Hi!
Sorry - couldn't resist... auch wenn's am Thema des Forums vorbei ist...
Ja, ich bin auch absolut der Meinung, daß dieser Elektro-Mobilitätshype der gerade von den Regierungen betrieben wird kontraproduktiv ist und in großen Teilen mit falschen Argumenten geführt wird. Teils drängt sich einem der Verdacht auf, daß hier die Lobby der Energieversorger neue Geschäfte wittert - was würden die auf einmal Strom verkaufen können, wenn der Energiebedarf von Benzin/Diesel in kWh Strom ginge?
Aber auch ohne Verschwörungstheorien ist das Elektroauto für den Individualverkehr, meiner Meinung nach, ein Wunschtraum, der erst in vielen Jahren in Erfüllung gehen wird. Und auch dann nur in einer Variante, die voraussichtlich nicht mehr viel mit unseren heutigen Vorstellungen davon zu tun haben wird.
Denn machen wir uns nichts vor: Wir haben heute und in absehbarer Zukunft keine technologisch sinnvolle Möglichkeit elektrische Energie zu speichern. Ja ja - LiPoly wird da gerne angeführt. Aber mal ernsthaft, soviel Lithium haben wir gar nicht auf diesem Planeten, wenn jedes Auto mit größgenügenden Akkus ausgerüstet werden sollte, steigende Effizienz hin oder her. Das ist also pure Augenwischerrei - klingt gut, taugt aber nix. Blei haben wir reichlich, aber Akkus damit sind zu schwer. Große Alternativen, die effizient, leicht und resourcenschonend sind, kenne zumindest ich nicht. (Und im Übrigen... die Akkus sind keine 100% Speicher, also es kommt nicht die Energiemenge raus, die reinging... Zum einen sind die chemischen Prozesse dabei in der Regel exotherm, insbesondere wenn hohe Leistungen unterwegs sind und zum anderen ist die ganze Leistungselektronik auch alles andere als verlustfrei. Der Tesla Roadster z.B. hat ein sehr ausgeklügeltes Akku Management, damit die Zellen beim Laden und Entladen nicht zu heiß werden - die werden speziell nacheinander "abgefragt" und auch noch aufwendig gekühlt -> es entsteht also jede menge Hitze -> Wärmeverlust von Energie - und die verwenden schon LiPoly Zellen).
Bleibt noch die Brennstoffzelle. Die ist sehr effizient, leicht und auch die benötigten Edelmetalle sind in einigermaßen ausreichenden Mengen verfügbar. Nur ist die einzig effiziente Variante davon bisher die, die mit Wasserstoff arbeitet (ja, es gibt Varianten mit Methanol, aber die sind zu schwach). Die Menge an Wasserstoff die man für eine allgemeine Versorgung bräuchte, ist einfach viel zu groß; das bekommen wir nicht produziert - ganz davon zu schweigen, daß Transport und Lagerung ein Horror sind. Die Hydrat-Speicher wären eine halbwegs sichere Variante, aber viel zu aufwendig und zu teuer. Also müssen wir es halten, wie es mittlerweile auch von Politik und Industrie eingesehen wird: Brennstoffzelle ist hoch interessant, aber großtechnisch für den Individualverkehr nicht realisierbar.
Was mich an diesem ganzen Elektro-Hype am meisten nervt ist der Punkt, daß hier bewußt am Problem vorbeigeredet wird. Das Problem ist doch nicht der Verbrennungsmotor! Das Problem ist die Energiequelle dafür: Erdöl.
Wir kennen zur Zeit kaum einen effizienteren Energiespeicher als Kohlenwasserstoffe! Also warum sollen wir das ändern? Wir haben eine gut funktionierende Industrie mit Jahrzehnten an Erfahrung damit. Die Motoren sind mittlerweile sehr sauber und effizient. Nutzen wir doch diese erstmal und entwickeln parallel langsam etwas Neues. Wir müssen "nur" die Kohlenwasserstoffe woanders her bekommen, als aus dem Boden!
Und genau das ist nicht unmöglich - ganz im Gegenteil, sogar gar nicht so schwer.
Angefangen von Pflanzenölen (die naheliegendste Form) geht das über Bio-Gas Anlagen (die etwas qualitativ vergleichbares zu Erdgas produzieren) bishin zu Verkokungsanlagen, die aus Hausmüll und praktisch allem organischen Material Synthesegas herstellen können. Das alles können wir praktisch CO2 neutral nutzen. Es gibt mittlerweile einige ländliche Dörfer, die sich alleine über Bio-Gasanlagen komplett autark gemacht haben - Strom und Heizenergie werden zu 100% aus der örtlichen Anlage gewonnen, oft wird sogar noch Strom an das öffentliche Netz abgegeben. Die produzierte Energie ist dabei nicht nur sauber, also CO2 neutral, sondern auch noch günstiger, als von den normalen Anbietern (incl. Abschreibung, etc., also ordentlich und nicht "schön" gerechnet). Und bevor noch einer mit dem Argument ankommt, daß wir damit ja Produktionsflächen für Nahrungsmittel vernichten würden - nein, müssen wir nicht und wir brauchen dafür auch kein Palmöl aus Asien. Die organische Masse, die wir in D-Land schon alleine als Abfall produzieren ist enorm. Nur nutzen wir sie einfach nicht sondern kippen sie anstatt dessen als zweifelhaften Dünger auf die Felder oder in Mülldeponien. Davon abgesehen gibt es auch genug Brachflächen in Deutschland, die nicht für Nahrungsmittel genutzt werden, die man hiermit sinnvoll wieder aktivieren könnte. Pflanzen sind mit ihrer Photosynthese ganz schön effiziente Kohlenwasserstoff-"Häkler", das bekommen wir großtechnisch noch lange nicht so gut hin. Also nutzen wir eben die Pflanzen. Es gibt Pflanzen, die wachsen irre schnell, produzieren also schnell viel Biomasse - ab in den Reaktor und schon gibt's Gas und Öl aus Sonnenkraft - Nebenbei schaffen wir damit noch eine Menge neue Arbeitsplätze.
Nur unsere tolle (D-Land) Bundesregierung macht in den letzten Jahren *jede* dieser Bemühungen zum Aufbau einer alternativen Energiewirtschaft konsequent kaputt. Das war seinerzeit mit der Einführung der Mineralölbesteuerung für Kraftstoffe aus Bio-Ölen so und ist jetzt mit dem "Atomkompromiß" genau das gleiche, in dessen Zusammenhang nämlich die Einspeisevergütung für Photovoltaik-Anlagen de-facto ab 2013 abgeschafft wird und damit die Photovoltaik Wirtschaft wieder zurück in ihr Nischendasein verbannt wird. Ein Schurke ist wer böses denkt - Eon, RWE, etc... werden sich sicherlich jetzt die Hände reiben - längere Laufzeiten der A-Meiler, Elektroauto-Hype und gleichzeitig Absägen dieser lästigen alternativen Energien.
Ach, es ist zum heulen...
Und um doch wieder etwas Bezug hierher herzustellen: Ich glaube das nur Menschen, die es gewohnt sind "quer" zu denken und sich über gesellschaftliche Zwänge und "Gewohnheiten" hinwegzusetzen, so wie es die Rocker hier tun, auch auf wirklich neue und innovative Ideen kommen.
In diesem Sinne - rocken für eine "frische" Zukunft!
Grüße
nils