Autor Thema: „Männer eiern rum und verlieren sich zwischen den Ansprüchen“  (Gelesen 2084 mal)

rockability

  • Gast
ich möchte nicht vor/von anderen ausgelacht werden    - 5 (4.8%)
ich habe keine Lust auf dumme Bemerkungen/Blicke    - 9 (8.6%)

Das sind genau die Gründe, welche die meisten Männer (einschl. auch ich, noch) davon abhalten Röcke oder Kleider in der Öffentlichkeit oder auch vor anderen (zu Hause vor Besuchern) zu tragen.
 
Frauen gehen mit Männersachen, welche sie tragen wollen, ganz pragmatisch um: sie haben keine Scheu damit herum zu laufen. Ganz im Gegenteil, sie fühlen sich damit maskuliner und durchsetzungsfähiger (zumindest meinen sie das, oder fühlen so).

Von daher wird (die vermeintlich) weibliche Kleidung bei Männern von  Frauen als etwas minderwertiges empfunden.
Man(n) muß nur mal die weiblichen Foren durchgehen/-lesen und man wird jede Menge Antworten in dieser Richtung finden.
Dies wird sich auch kaum in näherer Zukunft in unserer Gesellschaft ändern...leider :(

Hallo Rock-er,
dann müssten sich Frauen ja konsequenterweise selber minderwertig fühlen? Tun sie das wirklich? Genau das gleiche vermute ich auch von Männern, wenn es aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wird. Ich denke mal, dass sich Frauen, die genau das ausspielen und ausleben, sich als höherwertig und begehrenswerter als Männer sehen und Männer oft als Spielball benutzen. Von Männern werden Frauen als beschützens und begehrenswert empfunden, weil sie Leben schaffen. Genau diese Stereotype finden sich auch in Frauenkleidung wieder. Ein Mann wird dagegen in Frauensachen als "minderwertig" bewertet, weil er den Rang der Frau nicht erreicht und die Beschützeraufgabe übernehmen soll und nicht, um beschützt zu werden. Das kapitalistische Patriarchat lässt auf der anderen Seite zu, dass Frauen mehr Freiräume im privaten Bereich und Dingen, wie Kleidung usw. haben als Männer, die mehrheitlich in der Wirtschaft und Berufswelt dominieren und das Geld verdienen, dafür aber auch ihre eigenen geschaffenen Spielregeln einhalten müssen. Wer davon abweicht, muss sich auf den Stand der weilbichen Frau gesellen. Der Spruch "Wenn du in der Bank keinen Anzug tragen möchtest, dann kannst du nicht als Bankier arbeiten und musst dir etwas anderes suchen." ist eine ähnliche Argumentation, die Frauen widerfährt und warum diese oft noch karrieretechnsich nur bis zu einem bestimmten Punkt kommen. Da ist es pötzlich gar nicht wichtig, ob jemand den Beruf gewählt hat, weil er daür talentiert ist, ihn mag, oder ein Genie in Mathe ist und mit Zahlen umgehen kann. Nein, die Qualifikation heißt auf einmal, ob man einen Anzug trägt un das wichtiger zu sein scheint, als die Wurzel aus dem Quadrat ziehen zu können oder eine Zilllion auf den ersten Blick von einer Drillion auseinander halten zu können. Darum bedienen sich Frauen auch oft einem männlichen Erscheinungsbild, um nicht komplett als Objekt sondern Mensch wahrgenommen zu werden. Frauen ziehen sich dann maskulin an, wenn sie mit Männern konkurrieren wollen. Männer können dagegen nicht mit den Möglichkeiten der Frauen in Konkurrenz treten. Von menschengemachte Dinge kann man konkurrieren, aber gegen angeborene Möglichkeiten nicht.
 
Wenn ein Mann in Frauenkleidung an Rang gewinnen soll, muss sich wohlmöglich erst die Rolle des Mannes um 180° drehen. Abzuwarten bleibt, ob Männer das erstrebenswert finden und Frauen das mitmachen oder dann um die paar vereinzelten Männer konkurrieren, die in ihrem alten Rollenmodell geblieben sind.

Was ich so beobachte ist, dass viele Männer einen Mann nicht unbedingt als minderwertig betrachten dürften, weil er einen Rock trägt, sondern dasss die genau um ihren, ich sach mal, beschissenen Stand als Mann in der Gesellschaft bescheid wissen und denen das auch zum teil bewusst ist und deshalt ablehnend reagieren, weil sie selber oft von Frauen Ablehnung erhalten. Typisches Beispiel ist die Frauenquote, wenn es darum geht, Frauen in Topjobs zu befördern. Dann liest man, aber wirklich immer, "Was ist mit den Quoten bei der Müllabfuhr, auf dem Bau und der Kanalreinigung? Da wollen Frauen sich nicht die Hände schmutzig machen." -  und ein Mann im Rock scheint deshalb als "Geschlechtsverräter" zu gelten, der sich Frauen anbiedert um an weibliche Privilegien zu kommen. Eine davon wäre zum Beispiel, angenehme Arbeiten zu übernehmen oder sich aushalten zu lassen. Das ist zwar für viele Frauen selber nicht erstrebenswert und mag ein dummes Beispiel sein, aber ein sehr anschauliches, und Männer wissen auch bestimmt, dass die wenigsten Frauen einen Mann aushalten werden. Aber in der ersten Beurteilung ist verankert, "so ein Mann kann doch niemals irgendwo arbeiten und liegt dem Staat bestimmt auf der Tasche."

