Zwar nicht auf meiner Arbeit, aber vielleicht bald meine zukünftige.
Gestern bin ich zu einem Kennenlerngespräch in eine Kita. Ich habe einen olivgrünen Midirock getragen. Als ich an der Tür klingelte, machte gerade eine Mutter zufällig auf, die mit ihrem Kind herausging. Sie blickte flüchtig auf meinen Rock, ich bedankte mich für das Aufhalten und ging rein. Das Gespräch fand während der Teamsitzung statt und es waren vier Erzieher*innen anwesend. Mein Rock und Nagellack war nicht Thema und man lud mich für einen Hospitationstag ein. Demzufolge war mein Kleidungsstil kein Problem.
Heute war ich in einer anderen Einrichtung zum Hospitieren. Ich bin natürlich auch im Rock hin, und zwar in einem dunkelblauen Faltenrock in Midilänge, der optisch schon sehr an einen Kilt erinnert. Die eine Leitung hatte lustigerweise auch einen dunkelblauen Faltenrock in Midilänge an, der allerdings etwas weiter und länger war als meiner, aber den exakt gleichen Farbton hatte. Beim Rausgehen aus dem Büro sagte sie zu mir: "Das ist ja lustig. Wir haben beide einen ähnlichen Rock an." Ich sagte: "Ja, das war mir vorhin auch schon aufgefallen. Ich bin auch mal gespannt, wie die Kinder reagieren. Die finden das meistens sehr spannend." Ich war anschließend in zwei unterschiedlichen Kindergartengruppen zum Reinschnuppern. Die Erzieher*innen waren sehr offen und gesprächig, aber der Rock wurde nicht thematisiert und es gab keine auffälligen Blicke. Eltern waren kaum in Kontakt mit mir, aber die, die mit mir kurz redeten, waren wirklich sehr freundlich und herzlich in ihrer Kommunikation. Die Kinder hat mein Rock auch nicht sehr interessiert. Ein Junge sagte nur feststellend zu mir: "Du hast ja einen Rock an." Ich meinte nur: "Ja, das stimmt." Dann erzählte er mir von den Drei Fragezeichen. In der anderen Gruppe war ein Mädchen überrascht und fragte mich: "Wow, du hast ja einen Rock an. Wieso?" Darauf sagte ich: "Ich finde es schön und bequem." Dann erzählte sie mir von ihrem Gebasteltem. Der Rest der Kinder nahm es entweder nicht wahr oder es war wohl zu unbedeutend, um das anzusprechen und sie redeten lieber über andere Dinge. Der Nagellack wurde von einem Mädchen mit Begeisterung aufgenommen: "Cool. Das ist voll schön. Die Farbe hatte ich auch letztes Mal." Auch hier interessierte es den Rest nicht. Beim Verabschieden gaben mir dann sogar die zwei "Rabauken" der Gruppe einen Check sowie einen Fistbump und der eine sagte zu mir: "Ich möchte, dass du wieder kommst."
Beim Nachgespräch meinte die eine Leitung zu mir, dass sie gar nicht mitbekommen hat, ob ein Kind mich auf den Rock angesprochen hat. Ich erzählte ihr von den beiden oben beschriebenen Situationen und fügte noch hinzu: "Erfahrungsgemäß interessiert das die meisten Kinder nicht und die, die es interessiert, fragen kurz nach dem 'Warum?' und dann ist das Thema auch erledigt." Sie sagte zu mir: "Es ist auch ihr gutes Recht zu fragen." Dazu meinte ich nur: "Ja, das stimmt. Ich bin da auch sehr offen." Das war alles, was wir dazu sagten. Ich bin nächste Woche nochmal zum Hospitieren eingeladen, damit ich die anderen Kolleg*innen nochmal kennenlernen kann, die diese Woche leider krank sind, weil die auch ein Mitspracherecht haben.
Wie man sieht, war es bei beiden Einrichtungen kein Problem, dass ich Rock und Nagellack trage und beide haben (weiterhin) Interesse an mir, sonst hätten sie mich ja schließlich nicht nochmal eingeladen. Mein Beruf ist aber auch sehr offen für Diversität und gendersensible Erziehung ist Teil unserer Ausbildung und Arbeit. Dementsprechend herrscht da im Kollegium vielerorts Toleranz und sogar Zuspruch, teils Begeisterung.