Das ist der zweite Teil, der Abrechnung mit der heteronormativen Umwelt.
Und eines vorneweg. Ich trage liebend gerne Röcke und bin damit zufrieden. Auch schätze ich meinen Körper mehr. Einzige Makel, wenn die Körperhaare nicht wären, wäre es perfekt.
Hallo,
folgende Diskussion ergab sich wieder. Ich war bei meiner Tante zu Besuch, um unter anderem nachträglich ihr Geschenk zu bringen. Also bin ich ich nach der Arbeit runter zur Haltestelle und habe auf den nächsten Bus gewartet.
Dort stand auch mein Cousin. Den ich erst später bemerkt habe. Ob er mich eher bemekt hatte, weiß ich nicht.
Jedenfalls musste er auch durch diese Tür um in en Bus einzusteigen. Wie so 18 Jährige sind, grinste er nur verschmitzt in sich rein und jauchzte ein schwaches Hallo, so dass es niemand anderes hört. Damit keiner ahnt, dass wir uns kennen. Ich bin eine Haltestelle zuvor ausgestiegen, um noch ein Geschenk zu kaufen.
Ich kam dann wenige Minuten später bei meiner Tante an. Privat hat mein Cousin kein Poblem mit mir. Aber sobald seine Kumpels dabei sind oder davon erfahren könnten, wird es für ihn peinlich.
Das sagte auch meine Tante zu mir, als sie davon erfuhr dass ich auch mit im Bus saß.
Er kann es nicht nachvollziehen. "Er trägt solche Schuhe wie du, Mutti. Schminkt der sich irgendwann? Was is'n mit dem los?".
Nun kam ja nach dem Abendessen mal wieder eins ins andere. Und ich bin die Longplay Schallplatte mit Sprung schon leid, als würden es die Menschen nicht begreifen wollen. Owohl man es ihnen zigtausendmal erklärt hat.
Meine Tante ist in der Sache bissl unbelesen. Mit Fremdwörtern setzt es schon aus und der Mann meiner Tante
sucht sich immer in Erkärungen. So musste ich ihr ersstmal den Unterschied zwischne Heterosexualität und Homosexualität erklären. Aber vorher schön mit dem Fachbegriff Transexualität rumwürfeln und was sie darüber schon alles gesehen hat. Das sind mir die Richtigen.
Nun gut, es ging ja um das Tragen der Röcke. Die Dialoge sind geglättet und nicht mehr 1:1 aus dem Gedächtnis abrufbar.
Tante's Freund: "So richtig wie ein Mann ist, bist du noch nie gewesen. Weißt wie....so mal...rum...mal hart anpacken oder so, oder Stärke zeigen".
Ich:"Muss ich das, nur weil ich ein Mann bin?"
Freund:"Nee, aber Männer sind doch eigentlich... groß und kräftig gebaut Schuhgröße 45"
Ich:"hab ich alles nicht. passt mir auch nicht".
Tante:"Na, aber jetzt sag mal, wechselst du jetzt die Richtung oder was stehst du denn jetzt genau?" Vor allem
was und nicht wer.

Ich:"Frauen."
Tante:"Aber da muss ich jetzt auch mal ehrlich sagen, dass eigentlich keine Frau, so wie du dich kleidest, so einen zum Freund haben möchte."
Ich:"Weiß ich nicht. Gibt bestimmt auch solche"
Tante:"Ja gut, in solchen Szenen. Aber das ist doch die Minderheit. Ob du da Glück hast?"
Freund:"Ich könnt mir jetzt als Mann nicht vorstellen, einen Rock zu tragen. Ich würde michtotal unwohl fühlen."
Ich:"Musst du auch nicht. Es ist aber falsch, dass von mir verlangt wird, Hosen zu tragen"
Freund:"Ich hab ja auch nichts dagegen. Aber zuerst waren es lange Röcke und dan wurden sie immer kürzer" Ich hab nur einen langen Rock, aber gut.
Ich:"Ich trug auch vorher schon Kurze. Das war nur mein allererster".