Dass Männer angst davor haben in Röcken ausgelacht zu werden, ist wohl weniger der Grund, dass Röcke Frauensachen sind, sondern weil sie keine Frauen sind und nicht weiblich aussehen dürfen. Für die umgekehrte Darstellung bei Männern, die du bei den Frauen aufgestellt hast, bin ich hier dagegen oft schon gerügt worden.

Im Wissen, dass immer mehr Männer sich Hilfe bei selbsternannten Männercoachs suchen, und diese samt Anfragen von Männern, wie Pilze aus dem Boden schießen, kann ich nicht glauben, dass Männer nicht wissen,was es in ihnen anrichtet, wenn sie einen Rockträger sehen, der fei von diesen männlichen Zwängen und Konformissen ist oder sich einfach das rausnimmt, was er für gut befindet. Sie glauben, dieser Mann will sich zu den "besseren", "angeseheneren" Menschen gesellen und will seine Geschlechtsgenossen sich alleine überlassen. (Vielleicht ist da auch etwas zu tief hineininterpretiert). Frauen meinen zwar oft, dass Männer es besser hätten, wenn sie Karriere machen können und haufen Geld verdienen, komischerweise empfinden dass die wenigsten Männer so. Und dann gibt es noch die Männer, die ganz unten rumwurschteln, für die sind Männer in Röcken erst recht ein Dorn im Auge, wenn sie der weiblichen Anmut fröhnen und das völlige Gegenteil von dem darstellen, was ihnen als kleiner Junge immer ihren Eltern überspitzt runtergebetet wurde, "Wenn du dich nur genug anstrengst, dann verdienst du später viel Geld und kannst dir Haus, Auto und eine Familie leisten. Du ganz alleine." Diese Männer fühlen sich von dem Versprechen an die Gesellschaft, um ihr "Recht" betrogen.

Ich zitiere mal aus einem Artikel von vielen solcher Beispiele. 

"er hält Vorträge, er tritt in Talkshows auf und in ausverkauften Hallen. Schröder behauptet: „Der Mann hat die Kontrolle verloren.“

"Nie geht es um Männer und ihre Befindlichkeiten

Männer trinken mehr Alkohol, sie sind öfter krank, sie verlieren eher den Job. Und es sind zu 80 Prozent die Frauen, die die Scheidung einreichen. Zufall? Jens Lönneker, Chef des Marktforschungsinstitutes Rheingold Salon, ist überzeugt: „In der gesellschaftlichen Diskussion geht es viel um die Rolle und das Bild der Frau. Aber es geht nicht um die Männer.“

In Zeiten des Internets dürften viele Männer um ihren Stand wissen und solche Männergurus wie im Zitat tragen dazu bei. Es ist abzuwarten, ob sich dadurch eine überzeichnung der Männerolle durchsetzten wird, um seinen "Mann wieder zu stehen" und in einer "feminisierten Gesellschaft" wieder endlich ein Mann sein zu dürfen oder ob es zur Gleichberechtigung und zum gegenseitigen Verständnis kommt und die Rollenklischees etwas gelockert werden.

LG.

"Für eine Studie hat sein Institut in einer repräsentative Umfrage deutsche Männer zu ihren Befindlichkeiten befragt, danach war ihm klar: „Wir müssen uns in Deutschland um die Männer kümmern. Sie halten mit dem gesellschaftlichen Wandel nicht mehr mit.“ Nichts anderes sagt Schröder. „Während Frauen sich viel besser in ihre Rolle eingefunden haben, eiern Männer mehr rum und verlieren sich zwischen den Ansprüchen."
https://www.welt.de/icon/maenner/article162236729/Maenner-eiern-rum-und-verlieren-sich-zwischen-den-Anspruechen.html
https://www.welt.de/icon/article154479670/Der-deutsche-Mann-muss-sich-endlich-neu-erfinden.html

Offline Rock-er

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Zitat
dann müssten sich Frauen ja konsequenterweise selber minderwertig fühlen?
Ja, zumindest aus der Vergangenheit heraus. Dazu ein Zitat von:
Annette Kaiser, spirituelle Lehrerin und spirituelle Leiterin der „Villa Unspunnen“ (CH)

Wir haben jetzt über viele Jahrhunderte mehrheitlich in einem dominanten männlichen Prinzip
gelebt. Aus der Geschichte wissen wir, dass es auch Zeiten gab, wo das weibliche Prinzip im
Vordergrund stand. Wir kommen heute in eine Zeit hinein, wo das weibliche und das männliche
Prinzip sich zu verbinden haben, Hochzeit zu feiern haben. Es geht heute darum, dass der Mensch,
weil das weibliche Prinzip abgewertet wurde, das neu versteht und im Verständnis des weiblichen
Prinzips das Frauen und wie Männer neu ergründen müssen 
verändert sich auch das männliche Prinzip. Das ist die Aufgabe des 21. Jahrhunderts.“ ...  „Es geht
hierbei nicht um eine Überhöhung des weiblichen Prinzipsund um eine Abwertung des männlichen Prinzips -
alles ist heilig. Alles, was in der Shöpfung erscheint, ist in sich -in der Essenz -
heilig. Und es geht darum, das wiederzuerkennen und in die alltägliche Lebensweise zu integrieren.

PS.: Das Zitat befindet sich ganz am Ende der PDF.


 

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