Lieber Gregor,
ich muss den Artikel nochmal lesen. Ich habe ihn so in Erinnerung, dass der Trainer sie wegen ihres Kopftuches nicht mitspielen lassen wollen.
Schau Dir mal die Leute in nichteuropäischen Ländern an. Schau mal, wie viele von ihnen europäische Kleidung tragen. Schau mal, wie präsent dort europäische und ostasiatische (eben nicht nur in Ostasien) Wirtschaftsmacht sind. Vergleiche mal, wie sehr sich die nichteuropäischen Gesellschaften in den letzten 200 Jahren verändert haben, nicht aus eigenem Antrieb, sondern unter europäischem Einfluss.
Neulich hat der japanische Tenno im Fernsehen gesprochen. Was trug er dazu? Einen Kimono? Nein, einen Anzug mit Jacket, Weste, Hemd und Krawatte.
Schau Dir mal Europäer in nichteuropäischen Ländern an. Wieviele findest Du, die die Kleidung dieser Länder tragen? (Es sei denn, Du sagst nicht ganz ohne Recht, dass dort eben europäische Kleidung inzwischen die Landestracht sei.) Als ich 1986 in Sri Lanka einen Saron trug, traf ich nur wenige Europäer, die das auch taten. Die Srilankier dagegen waren gerade zu stolz darauf, dass ich ihre Kleidung trug. 1996 in Ägypten habe ich keine Galabiya gatragen, sondern lange Hosen. Letzteres war auch eine Anpassung, da nackte Beine in der Öffentlichkeit dort von den meisten als unsittlich angesehen werden. Das ist sogar in italien vielfach so.
Im Iran wird jede Frau, auch wenn Nichtmuslimin oder Ausländerin, dazu gewzungen, ein Kopftuch zu tragen. Schwebt Dir ähnliches, nur umgekehrt, auch für Europa vor, eben ein Kopftuchverbot? Du hast mir doch Recht gegeben, dass durch Kopftücher oder andere religiöse Symbole keine Sicherheitsvorschriften oder das Recht auf körperliche Unversehrtheit verletzt werden.
Mit hat mal ein Asatruar erklärt, die Germanen seien immer gastfreundlich gewesen. Sie hätten auch den Christen erlaubt, Kirchen zu bauen. Nur als die Christen dann aufdringlich und missionarisch wurden, sei es mit der Gastfreundschaft zu Ende gewesen. Letztlich hat dann aber das Christentum gesiegt.
Ich denke, daran sollten wir es festmachen. Lass jeden seine religiösen Gebäude bauen und religiöse Kleidung tragen, wie er er*sie es für richtig hält. Nur wer anfängt, seine Lebensweise anderen aufzuzwingen, soll gebremst werden.
Der Islamismus ist ja auch eine Folge der europäischen Vorherrschaft in den muslimischen Ländern. Europäer kamen als Eroberer. Wir müssen aufhören, Eroberer zu sein und jeden nach seiner Facon selig werden lassen. Darin sollten wir den Muslimen als Vorbilder voran gehen. Das wäre Säkularität. Schon bald werden wir muslimische Verbündete dabei haben - und Gegner in allen Lagern.
Mich stört eine Schwimmerin in Burkini nicht. Vielleicht schwindet auch der Drang, eine Burkini zu tragen, wenn der Druck aufhört, sie durch einen Bikini zu ersetzen.
LG,
Michel