Hallo in die Runde. Nachdem es mit der Registrierung ja nun doch noch geklappt hat, schreibe ich auch mal ein paar Worte über mich. Ich habe eine lange Historie im Anderssein. Das begann schon vor 25 Jahren, als ich mich mit dem Thema Religion beschäftigte. weil ich langsam anfing, die Dinge zu hinterfragen, die ich einfach so übernommen hatte und als selbstverständlich ansah. Es folgten diverse andere Themen und interessanterweise stellte sich bei jedem neuen Thema, das ich anging, relativ schnell wieder heraus, dass die übernommenen Ansichten und Verhaltensweisen nicht nur nicht sinnvoll waren, sondern in den meisten Fällen tatsächlich von Grund auf schädlich. Und in solchen Fällen bin ich dann sehr konsequent und ändere das grundlegend - nicht immer zur Freude meines sozialen Umfelds, das meist lieber die blaue Pille nimmt und nur zu gerne das für richtig hält, was alle machen.
Eines dieser Themen waren Schuhe und nachdem ich dort einige Recherchen anstellte, hing ich sie für immer an den Nagel. Das war damals das erste Mal, dass ich etwas änderte, das in der Gesellschaft sofort auffällt. Ob ich anders denke, anders esse, anders mit Medizin umgehe, merkt keiner - aber wenn ich barfuß durch das Einkaufszentrum gehe, falle ich auf wie ein bunter Hund. Das "Outing" war damals eine heiße Sache und im wesentlichen wurde damals das Terrain für weitere Veränderungen geebnet. Deshalb auch mein Forenname Barefoot-Joe, den ich auch im skirtcafe habe.
Nachdem ich meine Ängste vor anderen abgebaut hatte, merkte, dass die meisten Leute das sogar prima fanden und barfuß immer mehr zur Normalität wurde, kam Level 2.

Als Barfüßer achtet man normalerweise sehr auf gepflegte Füße und Nägel und irgendwann war ich es leid, fast täglich zu polieren und mein Blick fiel auf den Klarlack meiner Frau. Damit war das nächste Thema gesetzt: Nagellack. Erst Klarlack an den Füßen, dann - heh, warum nicht? - an den Händen. Dann, als ich in Barfußforen über andere stolperte, die bunten Nagellack trugen: "heh, warum eigentlich keine Farbe?" und so begannen erst meine Finger und dann meine Füße bunt zu werden.

Spätestens hier wurde meine bessere Hälfte langsam besorgt und fragte sich wohin das noch führen sollte.

Und wie das so ist: Wenn man sich mit anderen unterhält, die Nagellack tragen, stolpert man unweigerlich über Crossdresser und was tragen die häufig? Richtig: Röcke... Level 3...

Ich fragte mich, warum es eigentlich so verpönt ist, als Mann einen Rock zu tragen und nach viel Stöbern auch hier wieder: Das Inkaufnehmen von Nachteilen und Einschränkungen wegen "Das macht man eben nicht". Viele Klischees, keine sinnvollen Gründe, Geschlechternormen. Gerade letztere begannen mir mehr und mehr auf die Nerven zu gehen und je mehr ich mich mit dem Thema CD / TG beschäftige, umso mehr verstand ich deren Probleme und umso mehr ärgerte ich mich über die Klischees.
Meine ersten "Gehversuche" im Rock waren bescheidener Natur: Ich legte mir aufgrund sommerlicher Hitze einen relativ unauffälligen Sarong zu und trug ihn erst einmal zu Hause, dann auch am Strand. Da das andere am Strand auch taten, wurde es vor allem von meiner Familie akzeptiert und das war erst einmal wichtig. Und Sarongs sind prima, weil sich die Länge verändern läßt, so dass man in Ruhe austesten kann, wie etwas aussieht und wirkt. Nun, die Reaktionen anderer waren praktisch nicht vorhanden, von dem einen oder anderen Blick mal abgesehen. Damals dachte meine Familie noch, das wäre ein Experiment für einen Sommer.. Sie konnten nicht falscher liegen.

Denn dem Saron folgten weitere, buntere und den bunten Sarongs folgte der erste Damenrock. Den zu outen kostete mich einige Nerven, denn das war doch nochmal eine ganz andere Kategorie. Aber danach wurde es leichter und es folgten einige Jeans und Cord-Minis, einige knieelange und auch mal ein Maxirock. Es wurde langsam klar, dass das kein Sommerexperiment mehr war, sondern die Röcke kamen, um zu bleiben. Die Familie trug es mit Fassung, auch wenn es das eine oder andere Mal gewittrig wurde

Heute ist es akzeptiert und praktisch trage ich kaum noch Hosen, weil Röcke einfach viel bequemer und praktischer sind. Auch überall in der Öffentlichkeit. Ich trage nur dann Hosen (oder Schuhe), wenn mich Beruf oder Hobby dazu zwingen. Meinen Schrank teilen sich heute über 30 Röcke mit gerade mal 5 Hosen...
Die typische Frage, warum ich Röcke trage, kann ich gar nicht so eindeutig beantworten. Weil es Spaß macht, weil es bequem ist, weil ich ein Stück weit auch gerne auffalle? Weil ich das anziehen will, was mir gefällt...? Auch. Aber ich habe mir viele Jahrzehnte lang von "der Gesellschaft" vorschreiben lassen, was ich zu tragen habe, ja sogar was mir zu gefallen hat, versucht man mir ständig zu sagen. Aber, verdammt noch mal, ich mag Blumen, Schmetterlinge, bunten Nagellack und glitzernde Ohrringe. Ich mag schöne Stoffe und hübsche Designs. Ich mag Spitze und schöne Kombinationen. Und ich habe überhaupt keine Lust mehr, das alles ständig zu unterdrücken, nur weil andere der Meinung sind, das sei nicht männlich und würde nur Schwäche zeigen. Dieses Gleichsetzen von Weiblichkeit mir Schwäche und generell die Ungleichbehandlung der Menschen ist mir mittlerweile zutiefst zuwider und auch das ist eine wesentliche Motivation für mich: Zu zeigen, das Mann das sehr wohl kann. Dass es eben nicht Schwäche bedeutet. Dass man Menschen nicht nach Kleidung oder Geschlecht beurteilen kann, sondern nach ihren Taten.