Lieber Harry,
normativ stimme ich Dir zu.
Aber nicht jeder, der etwas Neues sieht, verändert dadurch sein Denken. Es gibt grundsätzlich drei Arten, auf Neues oder Ungewohntes zu reagieren:
1. Assimilieren: Man sucht sich eine Schublade im eigenen Denken, in die man das Neue oder Ungewohnte einordnen kann. Findet man eine, stopft man es hinein. Diese Reaktion ist am beliebtesten.
2. Nihilierung: Wenn man keine Schublade hat, in die man das Neue oder Ungewohnte passend gemacht hineinstopfen kann, tut man so, als hätte man das Neue oder Ungewohnte gar nicht wahrgenommen oder man nimmt es wirklich nicht wahr, es entgeht der selektiven Wahrnehmung. Diese Reaktion ist auch sehr weit verbreitet: Was nicht sein kann, das nicht sein darf.
3. Akkomodation: Wenn man keine Schublade hat, in die man das Neue oder Ungewohnte passend hinenstopfen kann, bastelt man sich eine neue Schublade, also eine neue Kategorie der Einordnung. Das ist anstrengender als die ersten beiden Möglichkeiten, erfordert selbständiges Denken und Offenheit. Deswegen kommt diese Reaktion bei Erwachsenen am seltensten vor. Kleine Kinder dagegen beherrschen Sie vorzuglich.
Beispiele für diese drei Reaktionen: Ein Mann in Hose sieht einen Mann im Rock.
1. Assimilation: Ah, ein Schotte.
2. Nihilierung: Was hat der denn für eine Hose an? Egal!
3. Akkomodation: Ah, ein Mann im Rock. Interessant! Noch nie gesehen. Muss ich mir merken.
Ich wünsche mir immer die 3. Reaktion von den Leuten!

LG, Michael