Hallo Jürgen!
Meines Wissens ist Gutti Verteidigungsminister und nicht wissenschaftlicher Berater. Diese Arbeit macht er sehr gut. Wenn mein Klempner seine Arbeit gut macht, interessiert mich sein Titel auch nicht!
Macht er seine Arbeit gut? Bislang zehrt er immer noch von seinem Opel-Standhaftigkeits-'Ich tret sonst zurück'-Nimbus.
In der Kunduz-Affäre hat er erst behauptet, der Luftschlag sei militärisch angemessen gewesen, als die Position dann nicht mehr zu halten war, hat er zwei Sündenböcke vorgeschoben und eine 180-Grad-Volte vollzogen. Gute Arbeit? In der Gorch-Fock-Sache hat er sich ähnlich verhalten, erst kaum was gemacht, als die Bild dann aber den Druck erhöhte, hat er den Kapitän vom Kommando suspendiert. Gute Arbeit? Bei der Reform der Bundeswehr ist er erst kräftig vorgeprescht und hat viele Versprechungen gemacht, nur um später dann große Einsparungspläne wieder einzukassieren. Schließung von BW-Standorten? So wenig wie möglich, da Bayern als flächengrößter Staat am stärksten betroffen wäre. Gute Arbeit? Nein, all das diente nur seinem Bild in der Öffentlichkeit und der Partei. Gut, wir haben ihm zu verdanken, dass General Motors keine deutschen Steuermilliarden in den Firmenallerwertesten geschoben bekommen hat. Wir haben auch ihm zu verdanken, dass wir den BW-Einsatz in Afghanistan endlich als Krieg bezeichnen können. Aber für beides war längst die Unterstützung im Volk vorhanden.
Tut mir leid, aber Guttenberg wirkt immer häufiger wie ein Stümper, der sein Fähnchen nach der Meinung der Öffentlichkeit dreht. Ich nehm ihm erst wieder seine Standhaftigkeit und seine Unabhängigkeit ab, wenn er eine öffentlich unpopuläre Entscheidung treffen muss. Denn, das ist das Geheimnis der Politik, es müssen sehr häufig Entscheidungen getroffen werden, die beim Volk nicht gut ankommen.
Das wäre alles nicht weiter schlimm und so auch bei zahlreichen anderen Politikern vorstellbar. Mit dem Skandal um seine Dissertation hat er hingegen gezeigt, dass er für gesellschaftliches Renommee zu betrügen bereit ist. Wie kann man jemanden, der zu sowas bereit ist, allen Ernstes noch als Minister akzeptieren? Plagiate sind keine Kavaliersdelikte, sondern Ausdruck von Falschheit. Ein Minister sollte idealerweise moralische Integrität besitzen, denn immerhin ist ihm vom Volk Macht verliehen worden. Dass dem nicht immer so ist, ist bedauerlich, hängt aber sicher auch mit der Art und Weise zusammen, wie hierzulande das Spitzenpersonal an die Spitze gelangen muss. Man kann sicher jemanden nach einer gewissen Auszeit wieder verwenden (z.B. Schäuble, der seinen Job als Finanzminister bedeutend besser macht als den Job als Innenminister), aber es sollte auf jeden Fall eine empfindliche Strafe verhängt werden.
Aber die Wähler wollen ihn einfach so davonkommen lassen. Wie soll man jemals wieder die Klagen über korrupte Politiker und 'die da oben machen doch eh, was sie wollen' auch nur noch halbwegs ernst nehmen. Dummes Geseiere von dummen Stimmvieh, wenn sie einem Betrüger so schnell vergeben.
LG
Masin