Autor Thema: "und ab und zu sogar Röcke."  (Gelesen 196 mal)

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 27.968
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
"und ab und zu sogar Röcke."
« am: Gestern um 11:15 »
Gude zusammen!

Ich bin auf dieser Seite: https://www.urbia.de/forum/7-jugendliche/5965484-jungs-in-maedchenkleidung-normal-oder-noch-ein-tabuthema auf folgenden Satz gestoßen:

"[...] mein 15-jähriger Sohn trägt total gerne Kleidung, die man eher als 'mädchenhaft' bezeichnen würde – Leggings, kurze Hoodies oder Crop Tops mit langen Ärmeln, femininere Sneakersocken, Mädchenjeans und ab und zu sogar Röcke. [...]"

Die anschließende Diskussion bringt für uns nichts oder nicht viel Neues, aber ich finde die in dem zitierten Satz benannte Reihenfolge interessant, weil gerade anders herum ist, als wie wir hier vorgegangen sind:

Dort heißt es "Leggings, kurze Hoodies, Crop Tops mit langen Ärmeln, femininere Sneakersocken, Mädchenjeans" und dann "und ab und zu sogar Röcke". (Fette Hervorhebung von mir.)
Die Röcke stellen für die Schreiberin also eine Steigerung des Femininen gegenüber den vorgenannten Kleidungsstücken dar.

Wir dagegen fingen mit Röcken an, kombinierten sie zumeist mit deutlich männlichen anderen Kleidungsstücken und kamen erst nach und nach zögerlich dazu, andere weiblich gelesene Kleidungsstücke mit den Röcken zu kombinieren. Für uns bilden also die anderen Kleidungsstücke eine Steigerung des Femininen, nicht die Röcke.

Ich finde das einen interessanten Unterschied in der Bewertungs- und Vorgehensweise.

Was denkt Ihr darüber?

LG, Micha

 
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline doppelrock

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 1.574
  • Geschlecht: Männlich
Antw:"und ab und zu sogar Röcke."
« Antwort #1 am: Gestern um 11:24 »
Hallo @MAS, danke für das Teilen des links.

Erfreulich, dass jede Kleidung für jeden Mensch mal wieder thematisiert wird. Schade dabei, dass in Kleidung für Jungs und Mädels unterschieden wird und keine Absicht sichtbar ist, diese Grenze aufzulösen. Eben, dass einfach alle alles tragen können, was ihnen passt. Egal aus welchem Teil des Ladens.

Wer sind eigentlich diese "Wir"? Ich habe auch zuerst mit Leggings, Blusen usw angefangen, einfach weil sie in jungen Jahren schon besser passten und mir besser gefielen. Die Röcke kamen später dazu.

Gruß
doppelrock

Offline hirti

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 3.341
  • Geschlecht: Männlich
  • rockt.
  • Pronomen: Er
Antw:"und ab und zu sogar Röcke."
« Antwort #2 am: Gestern um 12:29 »
Nein, ich sehe das nicht so wie du, MAS!
Für mich sind keineswegs die anderen Kleidungsstücke die Steigerung des Femininen, sondern die Röcke und noch viel mehr die Kleider.

Unser Zugang war aber ein anderer.
Bei den meisten von uns Männern war wohl der Wunsch zum Rock so groß dass es irgendwann aus uns herausgebrochen ist und wir einen angezogen haben. Das heißt aber nicht, dass der Rock der einfachere Einstieg war, sondern dass der besonders "dringend angezogen werden wollte" und die anderen Stücke als Salz in der Suppe das ganze noch ergänzen und verschönern.

Ich glaube auch, dass ich auch mit einfacheren Dingen begonnen habe, z.B. eine Damen-Leder-Hose im Jeansschnitt oder kaum identifizierbare Damenschuhe mit nicht ein wenig Absatz. Auch das hat mir wahnsinnigen Nervenkitzel bereitet und erst mit viel mehr Zeit und Mut und Sehnsucht, kam irgendwann der Rock.

Wenn ein junger Mann mit dem Tragen von Mädchensachen beginnt, dann sind die zuerst genannten Dinge bestimmt der leichtere Einstieg. Das Hoodie ist halt ein wenig kürzer als normal und ein wenig bunter. Die Hose ist etwas enger und hat keine Taschen. Die Söckchen haben eine ungewohnte Farbe und kleine Rüschen dran... Alles eine Änderung des Bekannten, aber keine totale Revolution. Der Rock hingegen lässt keine langsame Annäherung zu: Entweder Rock oder kein Rock.
Für uns in der Rockmode-Blase mag der Rock normal geworden sein, und die Eroberung jedes neuen Damenteils ein kleines Abenteuers. Für den Rest der Welt ist aber der Schritt des Mannes von Hose zu Rock immer noch der größte und wird es vermutlich Zeit unseres Lebens auch bleiben.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 27.968
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Antw:"und ab und zu sogar Röcke."
« Antwort #3 am: Gestern um 12:46 »
Lieber Hirti,

