Hallo V.
Danke für die Vorstellung.
In so einem Dorf wird schon viel zu viel getratscht, da braucht es nicht noch eine Steilvorlage durch mich.
Ja, das ging mir auch mal so. Aber mir wurde irgendwann klar, dass ich nicht hier bin, um das Leben anderer Leute zu leben, sondern meins. Entweder ich folge meinen Ängsten vor dem, was die anderen sagen könnten und mache das von dem ich vermute, dass es die anderen von mir erwarten, um eben alle anderen außer mir zufrieden zu stellen - oder ich mache das, was
mich glücklich macht. Die Entscheidung war dann doch einfach. Frei nach den Ärzten mit "Lass die Leute reden..." ziehe ich das an, was mir gefällt und nicht das, was anderen gefällt. Und tatsächlich hat es niemanden interessiert. Seit zwei Jahren laufe ich hier in Rock und Kleid herum und noch nie gab es einen negativen Kommentar oder negative Reaktionen. Nicht einmal von besorgten Eltern, denn wir haben einen Kindergarten vor der Tür. Dein Dorf kann natürlich anders gestrickt sein, aber generell tendieren wir Menschen dazu, mögliche negative Effekte heftig zu überdramatisieren. Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, dass kleine Dörfer und Gemeinden sogar deutlich unproblematischer sind als Großstädte.
Langsam gehe ich auf die 40 zu. Seit drei Jahren bin ich wieder solo. Nachdem sich meine Herzdame halsüber Kopf in jemand anderen verknallt hat (Geld macht offenbar noch mehr sexy) und ausgezogen ist.
Das tut mir leid. Aber manchmal hat das Leben andere Pläne mit uns. Vielleicht war das ein notwendiger Schritt, um deinem Leben eine neue Richtung zu geben. So negativ so etwas immer erst einmal ist, im Nachhinein merkt man oft, dass dadurch erst wichtige positive Veränderungen möglich wurden.
Zwar hatte sie eigentlich alles mitgenommen, aber einige Sachen aussortiert und mich(!) gefragt, ob ich das entsorgen kann. Hatte zwar ja gesagt, aber war eigentlich sauer, dass ich mich noch darum kümmern sollte.
Respekt. Ich hätte das nicht gemacht.
Aber wie sonst hättest du zum Rock kommen sollen?

Zufälle sind viel seltener als wir denken und das meiste passiert nicht einfach grundlos - auch nicht Entscheidungen, die wir scheinbar gegen besseres Wissen treffen.
fühlt sich gut an! Gleichzeitig ärgerte ich mich, erst nach gut drei Jahrzehnten auch mal dahinter zu kommen, dass Röcke nicht nur schick aussehen können, sondern sich auch einfach gut anfühlen. Also jetzt nicht im erotischen Sinne, mehr so Bequemlichkeit, ganz andere Luftzirkulation als nackt oder bei der kurzen Hose.
Wir brauchen eben erst einen Anstoß und eine Gelegenheit. Wobei ich denke, dass der Rock nur ein Mittel zum Zweck ist, um eine Entwicklung auf einer anderen Ebene anzustoßen. Man überwindet etwas in sich, wird freier und erkennt, dass es mehr gibt, als den engen Käfig, in dem man bisher gesteckt hat.
Nein, ich will keine Stöckelschuhe tragen oder BHs. Auch kein MakeUp, Nagellack oder sowas. Einfach nur Rock und gut.
#Nohomo - schon klar.

Es erwartet ja auch niemand von dir, so etwas zu tun. Wir Menschen reagieren interessanterweise bei bewußten Grenzüberschreitungen oft so. Wir verschieben die Grenze für uns ein klein wenig und definieren gleich dahinter eine neue, weil wir unbewußt Angst davor haben, uns plötzlich völlig zu verändern oder zu verlieren. Wir brauchen diese Grenzen als Selbstschutz, auch wenn sie im Grunde gar nicht nötig sind.
Ich habe diese Grenzverschiebungen drei mal gemacht und mittlerweile bin ich von "nur das, aber ganz sicher nicht mehr" abgekommen und bei "schauen wir mal, was noch kommt" angekommen. Leben ist Abenteuer und erforschen und ausprobieren ist genau das, was es lebenswert macht. Was mich da wirklich zum nachdenken gebracht hat und ein wichtiger Impuls war, ist Juli Engelmann mit "One Day...":
https://www.youtube.com/watch?v=DoxqZWvt7g8