Hm, Gregor. Gute Frage!!!
"Wo ist die Grenze???"
Da erwischst Du mich auf einem Punkt, zu dem ich mir so in dieser Weise noch keine Gedanken gemacht habe - und von anderen bereits durchdachten Fragen ich keine schlüssige Antwort schnell ableiten kann.
Hm, wo liegt die Grenze...? ? ?
Da muss ich wohl erstmal länger nachdenken.
Natürlich kann auch jemand anderes dazu seine Antwort schreiben!
Gregor und ich müssen nicht zwingend alleine das ganze Forum beleben.
Also die Grenze wird - schon alleine, um mir nicht zu widersprechen - irgendwo dazwischen liegen.
Also zwischen dem Wunsch, Röcke zu tragen und dem Ausüben von BDSM.
Der Unterschied zwischen Rocktragen und BDSM ist, dass ich allenfalls den Wunsch, Rock zu tragen geheimhalten kann, den Rock aber als gleichberechtigtes Kleidungsstück kann ich wohl kaum verbergen, das Ausüben von BDSM aber schon. Das geschieht im Schlafzimmer, im eigens eingerichteten Studio oder im Keller oder in speziell ausgestatteten Privatclubs.
Wobei mir Frauen auch schon von ihren BDSM-Wünschen oder -Praktiken erzählt haben. Es gab auch schon Paare, die darüber mir/uns recht offen erzählt haben.
Und ehrlich - ich wollte es nicht immer wissen. Oder anders ausgedrückt, es zu wissen hat mich nicht irgendwie glaubich weitergebracht, es hat mich aber auch nicht wirklich schockiert. Es hat aber auch nichts geschadet, glaube ich, im weiteren Umgang mit den Paaren bzw. mit den Frauen (ausser dass ich ihnen vllt. irgendwann allenfalls zu brav erschien

). Eigentlich fand ich den offenen Umgang damit eher sogar interessant.
Andererseits redet auch nicht jeder Mann offen über sein Rocktragen oder von dem Wunsch, Rock zu tragen. Und er kann den Wunsch oder gar das Rocktragen doch sehr wohl auch vor anderen verbergen.
Wo also liegt die Grenze?
Zur Erinnerung: im Grunde suchen wir die Grenze zwischen dem, wo ich sagte es gar nicht wissen zu wollen wegen einen be- oder vor-urteilsfreien Umgang mit einem Menschen, und dem, wo ich denke dass es besser wäre (oder gewesen wäre) zu wissen.
Ich glaube, hierzu fallen mir vielschichtige Gründe ein, weshalb ich es mal lieber nicht wissen wollen würde bzw. doch lieber wissen sollte. Das will ich aber hier grade nicht bis ins Detail ausführen.
Ich glaube (wie ich hier grade so aufm Händy rumtippe), die gesuchte Grenze hat gar nicht mal so viel mit mir persönlich zu tun (was ich anfangs sehr wohl im Hinterkopf hatte).
Ich glaube, die gesuchte Grenze lege also nicht ich sondern legt vor allen Dingen der andere fest. Wenn es ihm / ihr / ihnen dann damit besser geht (aus welchem Grund auch immer), wenn ich es weiß, dann sollte ich es auch wissen. Wenn dem/der/den Betroffene(n) aber es nicht besser geht bzw. er /sie / sie der Meinung ist/sind, dass es nix zur Sache tut im Umgang mit mir, dann brauche ich es auch nicht zu wissen.
Also - ich dachte nicht, dass ich jetzt hier in diesem Beitrag zu einem relativ plausiblen Ergebnis käme - wenn es irgendwem im Umgang mit mir hilft (entweder mir oder der anderen Seite), dann diesseits der Grenze: Offenbaren! Wenn es niemandem hilft: Schweigen! (Anfangs dachte ich, ich müsste noch die Scham mit in die 'Definition' aufnehmen; nach der grade vorgenannten Definition, steckt sie zwar mit drin, muss aber nicht explizit erwähnt werden.)
Ich denke, wer als Mann sich nach dem Rock als gleichberechtigtes Kleidungsstück sehnt, für den tut es gut, sich zu offenbaren. Einzig die Scham mag ihn hemmen, sich zu offenbaren. Ist die Scham groß genug, wird er nur heimlich Rocktragen praktizieren oder gar noch nicht mal heimlich praktizieren, sondern den Wunsch permanent verheimlichen. Er wird den Rock ins Unmögliche, ins Unaussprechbare verschieben - wie viele BDSMer (für die es aber wenigstens heimlich / im geschützten Kreis möglich ist).
Wenn für einen Mann vor seinem eigenen Gewissen sein Rockwunsch nur eine höchst anrüchige Neigung ist, wird er es nie schaffen, sich jemals zu offenbaren geschweige denn öffentlich Rock zu tragen.
Wenn vor seinem inneren Schweinehund der Rockwunsch ein gutes Stück das Anrüchige verliert, dann kann er sich auch so ähnlich offenbaren, wie so manche BDSM-Paare freimütig von ihrem Hobby erzählen.
Man mag ja BDSMer für in diesem Bereich seltsame Menschen halten, deswegen sind sie aber trotzdem keineswegs zu verurteilen.
Man mag ja Männer in Röcken für seltsame Menschen halten, aber auch sie sind deswegen nicht zu verurteilen.
Und ja - summa summarum - steckt das größte Anrüchige, das größte Tabu, die größte Hürde wohl tatsächlich im eigenen Kopf. Nicht in den Köpfen der anderen.
Als Mann einen Rock zu tragen, ist genauso anrüchig, wie als Frau eine Hose zu tragen. Es geht nicht um die Statistik. Es geht nur um Sittlichkeit. Und da liegt beim Mann die Grenze zur Unsittlichkeit anatomiebedingt nur ein paar Zentimeter tiefer als bei einer Frau (relativ zu sagen wir dem Nabel). Einen anderen Unterschied gibt es formell nicht zwischen Rock am Mann und Rock an der Frau.