Einen Ratschlag an ........ (ich weiß, wen Du meinst) gebe ich nicht.
Ratschläge sind immer so eine Sache. Vor allem dann, wenn sie jemandem ungefragt erteilt werden. Vor allem dann, wenn damit die Erwartungshaltung einhergeht, dass dieser Ratschlag befolgt oder beherzigt wird.
Ratschläge basieren immer auf Erfahrungswerten des Ratschlagenden, zumeist kombiniert mit Wissen, das auf der Grundlage von "Ich weiss, dass...", "Ich habe gehört von...", Ich habe gelesen, dass..." basiert.
Die Schwierigkeit bei Ratschlägen ist, dass der Ratschlagende definitiv nie alle Details kennen und berücksichtigen kann, die für den Beratschlagten relevant sind. Selbst der Beratschlagte wird nicht alle Details dazu kennen und muss sie allenfalls im Laufe der Zeit herausfinden, wenn er es kann, muss oder will. Und einen angenommenen Ratschlag muss man dann im Entwicklungsprozess ohnehin auf seine Rahmenbedingungen dann anpassen.
Allzuleicht verknüpfen Ratgebende dann ihre Ratschläge mit Forderungen, z.B. wie gesagt ihn zu beherzigen, oder mit späteren Vorwürfen à la "Hätte er/sie doch nur auf meinen Rat gehört". Allzuoft setzt man den Beratschlagten dann einem Druck aus, obwohl man es doch wirklich nur mit ihm gut gemeint hat.
Nun, in unserem lockeren Verbund hier in unserem Forum fehlen die Beobachtungsmechanismen, die Auskunft geben, inwieweit der Ratschlag beherzigt oder befolgt wurde. Wir sind da allenfalls auf die Rückmeldung des Beratschlagten angewiesen. Das heisst z.B., dass wir den Beratschlagungsdruck gar nicht so aufbauen können, auch nicht ungewollt.
Bei jedem Rat müssen wir bedenken, dass nur der Beratschlagte wirklich abschätzen kann, ob und was und inwieweit das wirklich für ihn zutreffend und förderlich ist.
Es ist nicht immer das Schlechteste, Dinge, wie sie sind, zu akzeptieren. Vor allem ist es im persönlichen Miteinander immer ein Optimum, jemanden zu akzeptieren, wie er/sie nun mal ist. Und manche Konflikte zu vermeiden, in dem man versucht, sie zu reduzieren oder ihnen aus dem Weg zu gehen. Mit einer Selbstaufgabe (sich selbst aufzugeben) muss das nichts zu tun haben.
Ein Ventil eben könnte sein, eben oft aus den heimatlichen Gefilden auszubrechen, und dort seine Selbstverwirklichung zu suchen. Das ist konfliktmindernd. Sofern man dies mit Wissen aller Beteiligter gestaltet, sollte allen mi der Zeit klar werden, dass das auf Dauer nur eine vorübergehende Lösung, aber keine dauerhafte sein kann. Wenn jemand seine Heimat meidet, weil er dort nicht sein kann, wie er nunmal ist, dann hat auch seine Heimat nicht viel davon. Das ist ein Lernprozess, der selten von eben auf jetzt zu vollziehen ist.
Ein Lernprozess ist auch, im persönlichen Miteinander zu akzeptieren, wie der andere nun mal ist, und dass er/sie und ebenso man selber morgen nicht derselbe ist, der man noch gestern war. Wenn das jeder vom anderen weiss und nicht formend in diesen Prozess mit Gewalt eingreift, dann kann diese Entwicklung jedem Beteiligten nur Vorteile bringen. Und das wichtigste ist, wie immer, darüber miteinander zu reden.
Eine Zeitlang wurde ich sehr oft um fundamentale Ratschläge gebeten. Ich kann nur Ideen äussern, nur Anregungen liefern. Manchmal habe ich für mich selbst auch keinen Rat parat, dann lasse ich die Zeit entscheiden...
