oops, jetzt hatte ich den Schreiben-Knopf gedrückt, obwohl ich noch ein paar weitere Sachen anmerken wollte. Also z.B.:
Und somit sehe ich auch, dass nicht das Hosentragen Leid verursacht, sondern das Loswerdenwollen des Hosentragezwangs, also der Hass auf das Hosentragenmüssen.
Für mich verursacht beides Leid. Das Hosentragenmüssen (dessen ich mich ja zum Glück entzogen habe), aber vor allem auch, weil mir das Hosentragen Leid verursacht. Und ich meine noch nicht mal den ganzen Komplex, mit Gestaltungsvarianten spielen zu können, sondern tatsächlich das physische Tragen von Hosen.
Wäre ich allerdings vollkommen unabhängig von diesem Hass auf den Hosentragezwang und der Gier auf das Röcketragen, wäre ich noch viel freier. Bin ich aber nicht.
Das geht aber auch fast nur dann, wenn unsere Gesellschaft begreifen würde, dass
- die Vorurteile, die sie mit Deinem Tun verbinden, völlig unbegründet sind, oder
- die Vorurteile, die sie mit Deinem Tun verbinden, weitestgehend sinnlos und nutzlos sind, und
- es viele Menschen (Männer) gibt, die genauso fühlen und es tun wie Du, und
- sie, die Gesellschaft, davon eher profitiert, wenn sie Menschen nicht mehr zu einem bestimmten Tun gegen deren Willen drängt.
Darum ist es gut:
Das machen wir vielfach hier im Forum und viele von uns im Alltag, nicht unbedingt verbal, sondern durch so selbstverständliches Röcketragen wie es irgend geht.
...dass wir sichtbar sind im Alltag. Nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern Tag für Tag. Sich zu verstecken bis zum Sanktnimmerleinstag hilft keinem von uns!
Ich für mein Teil habe das Gefühl, ich habe dadurch nur gewonnen. Sicherlich habe ich auch manch andere Möglichkeiten mir damit verbaut, aber darauf habe ich gerne verzichtet. Ich lebe jetzt mein Leben, das einfach besser zu mir passt. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass davon auch Andere etwas haben, auch wenn ihnen das nicht sofort klar sein sollte.
Ich stimme, lieber Wolfgang, den letzten Schlussfolgerungen durchaus zu.
Nur in Bezug auf die Ursachen und Gier, Hass und Verblendung oder anders ausgedrückt, von egozentrierter Unzufriedenheit, verstehe ich es so, dass die Ursachen in unserer Natur liegen. Wir sind Mängelwesen, die ständig etwas brauchen, angefangen von der Atemluft und aufgehört bei der Selbstverwirklichung, so eben mal grob nach Maslow (wobei der m.W. die Atemluft vergessen hat).
Die buddhistische Askese sieht ja in einem Zurückschrauben der Bedürfnisse einen Heilsweg. Zufrieden sein mit dem, was da ist. Das ist so streng auch nicht mein Weg. Aber auch wenn ich Selbstverwirklichung immer noch als ein hohes und wichtiges Ziel ansehe, so überlege ich doch, ob ich damit nicht einem Phantom aufsitze. Andererseits ist die Anpassung an Vorstellungen anderer Menschen, die meinen Vorstellungen nicht entsprechen, eine Anpassung an deren Phantome. Und da meine ich, der mittlere Weg kann darin bestehen, meinen Selbstverwirklichungsweg so zu gehen, dass ich mit anderen Menschen in Kommunikation bin und ihnen zeige, dass man das durchaus so machen kann, wie ich es mache, und dass ich gerade dann, wenn man das respektiert, ein geselliger und empathischer Mensch bin und eher auch Glück ausstrahle, als wenn man mich zu etwas anderem zwingen will. Und umgekehrt gehe ich genau so mit anderen um, wie ich will, dass sie mit mir umgehen. Da sind wir wieder bei der Goldenen Regel.
Zugleich gucke ich bei mir selbst, wie viel Energie ich aus was verwende und denn mittleren Weg zwischen Hedonismus und Askese finde.
Also die Kleidung tragen, die ich gerne trage, das Tragen genießen, viel Zeit darauf verwenden, die richtige Kleidung zu finden und wenn sie aus dem gewöhnlichen Rahmen fällt, das zu rechtfertigen, das ist schon sehr hedonistisch. Es mal genug sein lassen, nicht allem hinterherjagen, sparsam konsumieren, das wäre eher asketisch. "Askese" heißt ja eigentlich "Übung". Ja, ich muss noch üben.
LG, Micha, der schon wieder in Rock und Feinleggings im Zug sitzt.