Überraschungen selbst in einer langen Ehe.

[GregorM]

Meine Frau und ich haben vor ein paar Wochen gefeiert, dass wir seit 55 Jahren ein Paar sind, und seit über 20 Jahren kennt sie mich im Kilt und Rock. Meine Utility Kilts sind in ihren Augen Röcke.

Vor fast drei Wochen im Flug nach Málaga:

„Und wie viele Kilts hast du dann mitgebracht?“

„Vier, wie letztes Jahr auch.“

„Aber hoffentlich keine Utilikilts?“

„Nein, aber meinen Amerikilt und dazu meinen USA Casual, meinen Sportkilt und einen meiner Kilts in Holyrood Tartan. Alle Leichtgewicht.“

Obwohl ihr der Amerikilt in Kategorie der Utilikilts ist, kommentierte sie es nicht.

Er ist hier zu sehen: https://dress2kilt.eu/ps3_ak_ol.htm, und tatsächlich ist er der, den ich hier am meisten getragen habe und ohne Einwände meiner Frau.

Auch Freitagvormittag letzter Woche. Ich sagte meiner Frau, ich würde zum nächsten EKZ fahren, um mir einige neue Poloshirts zu kaufen. Sie wollte lieber die Sonne auf der Terrasse des Ferienhauses genießen, hatte aber eine Bitte:

„Nun wo du zum EKZ fährst, könntest du mir dann nicht den Gefallen tun, ins H&M zu gehen und mir einen BH kaufen, wie den ich kaufte, als wir vor zwei Tagen dort waren, dasselbe Modell, dieselbe Schale und Farbe, nur 85 statt 80? Du weißt ja, wo du ihn finden kannst.“

„Na klar, aber dann wird man mich bestimmt für einen Transvestiten halten.“

„Wieso sollten einige dich für einen Transvestiten halten? Der natürliche Gedanke muss doch sein, dass du etwas für deine Frau erledigst.

Und falls nicht, was für eine Rolle kann es für dich spielen, was einige, die du nicht kennst, glauben oder nicht?“

Sie hätte mir vorschlagen können, zum Beispiel Shorts anzuziehen, aber sie tat es nicht.

Ermuntert fuhr ich los. Im olivgrünen Amerikilt, dazu schwarzer Polo und schwarzen Schuhen, fand mir zwei Poloshirts und besorgte für meine Frau den BH. Was das Mädchen an der Kasse wohl geglaubt habe? Weiß ich nicht, aber kann es mir auch nicht total gleichgültig sein?

Und nichts deutete daran, dass sie glaubte, der BH wäre für mich,

Gruß
Gregor

[hirti]

Hallo Gregor!

Das ist doch eine interessante Begebenheit!
Zum einen finde ich es wunderbar dass deine Frau so hinter dir steht, dich unterstützt, aber auch dir deine Bedenken zerstreut, wenn sie denn mal vorkommen. (was selten genug passieren wird, nehme ich an)

Zum anderen erstaunt mich aber, dass du dir überhaupt solche Gedanken gemacht hast.
Du hast ja schon wirklich lange genug Erfahrung mit dem Tragen deiner Kilts (und ja auch manchmal Röcke) dass man meinen mag, das was jemand von dir denkt, wäre dir egal geworden.

Vielleicht sehe aber auch nur ich das so weil ich sowieso viel tiefer in den weiblichen Kleiderschrank greife (wenn sich denn die Gelegenheit dazu bietet) und davon ausgehe dass ich daher öfter mal für einen Transvestiten gehalten werde. Ich selber sehe mich nicht so, aber wenn es jemand tut dann stört mich das nicht mehr so sehr. Manche Verkäuferin denkt sich sicher ihren Teil wenn ich in Rock und hohen Schuhen ins Geschäft komme, aber immerhin sorgt das dafür dass ich immer hervorragendst bedient werde, vor allem in Geschäften in denen sonst nur Frauen einkaufen.

In jedem Fall sei sowohl stolz auf deine Frau, als auch auf deinen Modestil.
Beides ist etwas ganz besonderes, lieber Gregor!

viele Grüße

[MAS]

Mich erstauenen Deine Gedanken, Gregor, überhaupt nicht. Was uns als kleinen Kindern beigebracht wurde, steckt tief in uns drin.
Da mögen wir rational drüber stehen, aber diese Gedanken oder viel mehr Gefühle sind irgendwo in anderen Hirnregionen abgespeichert.

LG, Micha

[Matthias]

Ich kann mir genau deshalb sehr gut vorstellen, dass wir manchmal zu den Schotten gezählt werden.
Einen Schotten im Kilt hat fast jeder schon als Kind z.B. mal im Fernsehen gesehen. Deshalb verbinden wir einen Mann im Rock damit, auch wenn der getragene Rock nicht im entferntesten wie ein Kilt aussieht.

