Autor Thema: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge  (Gelesen 10484 mal)

chris-s

  • Gast

Offline radix

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 849
  • Geschlecht: Männlich
  • Ich trage Röcke - nicht immer, aber immer öfter.
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #1 am: 05.11.2018 22:33 »
Hallo Chris,

vielen Dank für den interessanten Link! Die Geschichte ist sehr einfühlsam geschrieben und man muss förmlich mit-leiden mit der Mutter und ihrem Sohn, der unbedingt im Kleid zur Schule gehen möchte. Dass er dies letztlich auch tut, nötigt mir Respekt ab.

Auffällig ist, dass keine Rede von (s)einem Vater ist. Ob die Mutter alleinerziehend ist? Und was wäre, wenn der Vater präsent wäre? Würde der Junge dann immer noch im Kleid zur Schule gehen wollen oder würde er es aus Respekt vor dem Vater nicht machen?

Fragen über Fragen, auf die es keine eindeutigen Antworten gibt. Aber schön, dass durch diese Geschichte neue Verhaltensmöglichkeiten aufgezeigt werden, die Mut machen, es dem Jungen im Kleid gleichzutun.

Radix

Offline cephalus

  • Team
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 7.506
  • Geschlecht: Männlich
    • muenchengefluester
    • Münchengeflüster
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #2 am: 05.11.2018 23:19 »
Hallo Radix,

auch ich finde den Artikel äußerst einfühlsam und nachvollziehbar geschrieben, auch aus Sicht eines Vaters, von zwei Jungs, die gerade im passenden Alter sind.
Und ja, ich möchte auch nicht ausschließen, dass das bei uns auch so passieren könnte.

Auffällig ist, dass keine Rede von (s)einem Vater ist. Ob die Mutter alleinerziehend ist? Und was wäre, wenn der Vater präsent wäre? Würde der Junge dann immer noch im Kleid zur Schule gehen wollen oder würde er es aus Respekt vor dem Vater nicht machen?

Aus einer Erzählung in Ichform, die die eigenen Gefühle beschreibt, zu schlissen, dass dass ein Elternteil nicht existent präsent ist, finde ich gewagt, genauso gewagt, wie den Geschlechtern bestimmte Verhaltensweisen oder Toleranz zu unterstellen.
Ich erlebe in meinem weiteren Umfeld z.B, dass tatsächlich eher die Männer "abweichenden" Verhalten der Söhne gegenüber toleranter sind, als die Frauen.
Eine Ausnahme? Das mag sein, aber auf jeden Fall stellt es festgefahrene Vorurteile in Frage.

VG
Cephalus

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.814
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #3 am: 06.11.2018 00:08 »
Die Geschichte erinnert an den Sohn von Heinz damaliger Lebensgefährtin, der auch stolz im Rock zur Schule ging und ausgelacht wurde. Er zog den Rock danach allerdings gar nicht mehr an.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!


Offline GregorM

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 8.063
  • Geschlecht: Männlich
    • Wie wär's mit einem Kilt?
  • Pronomen: Er
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #4 am: 06.11.2018 07:34 »
Schade, dass wir Menschen, die wir alle nach Freiheit streben und kämpfen, nicht uns selbst und anderen die Freiheit gönnen, wozu gehört, sich nur ein bisschen anderes zu kleiden, und dass auch die, die Uniformen hassen, und die dürften die meisten sein, sich doch selbst uniformieren lassen und von anderen verlangen, dass sie es auch tun.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

Offline henri

  • Senior
  • ***
  • Beiträge: 278
  • Geschlecht: Männlich
  • Röcke für Männer -nicht unmännlich
    • Röcke für Männer - nicht unmännlich
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #5 am: 06.11.2018 07:38 »
Hallo

Ja das war beim Sohn meiner Lebensgefährtin so. Schuld an den "blöden" Reaktionen, wenn ein Knabe in einem Rock oder Kleid zur Schule kommt, sind eigentlich nicht die Kinder, sondern die in ihren Köpfen festbetonierten Bilder der Gesellschaft von der Erziehung der Eltern. >:( >:(.....ein Knabe tut das nicht.......ein Knabe spielt nicht mit Puppen.....ein Knabe trägt keine rosa Kleider......ein Knabe weint nicht bei kleinen Verletzungen.....ein Knabe ist hart.....usw.usw.

henri
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.814
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #6 am: 06.11.2018 07:58 »
Hallo