Du übersiehst aber, dass die offizielle Politik von rockmode.de die ist, den Rock als Männerkleidung salonfähig zu machen, und das zusätzliche Anziehen von Kleidung aus der Damenabteilung hier schon heftig diskutiert wurde. Lies Dir dazu vor allem mal die Beiträge von Gregor durch. Aber auch andere wollen auch im Rock als Männer gelten und sich nicht weiblich kleiden. Deswegen werden ja Kilts so oft gelobt. Und selbst Wolfgang (skirtedman) betont immer wieder, wie sehr es ihm Überwindung gekostet hat, weitere Kleidungsstücke aus der Damenabteilung anzuziehen, die er heute aber ganz selbstverständlich trägt.

Der Rock, kombiniert mit anderer männlich gelesener Kleidung soll da eben nicht weiblich wirken, was durch das Tragen anderer weiblich gelesener Kleidung schwieriger wird.

LG, Micha   
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!


Offline high4all

  • Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. (Psalm 18,30)
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 12.369
  • Geschlecht: Männlich
  • ΙΧΘΥΣ
  • Pronomen: Unwichtig
Antw:"und ab und zu sogar Röcke."
« Antwort #4 am: Gestern um 20:05 »
Der Rock, kombiniert mit anderer männlich gelesener Kleidung soll da eben nicht weiblich wirken, was durch das Tragen anderer weiblich gelesener Kleidung schwieriger wird.

LG, Micha   
Wohlmöglich kommt auch noch eine weiblich gelesene Frisur dazu. Oder entsprechende Accessoires. :o :o :o

Es soll ja einen Foristen geben, der es anderen Leuten damit noch schwieriger macht. Auch dann, wenn er ab und zu sogar Hosen trägt. ::) ::) ::)

Vielleicht ein Fall für Strasbourg? Erst gegen die falsche Wurst und dann gegen die falsche Optik. Wäre doch auch was für die rechts-konservativen Fraktionen im Europaparlament. ???
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 27.968
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Antw:"und ab und zu sogar Röcke."
« Antwort #5 am: Gestern um 20:10 »
Lieber Hajo,

wolltest Du auch noch was eigenes schreiben?

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 27.968
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Antw:"und ab und zu sogar Röcke."
« Antwort #6 am: Heute um 09:40 »
Gude zusammen!

Hajo, Du meldest Dich sicher noch.

Ich möchte hier aber auch den Zwurg zitieren, der im Thread über Soldaten im Kleid schrieb:
Zitat
Wobei wir beim Thema wären, dass ich mich bei Kleidern für Männer lieber an Vorbildern der Antike oder des Mittelalters orientiert sehen möchte, als an der modernen Damenmode.

Bei Zwurg ist es also noch nicht einmal so, dass er zuerst zum Rock und dann zu andren feminin gelesenen Kleidungsstücken kam, sondern zu letzteren kam er gar nicht. Oder, Zwurg?

Aber hier im Thread haben wir zwei Forenmitgliedern, die tatsächlich zuerst zu anderen Kleidungsstücken aus der Damenabteilung kamen und erst später zum Rock. Okay, das ist dass wohl ähnlich wie bei dem 15-jährigen Jungen, auf dessen Mutter ich verlinkt habe.

Gibt es denn noch weitere Meinungen zum Thema?

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline Skirtedman

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 11.886
  • Geschlecht: Männlich
  • Mann ohne Hose muss nicht nackt oder sonstwas sein
Antw:"und ab und zu sogar Röcke."
« Antwort #7 am: Heute um 13:15 »
Trotz meiner allgemein gelassenen Grundstimmung, gibt es immer noch Dinge, über die ich mich manchmal richtich uffreeche kann.

Hier das Thema bietet mir auch Anlass dafür, wenn man mich nach meiner Meinung fragt.

Zwar verursacht mir permanentes Kopfschütteln, dass die Männer so blöd sind, sich nicht selbst aus ihrem Kleidungsschema zu befreien, aber mit all den bekannten und im Forum hoch- und runterdiskutierten Faktoren kann ich das noch so ein bisschen nachvollziehen. Worüber aber ich mich uffreech, dass da die Frauen, hier speziell die Mütter, das auch noch unhinterfragt ebenfalls unterstützen. Eigentlich müsste von klugen Müttern der Impuls ausgehen, von ihren Söhnen nicht all das Macho-Gehabe der erwachsenen Männer befolgen zu müssen. Frauen tragen nun in der 3., 4. oder gar weiteren Generation auch Hosen und sie genießen die Kleidungsvielfalt. Warum kommt da nicht eine Müttergeneration auf die Idee, dass das ihre kleinen Söhne auch mal so frei handhaben könnten? Keine Mutter schreit großartig auf, wenn ihre Tochter etwas anzieht, was traditionsgemäß auch Männer anziehen, sagen wir T-Shirt/Jeans-Kombination oder ähnliches. Warum schreien Mütter auf, wenn ihre Söhne etwas anziehen, was dem bisherigen Männerschema nicht mehr ganz entspricht?