Grüße
Matthias

[Rockie]

Ich hätte gar nicht daran gedacht, das man denken könnte der BH wäre für mich. Diese Gedankengänge die du da vorher hattest gibt's bei mir eigentlich nicht. Denn da ich zu 100% Mann bin wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen das ANDERE denken können das das nicht so ist und mich anders betrachten. Aber du hast natürlich recht. Die Möglichkeit besteht natürlich. Nur: Was solls? Ist ja nicht das Heimatkaufhaus von dir 

In Köln sagt man gerne "Jeder Jeck ist anders" falls du das kennst. Und natürlich ist das auch so. Ich für mein Teil habe nach nur wenigen Monaten mit meinen Röcken schon gar kein Auge mehr für andere Menschen. Zu anfangs dachte ich ständig daran was der oder die wohl denken wird über mich. Und habe immer geschaut ob ich beobachtet werde und von wem. Wer grinst oder kichert etc. Aber jetzt? Es ist für mich ganz normale Kleidung geworden und ich glaube auch nicht das mich so viele anstarren oder anders mit mir umgehen. Selbst in meiner Stammkneipe ist alles wie immer. 10 Minuten beim ersten Mal darüber gequatscht und dann wars gut. Die Situationen in denen ich von anderen Menschen so beobachtet werde das ich darauf aufmerksam werde sind echt sehr wenige geworden. Die müssen sich schon Mühe geben um beachtet zu werden 

Aber natürlich können und werden deine Gedanken da ganz andere sein. Erstaunen tut mich aber, das du diese Gedanken hast schon. Denn du trägst ja keine Röcke sondern Kilts die ja nun einmal männlich konnotiert sind. Ich mag sie nicht besonders, weil sie mir zu lang und warm sind Aber das ist ein anderes Thema  Jedenfalls ist es da noch etwas unverständlicher das du diese Gedanken hast. Aber jedem seine Gedanken 

LG Harald

[GregorM]

Hallo alle,

Normalerweise habe ich überhaupt keine Probleme damit, mich im Kilt und auch im Rock zu zeigen. Beide liegen innnerhalb meiner „comfort zone“, Der Gedanke, mich in der Abzeilung für weibliche Unterwäsche in einem Rock, sei er nun irgendeiner Kilt oder nicht, zu befinden, dort etwas auszusuchen und zu kaufen war mir aber irgendwie grenzüberschreitend.

Die Unterstützung meiner Frau half mir aber dazu, diese Grenze zu überqueren, Genau so, stelle ich es mir vor, hat es manch einer Mann, der sich darüber spekuliert, ob er nun tatsächlich wagt, sich einen Rock anzuziehen und sich damit in die Öffentlichkeit zu bewegen.
Es mangelt an unterstützende Frauen. Gäben es sie häufiger, würden wir bald Männer im Rock sehen, bin ich sicher.
Aber wie werden sie mehr, solche Frauen?

Gruß
Gregor

[GregorM]

Ich kann mir genau deshalb sehr gut vorstellen, dass wir manchmal zu den Schotten gezählt werden.
Einen Schotten im Kilt hat fast jeder schon als Kind z.B. mal im Fernsehen gesehen. Deshalb verbinden wir einen Mann im Rock damit, auch wenn der getragene Rock nicht im entferntesten wie ein Kilt aussieht.

Hallo Matthias,

Ja, das kann ich auch wiedererkennen.

Karierte Röcke, darunter Minis, höre ich nicht selten Kilts genannt. Auch Utility Kilts, die doch den meisten Leuten Röcke sein müssten, weil sie nie etwas von ihnen gehört haben, werden in den Augen vielen einfach Kilts.

Gestern, als ich wieder den Amerikilt trug, kam aus einem Hotel ein großer Mann mit einem riesigen Koffer. Dass er Amerikaner war, wurde mir deutlich, als er mich beim Vorbeigehen rief:

„What a nice kilt!“

Gruß
Gregor
 


.

[MAS]

Armer Jan!

LG, Micha

[GregorM]

Hallo Jan.,

Schlechte Erfahrungen? Oder davon gelesen?

Es gibt doch hier im Forum mehrere Beispiele, wo die Frau ihren Mann im Rock akzeptiert oder unterstützt.

Gruß
Gregor

[Rob]

.....wo die Frau ihren Mann im Rock akzeptiert oder unterstützt.

Leider habe ich so einen Frau.

Rob

[Skirtedman]

Hm.

Von der Grundtendenz her beschreibt Jan schon ziemlich treffend die normale mitteleuropäische Durchschnittsfrau. Dass es vom Durchschnitt aber auch vielfache Abweichungen gibt, erleben wir z.B. hier im Forum, aber auch im echten Leben zum Glück ja selber.

So sehr auch Frauen, die nicht unsere eigenen Partnerinnen sind, uns im Röcketragen toll finden und und mit positiven Rückmeldungen bedenken, aber: sofern es um den eigenen Mann geht, sieht die Sache dann aber schnell ganz anders aus: "Meiner würde niemals Röcke anziehen!", meistens schon, bevor er selber antworten kann. So wichtig mag es dann dem Mann im Augenblick wohl nicht sein, Röcke anziehen zu wollen, dass er sich deswegen mit seiner Liebsten anlegen würde.

