Hallo Mann im Rock,
Meinst du wirklich, es wäre so einfach? Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt?
Ja. Tatsächlich ist das so einfach - und wir reden hier erstmal nur von Klamotten. Wie schon geschrieben: Es gibt ein enormes Angebot an Stoffen, die man sich auf den Körper hängen kann und daraus kann man sich bedienen. Wir haben da völlige Wahlfreiheit, niemand hindert uns als Mann daran, ein Kleid zu kaufen. Der einzige, der uns dabei im Weg steht, sind wir selbst und unsere Angst. Und die kann man überwinden.
Wenn monatlich in der Presse das Thema vom gender pay gap auftaucht, sollte man dann nicht, im Vergleich, diesen Missstand beenden , indem man den Frauen sagt, sie mögen bei Gehaltsverhandlungen einfach das Maul aufreissen, weil es keine unterschiedliche Bezahlung gibt? Alles da, man muss es nur nutzen?
Um gender pay gap ging es hier aber nicht, sondern um Kleidung. Aber der Gender pay gap - zumindest das, was real tatsächlich vorhanden ist - hängt letztendlich genau wie die Kleidungsfrage, vom indoktrinierten Rollenmodell ab. Und von bestimmten Eigenschaften des weiblichen bzw. männlichen Gehirns.
Wie kommt es zu dieser indoktrinierten Geschlechterrolle?
Nunja, durch Indoktrionation?
Indem die Eltern resp. die Gesellschaft (soziales Umfeld, Medien, Erfahrungen) dem Kind bewußt und unbewußt vermitteln, wie sich ein Mann zu verhalten hat.
Und wie passt das zum "starken" Geschlecht?
Wer? Der Mann? Der Mann ist nicht das starke Geschlecht. Er hält sich nur dafür, weil seine Geschlechterrolle das sagt und die Frauen das unterstützen (und auch gerne ausnutzen). Aber auch das hat wieder etwas mit Biologie zu tun.
Bei der Erziehung ansetzen? Na gut, und dann wirkt die spätere Sozialisation genau gegenläufig. Arbeitgeber, die den Männern Anzug und Krawatte vorschreiben. Das Fernsehen, das ein bestimmtes Bild vom Mann vermittelt. Die Politik, in der alle Männer uniformiert rumlaufen.
Richtig. Aber das wird sich nur ändern, wenn eine Generation nachwächst, die da nicht mitspielt. Wir haben das teilweise schon. Schau dir mal Startups an, schau dich mal bei Google oder Facebook um - da findest du praktisch keine Anzüge mehr. Und da ist es - im Gegensatz zu erzkonservativen Unternehmen - auch kein Problem, wenn ein Mann im Rock kommt.
Einziger Ausreisser dort war mal der Turnschuh-Fischer, aber der ist ja auch schnell eingefangen worden. Bis in der Phase des Studiums hat man Freiheiten, kann sich ausprobieren, später in der Arbeitswelt kommen dann die meisten Leute unter die Räder, in der Phase des Sich-Anpassens.
Das muss aber nicht sein, denn du kannst ja problemlos einen anderen Weg im Leben gehen. Niemand zwingt dich dazu, dir einen Beruf zu suchen, in dem du dich als Pinguin verkleiden musst. Wir haben alle Möglichkeiten, wir müssen sie nur nutzen. Dummerweise ist die Angst vor solchen "unnormalen" Karrieren ebenfalls Teil unserer Indoktrination. "Geh zur Bank, da hast du einen sicheren Job" haben wohl die meisten schon mal gehört...

Insofern: Liegt es wirklich allein an den Männern?
Insofern als sich die Probleme im Mann kulminieren, ja. Aber der Mann wird von seinem sozialen Umfeld geprägt, zu dem Männer und Frauen gehören. Und ein Großteil des männlichen Rollenmodells bekommt das Kind nunmal von seiner Mutter vermittelt, denn der Vater ist ja arbeiten - so wie sich das ganz konservativ gehört. Meistens.

Hing es auch allein an den Frauen, ihre Emanzipation in Gang zu setzen?
Ja, tat es.
https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenbewegung#Erste_WelleHatten und haben sie nicht auch Unterstützung durch die Politik, durch die Medien?
Ja, heute. Nach etlichen Jahrzehnten Kampf. Weil es heute nicht mehr politisch korrekt ist, Frauen abzuwerten. Das machen wir nur noch mit den Männern und die meisten merken das nicht mal...
Und hätten nicht da die Männer auch mal etwas mehr Aufmerksamkeit verdient?
Selbstverständlich. Aber das muss eben von denen kommen, die sich die Kleider rauslegen lassen - den Männern selbst. Solange die Männer nicht selbst merken, in welchen Käfig sie sitzen oder diesen Käfig auch noch toll finden (ganz so wie die Frauen damals übrigens), wird sich da wohl wenig ändern. Aber das wird langsam, es dauert nur noch ein paar Jahrzehnte.