Hallo Tine,
An anderer Stelle habe ich ausführlich darüber geschrieben, wie es sich ausgewirkt hat, dass die Garderobe meines Mannes immer schriller wurde.
Klar, wenn das direkte negative Auswirkungen auf die Familie hat, würde ich auch darüber reden und ihn fragen, ob er das wirklich in Kauf nehmen will - und eventuell die Konsequenzen trägt. Wenn die Auswirkungen nur ihn betreffen, ist es aber seine Entscheidung, imho. Ich habe deinen Beitrag aber nicht mehr im Kopf, sorry.
Als es auch die Kinder in Mitleidenschaft gezogen hat, war für mich Feierabend mit freier Entfaltung. Mag sein, dass unsere spießige Kleinstadt das beste Pflaster für Misskredit war, aber komplett geräuschlos kann Mann wahrscheinlich nur in Großstädten in Frauenkleidung herumrennen.
So etwas löst bei mir dann eher das Gegenteil aus. Wenn spießige Mitbürger mir oder meiner Familie Grenzen setzen wollten, dann ist nicht meine Familie das Problem, sondern die spießigen Mitbürger. Und ich werde dann den Teufel tun und uns von deren Spießigkeit einschränken lassen. Will ich, dass die glücklich sind oder dass mein Partner glücklich ist? Die Antwort ist für mich eindeutig.
Wir sind hier übrigens auch nur eine kleine Gemeinde - nicht mal Stadt - und bisher kam nur positives Feedback. Und das, obwohl wir in der Nähe eines Kindergartens wohnen.

Sicher würde ich mit pinken Haaren auch Aufmerksamkeit erregen, aber bestimmt weniger als ein Mann in Heels und Mini mit abgefahrener Strumpfhose.
Ja, weil du als Frau das "darfst", das haben die alle schon mal gesehen und bei Frauen gilt das als mutig und progressiv, weil es bereits Teil des Stereotyps ist. Es wäre es auch beim Mann mutig und progressiv, aber da gilt es als nicht als das, weil der männliche Stereotyp andere Aspekte für Mut und Progressivität hat. Und deshalb gelten Heels, Mini und Strumpfhose auch nicht als männlich mutig, obwohl sie genau das sind. Aber er bedient damit eben nicht den Stereotyp und das ist es, was die Leute ablehnen. Aber ist der Stereotyp wichtig?
Bei aller Selbstverwirklichung sind wir Menschen auch soziale Wesen und auf eine gewisse Akzeptanz in unserer Umgebung angewiesen. Diese seiner Familie vorzuenthalten betrachte ich auch als Egoismus.
Wenn die Familie ihn nicht unterstützt und er es trotzdem macht, sicher, ja. Dann ist das egoistisch.
Ich habe eure Geschichte gerade nicht im Kopf, aber wie oben schon gesagt: Mir wäre das Glück meines Partners erst einmal wichtiger, als das Glück der anderen. Was nützt es mir, wenn die anderen zufrieden sind, aber mein Mann darunter leidet? Das wirkt sich ja noch direkter auf die Familie aus. Ich würde dann nach einem lebbaren Kompromiss suchen.
Und ich denke, es gibt eine Art Röcke zu tragen, die in der Gesellschaft zumindest gebilligt ist. Ein eher schlichter Rock mit männlicher Garderobe kombiniert, kommt oft auch gut an, wird als mutiger Schritt alte Ketten zu sprengen und neues zu wagen betrachtet.
Ja, natürlich sind da Abstufungen in der "Massenkompatibilität". Aber es ging möglicherweise gar nicht darum gebilligt zu werden oder den Rock am Mann zu etablieren, sondern um andere, persönlichere Aspekte.
Mit einem Outfit, wie es z.B. Lederrock gezeigt hat, ist diese Einschätzung allerdings nicht mehr gegeben. Und ich kann seine Frau sehr gut verstehen, wenn sie diese Kleidung extrem misstrauisch beäugt.
Ich denke, das Mißtrauen hat oft einen ganz anderen Grund: Eifersucht und Verlustangst. Denn durch das auffälligere Outfit wird der Mann plötzlich interessant für andere, auch für andere Frauen. Ich habe in zwei Jahren Rocktragen auch mehr Frauen kennengelernt als in 20 Jahren zuvor und wenn andere Frauen anfangen, deinem Mann Komplimente zu machen und er sich in seinem femininen Outfit immer wohler fühlt, dann läuten natürlich Alarmglocken. Dann hat man zwei Möglichkeiten: Damit umgehen lernen oder die Notbremse ziehen. Und da reagieren manche eben leider spontan aus Angst mit der Notbremse und erschüttern lieber die eigene Familie statt andere.