Ja, Frauen halten sich im Schnitt häufig als die Befähigten, in Modefragen kompetenter zu sein. Und berechtigter, mit Mode mehr spielen zu dürfen als Männer. Und dazu gehören die vielfältigen Möglichkeiten wie sie Röcke und Kleider z.B. bieten. Oder Stoffarten, Farben, Muster etc.

Genauso, wie sich Männer als die Befähigten halten, in technischen Dingen die kompetenteren zu sein. Oder die stärkeren. Und berechtigter sind, den Getränkekasten zu tragen, Stromtarife zu checken und in technischen Dingen zu entscheiden.

[Skirtedman]

Es mangelt an unterstützende Frauen. Gäben es sie häufiger, würden wir bald Männer im Rock sehen, bin ich sicher.
Aber wie werden sie mehr, solche Frauen?

Gruß
Gregor

Für alle Singles:

Indem man einfach in Rock oder Kleid präsent ist und auch genau in dieser Kleidung auf Partnersuche geht. Dann wird man diesen Frauen auch begegnen. Man muss sie nur suchen, bevor sie sich mit einem anderen Hosenträger abgeben.

Da ich das immer so gemacht habe, hab ich leider keinen wirklichen Rat, was man mit der Frau macht, mit der man bereits zusammen ist, aber seine Abneigung, Hosen sein Lebtag zu tragen, mitzuteilen und sie auf die neue Kleidung einzustimmen.

Das müssten diejenigen unter uns nochmals genauer schildern, die das bereits erfolgreich durchgezogen haben.

[cephalus]

Hallo,
ich bin etwas überrascht von dem Frauenbild das hier bei manchem existiert.
Vielleicht gibt es eine Häufung verschiedener Verhaltensmuster, aber de facto ist jeder einzelne Mensch ein Individuum.
Meine Erfahrungen sind anders, und durchweg positiv.

Einem einzigen Punkt kann ich bedingt zustimmen:

In schwierigen Zeiten, wo es ums Überleben geht, suchen sich Frauen stärkere und aggressivere Männer und sind auch weniger kompromissbereit.

In entsprechenden Situationen macht das Sinn, allerdings werden solche Partner selten als geeignete Väter für die Zeit nach der Krise angesehen.

Wenn ich mich umsehe erkenne ich für mein Umfeld ein anderes Muster, im Umgang mit den Wünschen und Eigenheiten des eigenen Partners, das auch einher geht mit der Zustimmung zu meinen Röcken:

Starke Frauen haben weniger keine Probleme damit, sondern befürworten Röcke an Männern.
Was meine ich mit stark?
In diesem Fall vereint alle eine hohe Bildung, gutes Selbstbewusstsein, ein selbstbestimmtes Leben, so wie finanzielle und emotionale Eigenständigkeit.
Auf der anderen Seite erwarten diese Frauen das Gleiche von ihrem Partner - der Rock ist darüber hinaus nur eine verhandelbare Geschmackssache.
Die Partner sind hier jeweils nicht voneinander abhängig und führen eine Beziehung auf Augenhöhe.

Für mich ist das zwar keine conditio sine qua non für die Rockzustimmung, aber in meiner Umgebung trifft das auf alle Zustimmenden zu.

VG
Cephalus

[MAS]

Also meiner Meinung nach lehnen viele Frauen das Rocktragen ihres Mannes nicht ab, weil sie selber das als ihr Privileg ansehen, sondern weil sie das als nicht gesellschaftsfähig ansehen. Sie meinen, das Ansehen ihres Mannes und damit ihr eigenes würde dadurch Schaden nehmen. So regte sich meine Schwester neulich auf, als ihr Mann (also mein Schwager) mit ungekämmten Haaren das Haus verlassen wollte. "Das fällt alles auf mich zurück", sagte sie. Sie hatte also Angst, dass die Leute sie dafür in Regress nehmen würden, wenn ihr Mann unordentlich herumläuft.

LG, Micha

[Rockie]

Also meiner Meinung nach lehnen viele Frauen das Rocktragen ihres Mannes nicht ab, weil sie selber das als ihr Privileg ansehen, sondern weil sie das als nicht gesellschaftsfähig ansehen. Sie meinen, das Ansehen ihres Mannes und damit ihr eigenes würde dadurch Schaden nehmen. So regte sich meine Schwester neulich auf, als ihr Mann (also mein Schwager) mit ungekämmten Haaren das Haus verlassen wollte. "Das fällt alles auf mich zurück", sagte sie. Sie hatte also Angst, dass die Leute sie dafür in Regress nehmen würden, wenn ihr Mann unordentlich herumläuft.

LG, Micha

Ich stimme dir hier voll und ganz zu. Meine Frau hat mich davor gewarnt mit Rock in die Hundeschule zu gehen. Denn unsere Tochter geht da auch hin und sie meinte das wäre ja voll peinlich und alle würden sich fragen was sie für einen Vater hat. Das sie (und Ich) für jede Stunde in der Hundeschule gutes Geld bezahlt scheint dabei nebensächlich. Als wäre es ein Privileg dort hingehen zu dürfen, das verfällt sobald man nicht mehr der Norm entspricht