Ja das war beim Sohn meiner Lebensgefährtin so. Schuld an den "blöden" Reaktionen, wenn ein Knabe in einem Rock oder Kleid zur Schule kommt, sind eigentlich nicht die Kinder, sondern die in ihren Köpfen festbetonierten Bilder der Gesellschaft von der Erziehung der Eltern. >:( >:(.....ein Knabe tut das nicht.......ein Knabe spielt nicht mit Puppen.....ein Knabe trägt keine rosa Kleider......ein Knabe weint nicht bei kleinen Verletzungen.....ein Knabe ist hart.....usw.usw.

henri

Da jittet doch dat Leedsche vun de Bläck Fööss: https://www.youtube.com/watch?v=fVTxCqdCnrE

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline DesigualHarry

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.152
  • Geschlecht: Männlich
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #7 am: 06.11.2018 12:16 »
Hallo!

Und dann, wenn aus dem Bub ein Mann wird, nichts anderes kennt als hart zu sein, soll er plötzlich Gefühle zeigen...

manfred58

  • Gast
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #8 am: 06.11.2018 19:41 »
Hallo

Winter in meiner Schulzeit. Ich habe es mir erlaubt mit einer Nylon Strumpfhose in der Umkleidekabine vor dem Sportunterricht aufzutauchen. War das ein Gelächter . Warum sie lachten wussten sie selber nicht , da bin ich mir sicher.
Also in Zukunft wurde gefroren wie ein echter Mann. >:(

Habe mir vor kurzem mal erlaubt jemanden zu fragen warum er denn über mein Outfit so amüsiert ist .

Dann kam nur " Weil Ähh,,,,ehm Ähhh , Rabarber , Rabarber ". Also nichts konkretes.
Es geht wohl  im Kopf eine Lampe an , auf der steht alemale lache.

Online JJSW

  • Schwabenrocker
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 7.293
  • Geschlecht: Männlich
  • real men wear skirts
    • https://www.pinterest.de/schwabenrocker/
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #9 am: 06.11.2018 20:23 »
Schönen guten Abend

In den letzten Jahren lese ich immer wieder von Jungen, welche Röcke oder Kleider tragen wollen. In Kindergarten oder Schule.
Artikel im Internet oder Bücher.
Sicher noch zu wenige, um von einem Trend zu sprechen.
Meinen vollen Respekt an die jungen Leute, ich wünsche ihnen allen Eltern und Freunde, die sie darin unterstützen, die Kleidung tragen zu dürfen, die sie wollen.

Ich war in jungen Jahren nicht so mutig, bzw. dachte wohl nicht daran und solche Infoquellen wie Internet gab es auch noch nicht.
Auf den Geschmack kam ich viel später.

Grüßle
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.814
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #10 am: 06.11.2018 21:11 »
Also ich hatte schon als kleiner Junge Bock auf Rock, habe mich aber geniert, es auszuleben.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline steffish

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 598
  • Geschlecht: Männlich
  • im Rock
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #11 am: 09.11.2018 08:57 »
Anmerkung von mir:
Ich hatte in der Grundschule EINMAL zum Sportunterricht Strumpfhosen an und wurde ausgelacht.
Dananch tat ich das NIE wieder.
Als später ein anderer Schüler Strumpfhosen zum Sport trug war ich Einer von denen die am lautesten lästerten.

Soweit zur gesellschaftlichen Konditionierung.

Offline Barefoot-Joe

  • Routinier
  • *****
  • Beiträge: 2.601
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #12 am: 09.11.2018 09:41 »
Habe mir vor kurzem mal erlaubt jemanden zu fragen warum er denn über mein Outfit so amüsiert ist .
Dann kam nur " Weil Ähh,,,,ehm Ähhh , Rabarber , Rabarber ". Also nichts konkretes.
Es geht wohl  im Kopf eine Lampe an , auf der steht alemale lache.

Lachen ist oft auch eine Reaktion auf Unsicherheit. Wenn du mit Strumpfhosen auftauchst, rüttelst du am fragilen "Männerbild" der Jungs. Die wissen nicht, wie sie das einordnen sollen, das erzeugt Streß und da ist Lachen dann eine Möglichkeit, ihn wieder abzubauen.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh

Offline cephalus

  • Team
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 7.506
  • Geschlecht: Männlich
    • muenchengefluester
    • Münchengeflüster
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #13 am: 09.11.2018 11:12 »
Also ich hatte schon als kleiner Junge Bock auf Rock, habe mich aber geniert, es auszuleben.