Vielen Eltern sollte es eigentlich mittlerweile relativ egal sein (und solche gibt es wohl auch), ob Sohn oder Tochter anfängt, sich zum gleichen Geschlecht hingezogen zu fühlen. Unter modernen Eltern sollte sich der Konsens herumgesprochen haben, Hauptsache unserem Kind geht es gut und es fühlt sich wohl, sowohl jetzt als auch in Zukunft. Ausserdem ist jetzt auch seit bald 2 Generationen körperlicher Kontakt unter gleichgeschlechtlichen Männlichgeborene nicht mehr strafbar. Also sollte im Punkt der sexuellen Orientierung des Nachwuchses unter heutigen Eltern relative Gelassenheit herrschen dürfen.

Auch wird die Sache mit dem 'Stammhalter' einer Familie heute nicht mehr so eng gesehen wie noch vor 50 Jahren. Sehr wohl aber kann ich verstehen, dass ein Vater, eine Mutter es gerne sehen würde, wenn vom eigenen Nachwuchs eine Enkelgeneration nachwachsen würde; nicht zuletzt, damit sich all die Mühen,  und die finanziellen wie mentalen Investitionen auch nachhaltig 'rentiert' haben. Bei homosexuellem Nachwuchs ist das eben auf rein genetischer Linie so dann eher nicht mehr zu erwarten. Und so kann ich auch verstehen, dass ein Vater, der eben in diese Machokultur tief mit eingebunden ist, versucht, von seinem Sohn jeglichen Weibskram fernzuhalten, damit er nicht auf den Geschmack am eigenen Geschlecht kommen soll. Andererseits, wenn die Tochter anfängt, sich für Motorräder zu interessieren, gehen vermutlich längst nicht so schnell familiäre Alarmglocken an. Ja, man kann es vermuten, aber sicher ist es nicht, wenn man etwas typische andersgeschlechtliches tut, dass das auch Auswirkung auf die sexuelle Orientierung hat.

Und die letzten zwei Abschnitte habe ich mich nur mit potentieller sexueller Orientierung beschäftigt. Wer aber sagt, dass Nagellack, weiblich wirkende Hosen oder sogar ein Rock einen Menschen automatisch zu jemand macht, der auch andere typische Frauensachen übernimmt, also auch die sexuelle Orientierung?

Und das, was mich uffreecht, ist, dass junge Frauen bzw. mittelalte mit pubertierenden Kindern, heutzutage scheinbar noch immer Angst haben, der Nachwuchs könne die 'falsche' sexuelle Orientierung entwickeln (und das besonders bei den Jungs), und dass eben solche Mütter die Tatsache nicht eigenständig bewerten können, dass Kleidung nicht automatisch zu einer gewünschten Geschlechtsumwandlung führen muss. Denn durch Eigenbeobachtung müsste ihnen bekannt sein, dass generationenübergreifendes Hosentragen bei den Frauen nicht zu drastischem Abbau gegengeschlechtlich-orientierter Frauen geführt hat.

Mein nun bis dahin dargelegtes Urteil habe ich aus dem Geschreibsel der "sogar-auch-Rock"-Mama abgeleitet, aber auch aus einigen anderen Kommentaren, die ich mir gegen die Empfehlung von Micha doch alle durchgelesen habe.

Etwas beruhigend finde ich, dass die Stimmen in den Kommentaren, die das alles gelassener bewertet haben, gefühlt überwiegen. Das lässt ein bisschen hoffen, aber auch da fehlte mir ein breiteres, erkennbares Verständnis, dass Jungs endlich genauso wie Mädchen alles anziehen können dürfen. Auch bei den gelasseneren Kommentaren herrscht überwiegend die Verbindung zwischen Kleidungsausdruck und potentieller Identität bzw. sexueller Orientierung vor.

Wir haben also noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, durch unsere eigene Präsenz unter Menschen der Allgemeinheit den Eindruck zu vermitteln, dass Kleidungswunsch etwas ist, was nicht an Identität oder Sexualität rütteln muss.
Dass Männer nur Hosen tragen, ist weder körperlich noch geistig gesund.
Wie tief muss der psychische Knacks wohl sein, dass Männer sich nicht endlich auch mehr Freiheiten gönnen!?


 

SMF 2.0.19 | SMF © 2020, Simple Machines | Bedingungen und Regeln

go up