Hallo allerseits!
Endlich finde ich wieder mal Zeit, hier vorbei zu schauen. In den letzten drei Monaten bin ich fast in der Arbeit ertrunken, und die wenige Freizeit habe ich lieber damit zugebracht, Röcke zu tragen, als darüber zu schreiben.

Doch nun habe ich endlich Ferien und somit Zeit, hier niederzuschreiben, was ich in den vergangenen drei Monaten rocktechnisch erlebt habe:
In der eben vergangenen Woche hatte ich meinen alljährlichen Zivilschutzeinsatz. Abends war ich immer im Rock unterwegs, sei dies beim Feierabendbier mit der Mannschaft auf der Terrasse, beim Abendessen, Pingpongspiel, Jassen oder schwatzen... Da ich mich dabei so locker und natürlich wie unter Tag bei der Arbeit gegeben habe, sind kaum dumme Sprüche gefallen. Eigentlich kaum erwähnenswert, so normal ist diese Woche verlaufen.
Viel erwähnenswerter hingegen ist das Ranchfest vom 25. Juni: Perta und Fredy veranstalten jährlich im Frühsommer ein Fest auf ihrem umgebauten Bauernhof, wo meine Freundin ihr Pferd hat. Zur Auffrischung für die unbedarfte Leserschaft nochmals die Leute, die sich regelmässig auf dem Hof / der Ranch "herumtreiben":
Hofbesitzerpaar: Petra und Fredy
Reitbeteiligung: Alex(andra) (reitet ein Pferd von Petra)
Pensionärin: Joschika
Meine Freundin: Anna (ist ebenfalls Pensionärin)
Thor: Mein/Annas Dalmatiner
Anna musste während des Festes am Abend noch den Stalldienst machen, weshalb ich längere Zeit alleine an einem Tisch gesessen bin, hundemüde von der Arbeit, in Jeans, da ich keine Zeit zum Beine rasieren gehabt hatte. Kurz bevor ich am Tisch eingeschlafen bin, hat sich Alex zu mir gesetzt und wir haben etwas geplaudert.
Hier muss ich einen kleinen Exkurs einfügen: Mit Alex hatte ich bis dahin abgesehen von einem mehr oder weniger gehaltvollen "hallo" und "tschüss" kaum je nennenswerten Kontakt. Sie ist generell eher zurückhaltend. Wir beide sind eher selten am Stall und sehen uns bloss etwa ein- bis zweimal im Monat. Zwei Begegnungen möchte ich jedoch hervorheben.
1.: Als sie mich zum ersten mal mit grauen Overknees über den Stiefeln bei der Stallarbeit gesehen hat, hat sie "hey, coole Schuhe!" zu mir gesagt.
2.: Als ich beim Weihnachtsessen mit Mammutrock und Mustangstiefeln aufgekreuzt bin, hat sie mich erst kurz mit grossen Augen gemustert. Wir haben dann am Tisch nebeneinander gesessen, und ich habe bemerkt, dass sie ab und zu zwischen zwei Sätzen einen verstohlenen Blick auf Rock und Stiefel geworfen hat.
Exkurs Ende.
Zurück zur Plauderei mit Alex am Ranchfest: Ich habe sie da zum ersten Mal überhaupt in einem Rock gesehen, und der stand ihr wirklich ausgezeichnet. Folglich habe ich ihr ein Kompliment für ihren Rock (bodenlang, schwarz mit etwas blau) ausgesprochen. Mit einem breiten Grinsen und leuchtenden Augen hat sie sich bedankt und dann sofort beim Thema "Rock" eingehängt: "Bei uns auf der Arbeit (Psychiatrie) trägt nie jemand einen Rock. Manchmal werden die Patienten agressiv und müssen dann teils medikamentös wieder beruhigt werden. Dabei ist man als Pflegeperson bewegungstechnisch etwas im Vorteil, wenn man Hose trägt. Trotzdem habe ich vor einigen Tagen erstmals beschlossen, diesen Rock zur Arbeit anzuziehen - und habe von den Kollegen und Kolleginnen auf der Station wirklich viele Komplimente bekommen!" An diesem Punkt habe ich dann auch beim Thema eingehängt. Mit leicht bitterem Unterton habe ich angemerkt: "Tja, soweit wie du bin ich noch nicht, dass ich im Rock zur Arbeit (Tiefbauingenieur) gehe..." Sie: "Du trägst sehr gerne Röcke, nicht wahr?" Ich: "Ja, sehr!"
Aus diesem Anfang hat sich ein ganz tolles Gespräch zwischen uns beiden entwickelt. Sie war total interessiert zu erfahren, wie ich zum Rocktragen gekommen bin, welches häufige Reaktionen sind, ob es Mut brauche, als Mann im Rock in der Öffentlichkeit sich zu bewegen, ... Im Verlauf des Gesprächs hat sie dann auch Bezug auf das Weihnachtsessen genommen (Exkurs Punkt 2): "Dieser Rock und die Stiefel dazu, die du damals getragen hast, das sah total gut aus. Diese Kombination steht dir echt super! Ich find das toll von dir, dass du dich traust, sowas zu tragen. Woher hast du eigentlich diesen Mammutrock?" Daraufhin musste ich ihr erklären, dass dies eine Einzelstück aus einer Sonderkollektion gewesen sei, und man den Rock nicht mehr kaufen könne. Sie war sichtlich enttäuscht.

Ich habe ihr dann noch von meinen letzten Rockkäufen erzählt. Sie war sehr interessiert und hat sofort nach Schnitten, Farben und Stoffen gefragt. Von meinem neu gekauften roten Pareo mit den schwarz-braun-weissen Eidechesen drauf war sie rein schon ab der Beschreibung hell begeistert.
Es war unheimlich wohltuend, mal mit einer Frau auf Augenhöhe über Röcke im Allgemeinen und Rock am Mann im speziellen diskutieren zu können, denn Anna trägt kaum je einen Rock, wenn sie nicht unbedingt muss...

Zum Abschluss noch die Fortsetzung vom heutigen Tag:
Heute habe ich Anna am Stall von einem externen Reitkurs abgeholt. Ich bin extra etwas zu früh gegangen, damit sich Thor noch etwas auf der Wiese austoben kann. Zu Hause habe ich mir untenrum den roten Pareo umgewickelt, mit dem Hintergedanke, dass vielleicht Alex am Stall sei, und es sie sicher interessieren würde, wie es aussieht...
Ich hatte Glück, denn sie war da. Ich bin aus dem Wagen ausgestiegen, und Alex hat meine bodenlange Beinbekleidung mit einem breiten Lachen im Gesicht und einem "cooool!" quittiert. "Super, diese Beinfreiheit, was?" Und dann hat sie mit einem Augenzwinkern nachgeschoben: "Ich habe mir den bodenlangen Rock schon bereitgelegt für die kommende Nachtschicht...

" Ich glaube, da hat wer ganz schön Gefallen am Rock gefunden.

ps: Am Montag werde ich für einen Monat nach Skandinavien in den Urlaub fahren. Ich werde garantiert mehr Röcke als Hosen mitnehmen...
