepackte Schnitzel in meinem Kühlschrank - haute ich besagtes Schnitzel in die Pfanne, begleitet von anderen leckeren Nährbeigaben, und aß es mit Genuss. Erst nach dem Verzehr, beim Entsorgen der Verpackung, wurde mir bewusst, dass ich da ein veg´es Schnitzel via Messer und Gabel, Zähne und Zunge usw. in meinen Bauch befördert hatte. Mir ist weder vom Bratverhalten, noch von Aussehen oder Konsistenz, noch vom Geschmack irgendetwas anderes aufgefallen als würde ich ein Schweineschnitzel essen. Mir ist dieser ungewollte Fehleinkauf nicht zum ersten passiert, allerdings hatte ich dann an vorgenannten Kriterien erkannt, dass es veg´e Imitationen sind, was ich da vor mir hatte. Zumeist stach mir dann doch schon beim Öffnen der Verpackung in Form von Text diese Tatsache ins Auge.

Ins Auge - noch so ein Stichwort. Derzeit beschäftige ich mich mit Kefir. Ich weiß, ich könnte ihn mir selbst ansetzen. Will ich aber nicht. Ich will Kefir künftig bei Bedarf im schnellen Einkauf unkompliziert erwerben und dann konsumieren, wenn ich Bock drauf habe. Anders als Joghurt 1,5% und Joghurt 3,8% sind bei Kefir der Kefir und der Kefir mild zwei ziemlich abweichende Produkte. Bis jetzt habe ich noch keinen Kefir ohne mild gefunden. Sehr wohl aber Kefir, wo mild gleich dabei steht, aber auch Kefir, wo erst an anderer Stelle, oft im kleinen Fließtext irgendwo die nähere Produktbeschreibung "mild" aufzufinden ist. Und auf Regaletiketten steht oftmals das 'mild' gar nicht mit dabei. So weiß ich nicht, ob die leeren Regalfächer tatsächlich, wenn sie mal wieder aufgefüllt sind, das gesuchte Kefir ohne 'mild' bereithalten.

Also die Verwechslungsgefahr ist schon gegeben. Nun, das ist aber auch bei anderen Produkten gegeben. So ist eine Lammkeule etwas anderes als eine Plastikkeule für Kinderspielzeug. Und beim schnellen Einkauf kann man auch schon mal statt der erwarteten Batterien zuhause dann Akkus wiederfinden...

Und achja: Bei mir vor der Haustür laufen Soldaten nackisch auf und ab.
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Offline doppelrock

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« Antwort #40 am: 23.10.2025 12:44 »
Dann sind wir sozusagen auch Soldaten im Kleid, die gewaltfrei ohne Waffen kämpfen, gegen Widerstände in der Gesellschaft, oder die vielleicht auch nur im eigenem Kopf existieren.

@Wolfgang
Schön geschrieben.

Gruß
Jürgen

Sicha ned. Soldaten sind Untertanen eines Königs, eines Oligarchen oder eines anderen Herrschers, die ihr Leben zum Preis von etwas Brot oder ein paar Münzen für die Vergrößerung des Reichtums des Herrschers riskieren. Das ganze skrupellos und rücksichtslos mit Waffengewalt. Gegenüber dem definierten Gegner oder Feind gibt es keine Sympathie, Rücksicht oder Erklärung des Anliegens.

Damit setze ich mich nicht gleich.

@ Jürgen: Wer ist in diesem Kampf dein Dienstherr und wer zahlt den Sold?

Offline JJSW

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #41 am: 23.10.2025 15:03 »
Hasch ja recht, i eigentlich au ned.
Hab eh keine Lust zu kämpfen und deswegen klinke ich mich hier wieder aus.
Ist eher ein Kampf gegen Windmühlen. Seh ich ja hier wohin die Kämpfe bzw. Diskussionen führen. Geht immer nur im Kreis herum.
jetzt gehts irgendwie um Lebensmittel mit oder ohne Fleisch oder so.
Sollen die hier weitermache, die mehr Zeit dafür haben.
Schönen Tach noch.

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Offline MAS

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Antw:heute-show: Soldaten im Kleid
« Antwort #42 am: 23.10.2025 16:38 »
Na eigentlich, lieber Wolfgang, wollte ich den Faden wieder aufnehmen bzw. an ihn anknüpfen.

Aber allem, was Du schreibst, kann ich nur zustimmen. Bei einer Schnitzeljagd geht es ja auch nicht um Fleisch.

Ich frage nur, warum hier alle Mitgefühl mit Fleischessern haben, die aus Versehen ein vegetarisches Produkt kaufen, aber niemand umgekehrt mit Vegetariern, die aus Versehen Fleisch kaufen? Wäre das nicht viel schlimmer. Kein Fleischesse isst schließlich nie Pflanzliches - außer vielleicht ein Inuit. Aber Vegetarier essen, wenn sie es streng handhaben, nie Fleisch.

Und nackische Soldaten vor Deiner Haustür? Du wirst doch nicht aus Versehen einen alkoholfreien Wein getrunken haben und jetzt halluzinieren?  ;D

LG, Micha
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Offline MAS

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« Antwort #43 am: 23.10.2025 16:40 »
Wer kennt das Zitat:

"Wo haben Sie gestanden?"
"Gestanden? Gesessen hab ich!"

(Vielleicht nicht ganz wörtlich, aber sinngemäß zitiert.)

LG, Micha
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« Antwort #44 am: 24.10.2025 13:29 »
Und nackische Soldaten vor Deiner Haustür? Du wirst doch nicht aus Versehen einen alkoholfreien Wein getrunken haben und jetzt halluzinieren?  ;D

LG, Micha

Das sind die nackischen Soldaten, die vor meiner Haustür auf und ab laufen; beim näheren Hinsehen sind das sogar nackische Soldatinnen.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
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