LG, Micha

Bei mir war es nicht anders. Für einen kurzen Zeitraum habe ich das auch ausgelebt. Wenn die Nachbarstochter zum Spielen kam, und Rock oder Kleid trug (in ihren Augen tragen musste), haben wir zuerst unsere Kleidung getauscht.
Nach kurzer Zeit wurde das von unseren Eltern unterbunden.
Cephalus


Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.814
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #14 am: 09.11.2018 12:38 »
Also ich hatte schon als kleiner Junge Bock auf Rock, habe mich aber geniert, es auszuleben.

LG, Micha

Bei mir war es nicht anders. Für einen kurzen Zeitraum habe ich das auch ausgelebt. Wenn die Nachbarstochter zum Spielen kam, und Rock oder Kleid trug (in ihren Augen tragen musste), haben wir zuerst unsere Kleidung getauscht.
Nach kurzer Zeit wurde das von unseren Eltern unterbunden.
Cephalus

Eure Eltern waren in Konventionen gefangen. Gut, dass Du Dich jetzt emanzipiert hast. Deine Freundin von damals sicher auch, aber für Mädchen ist das heutzutage kein großer Akt, für Jungs dagegen schon.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

manfred58

  • Gast
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #15 am: 09.11.2018 20:09 »
Habe mir vor kurzem mal erlaubt jemanden zu fragen warum er denn über mein Outfit so amüsiert ist .
Dann kam nur " Weil Ähh,,,,ehm Ähhh , Rabarber , Rabarber ". Also nichts konkretes.
Es geht wohl  im Kopf eine Lampe an , auf der steht alemale lache.

Lachen ist oft auch eine Reaktion auf Unsicherheit. Wenn du mit Strumpfhosen auftauchst, rüttelst du am fragilen "Männerbild" der Jungs. Die wissen nicht, wie sie das einordnen sollen, das erzeugt Streß und da ist Lachen dann eine Möglichkeit, ihn wieder abzubauen.

Das ist möglich , vielleicht auch Neid das man selbst nicht den Mut aufbringt ,sich nach seinem Gusto zu kleiden.
Nur verstehe ich nicht, warum einordnen?
Zugegeben , irgendwie mache ich das auch aber eher "gefällt mir" oder " gefällt mir nicht" .Letzteres liegt dann so bei 95%.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.814
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #16 am: 09.11.2018 22:24 »
Das ist möglich , vielleicht auch Neid das man selbst nicht den Mut aufbringt ,sich nach seinem Gusto zu kleiden.
Nur verstehe ich nicht, warum einordnen?
Zugegeben , irgendwie mache ich das auch aber eher "gefällt mir" oder " gefällt mir nicht" .Letzteres liegt dann so bei 95%.

Geschmäcker bilden sich auch nicht ganz individuell, sondern man guckt sich unbewusst bei anderen ab, was einem zu gefallen hat und was nicht. Das zwar nur bis zu einem gewissen Grad, aber immerhin bis zu diesem.

Dieser Einordnungstrieb ist uns genetisch vorgegeben, weil das über Jahrmillonen über Leben oder Tod entschied. Die, die sich einordneten, pflanzten sich häufiger fort als die anderen, und deshalb ist das so weit verbreitet. Wer sich nicht einordnete, bekam häufig keine*n Partner*in und demnzufolge keine Nachkommen.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

manfred58

  • Gast
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #17 am: 10.11.2018 07:09 »
Das ist möglich , vielleicht auch Neid das man selbst nicht den Mut aufbringt ,sich nach seinem Gusto zu kleiden.
Nur verstehe ich nicht, warum einordnen?
Zugegeben , irgendwie mache ich das auch aber eher "gefällt mir" oder " gefällt mir nicht" .Letzteres liegt dann so bei 95%.

Geschmäcker bilden sich auch nicht ganz individuell, sondern man guckt sich unbewusst bei anderen ab, was einem zu gefallen hat und was nicht. Das zwar nur bis zu einem gewissen Grad, aber immerhin bis zu diesem.

Dieser Einordnungstrieb ist uns genetisch vorgegeben, weil das über Jahrmillonen über Leben oder Tod entschied. Die, die sich einordneten, pflanzten sich häufiger fort als die anderen, und deshalb ist das so weit verbreitet. Wer sich nicht einordnete, bekam häufig keine*n Partner*in und demnzufolge keine Nachkommen.

LG, Micha

Hallo Micha

Wenn ich so darüber nachdenke und mein bisheriges Leben  betrachte , hast Du Recht.
Der Einordnungstrieb scheint aber , bei mir zumindest, mit steigendem Alter nachzulassen oder auch ganz zu verschwinden.