Freund:"Und dann kommen noch Schuhe dazu. Es gibt a auch andere Männer die Röcke tragen, Gut, dann trägt dr Mann Rock und gut. Dann kann er aber trotzdem männlich laufen und so auch aussen und nicht wie eine Frau läuft."
Ich:"Ich laufe nicht wie eine Frau. Geht schon anatomisch nicht oder was verstehst du, darunter wie ein Mann läuft?"
Freund:"Na so wie Männer...nun mal laufen..."
Ich:"Wie ein Bauer?"
Freund:"Ja genauso, bauernhaft in etwa"
Ich:"Und das ist für dich männlich? Du verknüpfst Männsein mit Bauern? Ich laufe nun mal so, wie ich laufe."
Freund:"Das nicht. Aber für mich gehört immer ein Kontrast dazu. Das männliche starke, und die Frau das weibliche."
Ich:"Du siehst doch, dass ich ein Mann bin".
Freund:"Wenn ich dich nicht kennen würde und nur die Beine oder dich von hinten sehe, bin ich mir nicht sicher."
Ich:"Warum willst du denn ständig das Geschlecht wissen? Das ist doch unwichtig. Oder bist du 24h auf Fortpflanzung aus?"
Freund:"Um Himmels Willen, nee, ich will nicht den ganze Tag Sex haben *lacht*. Das ist man doch fix und fertig"
Ich:"Warum willst du dann die ständige Gewissheit, dass du auf den ersten Blick jemanden in männlich oder weiblich einordnen kannst? Oder er die Erwartungshaltung für dich erfüllt?" Nun ging das hin und her und verlief sich wieder in die Ausgangsposition was eine Frau oder die Feundin davon halten könnte.
Freund:"Kannst du dir echt vorstellen... oder ziehst du auch Rock an, wenn deine Freundin mit dir im Rock unterwegs ist?"
Ich:"Warum nicht?"
Freund:"Ich weiß nicht, wie sieht das denn aus?"
Ich:"Genauso beschissen, wie, wenn ihr beide in Hosen unterwegs seid."
Freund:"Das ist doch was anderes"
Ich:"Was ist daran anders? Das ist nichts anderes" Natürlich sagte mir meine Erfahrung, dass es er auf etwas hinauszielen wollte, was er zu rechtfertigen versuchte und so lenkte ich das Gespräch auf die Perversion von Röcken an Männern.
Freund:"Man sieht trotzdem noch wer Mann und Frau ist" Bingo, da wollte ich ihn haben.
Ich:"Das sieht man auch wenn beide Röcken tragen. Schau nach Schottland oder Indonesien"
Tantchen:"Aber es geht doch erstmal um Hier. Wir leben hier"
Ich zum Freund:"Jetzt erklär' mir doch mal, warum du kein Problem darin siehst zu zweit in Hosen aufzukreuzen, aber wenn beide Röcke tragen, das Abendland untergeht."
Freund:"Es sieht weiblich aus, da fehlt das männliche Gegenstück." Ja dort wollte ich ihn haben, warum es nicht so schlimm ist, wenn beide maskulin aussehen.
Ich:"Wenn ihr beide Hosen tragt, fehlt dch auch das weibliche Gegenstück."
Freund:"Nein, Eine Frau zeichnet sich doch nicht nur in Hosen aus, sondern auch mit Schmuck oder Schuhen. Auch die Farben sind bei Frauen bunter."
Ich:"Ja, sexuelle Markerierung. Worin markiert sich nun deiner Meinung nach ein Mann?"
Darauf hat er keine wirkliche Antwort und bezieht sich auf das Körperliche beim Mann.
Freund:"Ein Mann sollte robust sein, die Frauen suchen doch den Beschützer".
Ich:"Wenn ich dein T-Shirt an den Ärmeln raffe ist es automatisch weiblich besetzt. Dann trägst du Frauensachen." Sowie auf die Arbeit, wenn es um Rokctragen geht, da er auf dem Bau keine tragen kann (Die gleiche Diskussion wie hier, dass auch Frauen aus Arbeitsschutz keine Röcke tragen dürften.) und warum sollte er dann welche tragen, wenn er die meiste Zeit (40h Woche) eh auf Arbeit ist? Ihm zu erklären, das man Rock nach Feierabend oder wenn man frei hat, tragem kann, überzeugte ihn nicht. Nun muss ich fairerweiße sagen, dass er überhaupt kein Macho ist, Er hat aber das Männlichkeitsbild verinnerlicht (oder er fühlt sich mit der Rolle konform) und kann nicht nachvollziehen, warum man den Drang hat, daraus auszubrechen. Was auch zum gleich nächsten Punkt überläuft.
