Hallo morle,
Jetzt gebe ich auch mal etwas Senf dazu...

Eingewandt werden könnte, daß, sofern der Ruf erst ruiniert ist, es sich gänzlich ungeniert lebt, jedoch hier erneut mein Hinweis: ich bin ein Feigling! Für mich ist die fortdauernde Akzeptanz meiner Mitmenschen zu wichtig.
Möchtest du, dass sie dich akzeptieren oder deine Kleidung? Da ist ein ganz wesentlicher Unterschied, denn die Akzeptanz deiner Person hat nichts mit der Kleidung zu tun. Ich weiß - man hat Angst, dass sie einen wegen der Kleidung nicht mehr akzeptieren, aber das passiert in der Regel nicht, denn diejenigen, die dich kennen, sehen und wertschätzen die Person und nicht die Verpackung. Ich hatte die gleichen Bedenken - mehrfach. Ich hatte sie, als ich das erste Mal barfuß in die Firma ging. Als ich das erste Mal Nagellack in der Firma trug. Als ich das erste Mal einen Rock in der Firma anhatte. Aber alle Ängste waren unbegründet - trotz dieser doch recht drastischen Veränderungen hat sich nichts an meiner Akzeptanz geändert.
Was Fremde über mich denken ist etwas anderes, denn sie können mich nur anhand der Kleidung beurteilen. Das ist aber deren Problem. Zu unserem Problem wird es, weil unsere Partner sich darüber zu viele Gedanken machen. Meiner Frau geht es ganz genauso und es hat einige Zeit gedauert, bis sie merkte, dass gar nichts passiert, wenn sie mit mir ihm Rock unter die Leute geht. Natürlich schauen die Leute - aber das ist Teil des Spiels und beinhaltet ja auch noch keine Wertung. Wir hatten mittlerweile auch mehrfach Situationen, in denen Fremden oder ihre Arbeitskolleginnen sagten, dass sie das toll finden. Ich denke, solche positiven Rückmeldungen sind immer noch das Beste, um Ängste abzubauen und die wirklich sehr seltenen vermeintlich negativen Reaktionen ignorieren zu können.
Das Problem ist nur, dass man positive Rückmeldungen nur out and about bekommt. Da würde ich mich den schon gegebenen Ratschlägen anschließen: Nimm den dezentesten Rock den du hast, den, der kaum von einer Hose zu unterscheiden ist und gehe mit deiner Frau damit raus. Es muss ja erst einmal nicht in der Nachbarschaft sein. Vielleicht im Urlaub, oder wenn ihr abends Essen geht (weil es dann dunkel ist). Wenn deine Frau merkt, dass keine Reaktionen kommen, ist das ein erster Schritt. Ängste kann man nicht von jetzt auf gleich ablegen - man muss langsam lernen, dass sie unbegründet sind und das erreichen wir oft nur mit Salamitaktik. Wenn deine Frau selbst das ablehnt, findest du vielleicht Gelegenheiten, in denen sie es nicht ablehnen kann. Vielleicht mußt du sie mal irgendwo abholen und tauchst dann einfach im Rock auf. Was soll sie machen?
Aber vielleicht mußt du dich auch erst einmal selbst überzeugen und von deinen Ängsten befreien, bevor du deine Frau überzeugen kannst? Denn nur, wenn du selbst selbstbewußt im Rock unter Fremden unterwegs sein kannst, kannst du das deiner Frau glaubwürdig vermitteln. Vielleicht müsste der erste Schritt daher wirklich sein, ohne deine Frau rauszugehen. Es muss ja nicht zu Hause sein. Fahr im Rock tanken. Geh zwei Städte weiter im Rock einkaufen. Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber wenn du einen Flughafen in der Nähe hast, geh dort hin - Flughäfen sind ideal, weil sicheres Gebiet und jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Geh in die Fußgängerzone und mach Besorgungen. Laufe nicht einfach herum, sondern mache wichtige Besorgungen, so daß du den Rock dabei vergißt. Du wirst sehr schnell merken, dass sich die anderen Leute umso weniger für dich interessieren, je normaler der Rock für dich wird. Vergißt du den Rock, bemerken ihn auch die anderen nicht. Das ändert sich dann wieder, wenn deine Frau mit dabei ist, denn dann reagieren die anderen auf ihre Ängste. Aber immerhin dann nicht mehr auf deine. Du bist dann der selbstbewußte ruhende Pol und das wird deine Frau auch merken.
So sehr ich es auch bedauere, bleibt mir im Rock und in High-Heels nur das winzige Biotop meiner häuslichen Umgebung, und auch dort vorzugsweise in den oberen Gemächern, da ich im Parterre durch die Fenster zu leicht gesehen werden könnte.
