Liebe Lea!
Erstmal herzlich willkommen hier im Forum! Und danke für deine offenen und mutigen Worte!
Wie du dich fühlst, kann ich weniger nachvollziehen, wie dein Vater sich fühlt bzw. fühlen muss, schon viel eher...ich habe Ähnliches mitgemacht, nur vor vielen Jahren (ca. 2004). Damals war ich in einem Alter wie du.
Ich bin der älteste von fünf Brüdern. Für meine Eltern und Brüder war mein Kleidungsstil eine Katastrophe, und ich wurde von Seiten meiner Herkunftsfamilie sehr unter Druck gesetzt, und oft ausgegrenzt. Unterstützung erhielt ich keine. Bitte erspar das deinem Vater.
Dass deine Mutter und du deinen Vater beschuldigen, dass er "schuld" daran sei, wenn die Ehe kaputtginge, das lässt mich erschaudern. Ich kann zwar in gewisser Weise verstehen, dass ihr vielleicht vorher gerne informiert worden wäret, da der für euch neue Kleidungsstil deines Vaters ungewöhnlich für einen Mann ist, und dies bei euch Ängste auslöst - gleichzeitig tut dein Vater nichts Unrechtes, wofür er sich rechtfertigen oder schämen müsste.
Wer sich schämen sollte, sind gerade diejenigen, die versuchen, zu mobben und auszugrenzen. Ich kann allerdings gut verstehen, dass ihr Angst vor Mobbing (z.B. seitens deiner Mitschüler) habt - vor allem dann, wenn man sich nicht adäquat wehren kann.
Und ich glaube, dass dein Vater schlicht und ergreifend Angst hatte, vorher mit euch darüber zu sprechen. Und deine Reaktion, liebe Lea, und die deiner Mutter lassen darauf schließen, dass diese Angst nicht ganz unbegründet war. Du sagst ja selber, dass es euch beiden sehr schwerfällt, damit klarzukommen. Ich weiß daher ehrlicherweise nicht, ob ihr euch jetzt besser fühlen würdet, hätte er alles offen angesprochen.
Ich erinnere mich nämlich sehr gut an die Auseinandersetzungen mit meiner Familie. Mir wurden ähnliche Vorwürfe gemacht. Mir wurde vorgeworfen, dass ich am angeblichen Mobbing z.B. in der Schule gegenüber meinen jüngeren Brüdern "schuld" sei. Damit dies ende, wurde gefordert, ich solle mich wieder "normal", also wie vorher, verhalten. Das Schlimme ist, dass bei dieser Haltung das Mobben quasi gerechtfertigt wird. Des Weiteren sagten meine Eltern immer wieder, ich solle mit ihnen offen reden, aber dann, wenn man versuchte, sich zu öffnen, passte es wieder nicht, weil das falsche Thema...Das hat sich bei uns glücklicherweise gebessert - aber es war ein verdammt langer Weg, ca. 10 Jahr, und perfekt ist es bis heute nicht.
Offenheit wird also die Ehe zwischen deinen Eltern nicht unbedingt retten. Offenheit wird aber mindestens Klarheit schaffen, wie es bei euch weitergeht.
Ohne anmaßend klingen zu wollen, sehe ich die einzige Möglichkeit die Ehe deiner Eltern zu retten, und auf ein besseres Fundament zu stellen, wenn deine Mutter es schafft, zumindest mit den Kleidungsvorlieben klarzukommen, sie mit Liebe annehmen kann - ohne sich zu quälen. Sollte Letzteres der Fall sein, könnte es unter Umständen besser sein, sich zu trennen. Auch da rede ich aus Erfahrung. Wie ich in deinen Ausführungen lese, ist es aber gut möglich, dass ihr das Ehe- und Familienaus abwenden könnt. Du hast ja gesagt, dass es durchaus möglich ist, dass insbesondere deine Mutter es schaffen könnte, sich daran zu gewöhnen - bei dir habe ich das Gefühl, dass du es eigentlich schon geschafft hast.
Ansonsten wünsche ich euch alles Gute!
Beste Grüße,
Asterix