Tantchen:"Eine Frau will doch einen Mann haben, an dem sie rauf sehen kann."
Ich:"Kann sie doch. Dann zieh ich High-Heels an. Warum kann...oder sollte eine Frau nur an maskulinen Männern und nicht auch an schönen Männern raufsehen können?" Nun erklärte ich meinen Standpunkt, Über die Mode bis hin zur Geschlechterordnung.
Freund:"Boah, jetzt wirds mir zu hoch, da habe ich keine Ahnung. Da ist ja schon philosophisch."
Unter anderem auch was Jo über Männer und Jungen sagt, was widerum meine Tante nicht bestätigen oder nachvollziehen kann, als sie meinen Cousin als Beispiel erwähnte. Tantchen tut der Kopf weh und schläft ne Runde auf der Couch.

Freund:"Das verstehe ich, wenn man als Kind nur Röcke angezogen bkommen würde, wäre s für einen das normalste der Welt, wie ander mit einer Religion aufwachsen und 10x am Tag beten. Was wir auch nicht verstehen können. Ich sag mal...ich akzeptiere auch, wenn sich jemand im falschen Körper fühlt. Aber dann muss er sich entscheiden und nicht so ein Zwischending, heute mal dies und dann wieder mal so"
Tante wacht aus ihrem Schlaf auf und murmelt: "Finde ich auch, Du musst dich mal entscheiden. Deine Haare sind ja auch schon länger geworden und lässt sie jetzt wachsen. Halb Mann und halb Frau kannst du keinesweg rumlaufen."
Ich:"Mach ich doch schon, in den Augen vieler anderer. Es ist nicht mein Problem, wenn andere damit ein Problem haben."
Nun ging die Diskusion über Geschlechternormen los. Tante duselt vor sich wieder hin. Vieles versteht sie nicht und zieht es in lächerliche.
Ich:"Ich muss mich gar nicht entscheiden. Ich brauche nicht meinen Körper zu verstümmeln, nur um Röcke und andere Kleidung tragen zu wollen."
Tante:"Da hast du auch wieder recht."
Es gibt keinen richtigen Dialogschluss, wo man sich auf einen Nenner trifft, darum liest es sich vlt auch ein wenig komisch. Ich will damit nur aufzeigen, was in dem Dialog untergegangen ist, dass man mit Fachliteratur, womit sich schon andere Leute befasst haben, nicht wirklich auf fruchtbaren Boden fällt, wenn das Vorwissen des Gegenübers fehlt. Darum werden auch die wenigsten Männer zu Röcken greifen. Es ist eben ein Unterschied, sich mit "Betroffenen" oder ob man sich mit Nichtbetroffenen, und ich sag mal relativ einfachen Leuten, die sich darüber noch nie Gedanken gemacht haben, zu unterhalten.
Jetzt fällt mir auch wieder der Teil zu der Doppelmoral an Röcken ein.
Freund:"Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass ein Bänker oder Verteter mit kurzen Hosen und behaarten Beinen zu einem Gespräch erscheint. Da ist irgendwie fehl am Platz.
Genauo will ich jetzt keinen dicken Mann in so einem Minrock sehen, wo noch die Bierwanne runter hängt.
Oder wenn solche dicke Frauen meinen ihre breiten Oberschenkel zeigen zu müssen."
Ich:"Die fragen dich trotzdem nicht. Und ein Rock ist nun mal luftiger."
Freund:"Also, das ist doch quatsch. Da kann ich auch eine luftige Hose mit weiten Beinen anziehen, die ist genauso luftig. Deswegen läuf mir nicht der Schweiß am Bein runter."
Ich:"Röcke habe aber ein andere Tragegefühl"
Keine wirkliche Antwort darauf.
Gruß