Hallo Matthias,
vielen Dank für den Link zu dem Artikel! Ich hatte just gestern auch so eine ähnliche Diskussion.
Ich finde, in dem Artikel wird es ganz gut beschrieben, wie ich es auch sehe:
Männlichkeit ist ein Sammelbegriff für alle Eigenschaften, die in unserer Gesellschaft dem Mann zugesprochen werden. Männlichkeit ist also etwas Konstruiertes, das mit verschiedenen Erwartungen verbunden ist, mit einem ganzen Erwartungskatalog, wie eine Art Knigge: Pumpen gehen, das Geld nach Hause bringen, Boss sein, ordentlich was aushalten können.
Diese "Männnlichkeit" ist eben bestimmt von tradierten Werten und Wertevorstellungen, auch wenn sie zum Teil überholt sind oder einfach nicht stimmen können.
Es kann nun mal nicht jeder Chef sein. Das funktioniert nicht.
Es stehen zum Glück auch nicht alle "Weiber" auf Anabolika-gestählte Hohlbirnen oder Maulhelden und Egomanen.
Die sogenannte "Männlichkeit" ist für mich vielfach ein Klischee, dem ich lange nicht folgen konnte,
(weil ich zu schmächtig, zu klein und zu schüchtern war, weil ich nicht mutig genug war, mich dank der Brille auch nicht prügeln wollte, usw.);
und dem ich heutzutage auch nicht mehr folgen müssen möchte!
Zum Beispiel auch Fußball - geht mir am Allerwertesten vorbei. Da ist der Smalltalk oft schnell zu Ende oder ich bin raus, wenn das Thema aufkommt.
Das war mir früher peinlich, heutzutage nehme ich mir die Freiheit zu sagen, dass es mich nicht interessiert und ich mich nicht darüber unterhalten möchte.
Ich muss mich auch nicht beweisen oder brüsten, wieviele Kilos ich alle zwei Tage im Fitness-Studio drücke (und trotzdem oder deswegen ständig Rückenschmerzen habe).
Auch definiere ich mich nicht über die Wahl des Automobils. Ich fahre nicht meinen Wunschwagen und schon gar nicht das Modell, mit dem ich meinen Nachbarn imponieren muss,
sondern ein Vernunftauto, das ich auch nicht jeden Samstag waschen muss.
Dieses an sich alberne wie primitive Imponiergehabe, das eigentlich in den Zoo gehört, aber sich samstags in der Disco zur Höchstform aufspielt, war mir schon früher zu wider und dennoch bin ich der Masse gefolgt und habe mich in den Tanzschuppen gelangweilt und unwohl gefühlt...
Ich glaube, es gehört sehr viel Nachdenken und Kraft dazu, diesem Mainstream-Anspruch von "Männlichkeit" zu entfliehen. Das Alter kommt ebenso hinzu, wie der Umstand in einer festen Beziehung zu sein oder aber einer potentiellen Partnerschaft nicht unbedingt hinterhecheln zu wollen.
Auch das mag ein Grund sein, warum die meisten Mitglieder dieses Forums 40+ sind,
weil sie dem Erwartungsdruck an "Männlichkeit" weniger nachkommen müssen, als die jungen Hüpfer, die sich noch beweisen müssen.
Mit der Midlife Crisis kann das aber wieder ganz schnell anders werden.