L.G.
 Manfred

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.814
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #18 am: 10.11.2018 08:10 »
Das ist möglich , vielleicht auch Neid das man selbst nicht den Mut aufbringt ,sich nach seinem Gusto zu kleiden.
Nur verstehe ich nicht, warum einordnen?
Zugegeben , irgendwie mache ich das auch aber eher "gefällt mir" oder " gefällt mir nicht" .Letzteres liegt dann so bei 95%.

Geschmäcker bilden sich auch nicht ganz individuell, sondern man guckt sich unbewusst bei anderen ab, was einem zu gefallen hat und was nicht. Das zwar nur bis zu einem gewissen Grad, aber immerhin bis zu diesem.

Dieser Einordnungstrieb ist uns genetisch vorgegeben, weil das über Jahrmillonen über Leben oder Tod entschied. Die, die sich einordneten, pflanzten sich häufiger fort als die anderen, und deshalb ist das so weit verbreitet. Wer sich nicht einordnete, bekam häufig keine*n Partner*in und demnzufolge keine Nachkommen.

LG, Micha

Hallo Micha

Wenn ich so darüber nachdenke und mein bisheriges Leben  betrachte , hast Du Recht.
Der Einordnungstrieb scheint aber , bei mir zumindest, mit steigendem Alter nachzulassen oder auch ganz zu verschwinden.

L.G.
 Manfred

Vielleicht, lieber Manfred, ist das eine Zunahme an Reife.

Im Einodrnungstrieb kommen zwei Sachen zusammen: 1. Sich in eine Gemeinschaft einordnen und 2. Objekte der Wahrnehmung in Kategorien einordnen.

Einen Reifen umgang damit stelle ich mir so vor:
1. Sich zwar in eine Gemeinschaft einordnen, aber zu unterscheiden, welche Verhaltensweisen der Gemeinschaft nützlich oder schädlich sind und sich da der schädlichen Verhaltensweisen enthalten und auf der anderen Seite, zu sehen, wo man nur einfach einem Herdentrieb folgt, auch wenn ein Nichtfolgen der Gemeinschaft gar nicht schaden würde, und dann eben dem Herdentrieb auch mal nicht folgen, sondern sein eigenes Ding machen.
2. Sehen, dass das Einordnen von Objekten in Kategorien (geistige Schubladen) zwar oft den Umgang mit den Sachen vereinfacht, weil man routinierter handelt, aber manchmal auch einfach falsch ist und die individuellen Unterschiede der Objekte, sowie die Gemeinsamkeiten über die Kategoriengrenzen hinweg einfach ausblendet. Man geht dann flexibler mit den Kategorien um und baut auch notfalls neue oder wirft nichtmehrpassende raus.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Online Skirtedman

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 9.775
  • Geschlecht: Männlich
  • Mann ohne Hose muss nicht nackt oder sonstwas sein
Re: Süddeutsche Zeitung: Der rosarote Junge
« Antwort #19 am: 14.11.2018 12:53 »
Anmerkung von mir:
Ich hatte in der Grundschule EINMAL zum Sportunterricht Strumpfhosen an und wurde ausgelacht.
Dananch tat ich das NIE wieder.
Als später ein anderer Schüler Strumpfhosen zum Sport trug war ich Einer von denen die am lautesten lästerten.

Soweit zur gesellschaftlichen Konditionierung.

Ja, so ist das mit der Konditionierung.

Manchmal sind die, die am lautesten auf konservative Normen pochen, diejenigen, die sich eigentlich gerne dagegen ausgesprochen hätten, aber diese Flexibilität nicht eingeräumt bekommen haben oder sich diese Flexibilität nicht selbst erlaubt haben. Sich einem Zwang zu unterwerfen kann bedeuten, dass man diesen Zwang dann auch anderen auferlegen möchte, sei es als Schutz, die eigenen, untolerierten Bedürfnisse offenlegen zu müssen; oder sei es als Konsequenz, anderen jene Freiheiten, die man selber nicht haben durfte, zu erlauben.

Wie oft ist es wohl im Leben, dass man sich verstellt, obwohl man sich anders verhalten würde. Und nicht selten wäre es sinnvoll, die Kraft des Verstellens in die Kraft des sich anders Verhaltens zu investieren. Davon hätten oftmals alle mehr davon. In kleinen, wie auch in großen Dingen.

Mir fielen da viele Beispiele ein. Bei anderen - bestimmt auch bei mir selbst...

Lasst uns alle die Lust auf De-Konditionierung packen - statt sich hinter dem ungeliebten Mitklatschen zu verstecken...


 

SMF 2.0.19 | SMF © 2020, Simple Machines | Bedingungen und Regeln

go up