Möchtest du dein Leben leben oder das der Nachbarn? Möchtest du das machen, was dein Herz dir sagt, oder das, was die Nachbarn möglicherweise erwarten? Interessieren sich die Nachbarn für deine Meinung? Nein? Warum läßt du dich dann von deren Meinung beeinflussen, die sie nicht einmal geäußert haben? Du verbietest dir etwas, das du gerne tun würdest, etwas, an dem dein Herz hängt, weil Nachbarn möglicherweise etwas negatives denken könnten. Du weißt das nicht einmal, du hast nur Angst davor. Vielleicht würden sie es sogar gut finden?
Wären sie als Subjekt des Rockträgers oder als Familienangehöriger bzw. Partner(in) davon betroffen, wage ich zu bezweifeln, daß die Antworten dann noch so tolerant blieben.
Ich spreche da nur für mich, aber ich bin der Meinung, dass wir in einer Beziehung nicht da Recht haben, unseren Partner in seiner persönlichen Entfaltung einzuschränken. Anders gesagt: Wenn meine Frau morgen mit knallroten Haaren ankommt, weil sie das toll findet, dann steht es mir nicht zu, ihr das auszureden oder es zu kritisieren. Sie findet es toll und mein Job ist es, sie glücklich zu machen. Ich muss es nicht gut finden, aber das ist unbedeutend, denn es geht nicht um mich, es geht um sie. Wenn es sie glücklich macht (und keine Gefahr beinhaltet), dann unterstütze ich es, auch wenn ich eine andere Meinung dazu habe. Meine Frau ist mein Partner, nicht mein Besitz.
Meine Frau z. B. meint, ich stellte in Rock und High-Heels für sie eine völlig fremde, andere Person dar, nicht den Mann, den sie kennt und liebt.
Da das objektiv gesehen natürlich nicht stimmen kann, würde es sich vielleicht lohnen, das mal näher zu diskutieren. Ich vermute mal, sie hat einfach Angst davor, dass du dich veränderst und nicht mehr der bist, den sie kennengelernt hat. Aber wir alle verändern uns ständig, das nennt sich Leben.

Dahinter steckt vermutlich eine tiefere Angst, nämlich die, dass das nicht nur eine Kleidersache ist, sondern eine Identitätsfrage. Fragen wie "Will er lieber eine Frau sein?" oder "Wohin wird das führen?". Das ist die Angst, den Mann zu verlieren und plötzlich eine Frau an ihrer Seite zu haben. Das kann natürlich passieren, wenn mann tatsächlich transident sein sollte und dann wird es um einiges schwieriger. Wenn man das aber nicht ist, und einfach nur sein Kleidungsportfolio erweitern möchte, dann ist ein ganz wichtiger Schritt meiner Meinung nach, unseren Partner mit Wort und Tat immer wieder klar zu machen, dass wir immer noch dieselben sind. Mit dem Rock tritt eine feminine Seite zu Tage - aber die war meist schon immer da. Oft sind es ja gerade eigentlich feminine Eigenschaften, die unsere Frauen an uns schätzen, wie Verständnis, Zuhören können, usw. Eine Seite also, die wesentlicher Teil unseres Charakters ist und die sich bisher einfach nur nicht optisch ausgedrückt hat. Wenn sie das nun macht, ändert das nichts an unserer Identität oder an unserem Charakter, wir sind immer noch derselbe Mensch.
Wenn ich mir die Freiheit nehme, mich so anzuziehen, ignoriert sie das weitestgehend.
Ich fürchte, das ist eher eine Verdrängungsreaktion. Was ich ignoriere, ist nicht da und wenn es nicht da ist, muss ich mich damit nicht beschäftigen. Ich würde das mal nicht mit Akzeptanz gleichsetzen, auch wenn ich es dir wünschen würde.
Ich habe versucht, ihr klarzumachen, daß ich auch dann kein anderer bin, aber die Visualität meines Äußeren ist wohl zu dominant für sie (dabei trage ich weder Perücke noch Make-up, wäre wohl auch sinnlos bei meinem nicht überschminkbaren Männergesicht).
Dann beschränke das Visuelle doch erst einmal. Laß FSH und Heels weg und zieh nur einen dezenten Rock an. Dann ist es für sie sicher einfacher, das zu akzeptieren. Wenn sie merkt, dass du dich dadurch nicht veränderst, sondern einfach nur ein anderes Stück Stoff am Leib hast, ist schon einmal eine der größeren Ängste etwas abgebaut.