Wir fallen auf. Da wir nicht die Regel sind.
Nun, die Regel ist die Masse, mit der wir uns vergleichen? Mitten von Menschen in blauen Jeanshosen fällst Du mit einer grünen oder roten Jeanshose auch auf. Du fällst auch auf, wenn Du in mitten von Menschen mit Frisuren keine Haare auf dem Kopf trägst. Auch unter Nichtbrillenträgern fällt der Brillenträger auf. Ist das schlimm? Nein, es ist einfach so.
Überleg mal, wie sich ein Jeanshosenträger fühlt, der in mitten von Kiltträgern steht. Nun sind wir genau an den Punkt: Der Jeanshosenträger in Mitten von Kiltträgern wird sich ganz
normal gekeidet vorkommen, während die Kiltträger für ihn
Andersgekleidete sind. Genau dieses Gefühl müssen wir entwickeln. Wer von unserem Stil abweicht, ist einfach nur
anders gekleidet. So wie
wir für
diese Menschen anders gekleidet sind.
Wer nicht auffallen möchte, kleidet sich so wie andere. Doch woher weiß ich, worauf ich heute treffe? Die Wahrscheinlichkeit ist heute sehr groß, dass hier in unserer Gegend die meisten Menschen Hosen tragen. Doch ich will nicht das tun, was die meisten tun, sondern das tun, was für mich richtig ist. Da diesen Punkt jeder für sich entscheidet, kommt es eben zur Vielfalt. Wir tragen zur Vielfalt bei oder zum Bild der Masse. Wozu mein Outfit heute passt - ob zur Masse oder nur zu wenigen oder ich viellicht der einzige bin, dem Menschen heute in diesem Outfit begegnen, weiß ich nicht. Ich kenne nur die Wahrscheilichkeit (gewohntes Bild) und die Möglichkeiten, die ich habe mich in dieses Bildergalerie einzufügen. Manche sind nur Punkt an der Wand, wohl auch als Teil derer, die nicht wirklich wahrgenommen werden. Sie bilden den Hintergrund. Ich kann ein Mensch sein, der wahrgenommen wird neben vielen anderen oder ich kann als eigenständiges Bild Blicke bewusst auf mich ziehen. Ein Rock ist also nur ein Klecks Farbe in einen Gemälde, ein Pinselstrich unter vielen und dennoch kann er ein Hauptbestandteildes Bildes sein, denn würde er in meinen Bild fehlen, wäre es vielleicht wie alle anderen, Ich weiß es nicht, bevor ich nicht die anderen Bilder und Hintergundfarben der Galeriewände sehe. Also gehe ich raus und werde Teil dessen, was andere wahrnehmen.
Am wenigsten wird wohl ein Jeansrock oder ein einfacher dunkler Rock im Gesamtbild auffallen. Jeden Tag aufs neue kann man ja die Farbe kräftiger wählen oder auch dezenter. Man kann den Pinselstrich anders führen, damit er auffällt (Muster, Schnitt, Länge des Rockes) oder man genießt einfach die Harmonie des Bildes. Denn viele werden an unserem Kustwerk vorüber gehen und nicht einmal bemerken, dass hier ein besonderer Künstler am Werk ist. Kunstkenner (Modeinteressierte Menschen, Neugierige, selbsternannte Kritiker und Permanentnörgler,....) werden es vielleicht länger betrachten, die Stirn in Falten legen oder anerkennend lächeln. Doch es ändert nichts an dem Bild. Kein Maler malt sein Bild anders, nur weil es irgend jemandem missfällt. Es wird immer Mesnchen geben, die von Schönheit und Kunst (Mode, Kleidung ist auch Kunst) nichts verstehen.
Es gibt jedoch eine Vielzahl derer, die es anerkennen, respektieren, welcher Mut dahinter steckt, eben mal nicht das zu tun, was alle tun: kopieren und langweilig zu sein. Sie lächeln Euch an, nicken anerkennend oder beginnen ein Gespräch. Nur sie erkennen ein Original, ein Individuum, einen Individualisten, einen Menschen wie Du und ich, der doch das gewisse Etwas hat, das sich ein bisschen hervorhebt, der interesasant ist und bei dem es sich lohnt, mal stehen zu bleiben, mal hinzusehen. Der Rest geht weiter. Interessiert Euch der "Rest" wirklich so sehr? Wollt ihr echt jeden von Eurer Kunst überzeugen? Ich nicht. Mir genügt, wenn es mir und einigen wenigen gefällt. Der ganze andere Rest darf unbeeindruckt weitergehen und eben nichts verstehen davon.
Mein Rock ist heute anthrazit, hat vorne Taschen und auch an den Seiten richtig schöne Cargo-Taschen für Geldbörse, Telefon und Schlüssel. Es gibt sowas auch als Hose. Womit für mich nun klar ist: heute vormittag bin ich Teil einer Galerie, doch sicher nicht das Highlight im Vordergrund. Muß jetzt mal zum Feinkost-Albrecht, wir wollen heute abend grillen.
Für mich hat also Mode und somit Kunst nichts mit Geschlecht zu tun, sondern eher mit Bewusstsein (auch selbst-bewusst-sein), Interesse oder Gleichgültigkeit. Ich kleide mich bewusst, weil es mich interessiert. Was andere von meinem Kleidungsstil halten, ist mir nicht gleichgültig, denn ich freue mich über diejenigen, die mit mir darüber sprechen. Der Rest (die Uniteressierten, selbsternannte Kritiker, die selbst nich in der Lage sind, ein eigenes Bild zu erschaffen und nur kopieren, was andere tun) tangiert mich an der analen Peripherie.