Danke, lieber Gregor, das beruht meistens auf Gegenseitigkeit. Aber ich habe oft den Eindruck einer mangelnden Passung. Wenn ich so schreibe, wie mir der Schnabel gewachsen ist (ein Ausdruck von meinem Opa), dann heißt es für meinen Geschmack zu oft, man höre auf zu lesen, man solle doch wieder sinnvoll schreiben oder lieber Fotos posten usw. und wenn eine Meinungsverschiedenheit gibt, endet es in Rechthaberei, und ich sehe mich immer wieder Zugeständnisse machen, die nicht auf Zugeständnisse der anderen Seite stoßen.
Vielleicht sehe ich es jetzt subjektiv egozentrisch, aber allein so einen Satz lese ich bei anderen zu selten.
Wenn ich im Rock vor meinen Studierenden stehe, dann stehe ich da für gewisse Werte, die damit zu tun haben, Diversität zuzulassen und zu respektieren. Das wird auch gewürdigt.
Auch gestern bei einem Treffen der Bonner Initiative für Respekt und Zusammenhalt sagte eine Freundin, sie sei gleichermaßen dagegen, wenn Juden wegen ihres Jüdischseins, die ihr gegenüber sitzende Muslimin wegen ihres Kopftuches oder ich, weil ich Röcke trage als Mann, angefeindet würden. Damit drückt sie genau aus, was ich denke und fühle: Alle von einem gesellschaftlichen Durchschnitt abweichende Personen sitzen in gewisser Weise im selben Boot und sollten sich gegenseitig unterstützen. Und wenn ich für diesen Diversitätsbegriff einstehe und mir gesagt wird, das sei nicht Thema dieses Forums und es sei egal, wer in dieser Diskussion recht habe und sobald man wieder auf das Thema Rocktragen als Mann allein zurückkommt, jetzt werde wieder sinnvoll geschrieben, fühle ich mich hier Fehl am Platz.
Das sind nicht die Werte, die ich vertrete, wenn ich im Rock in der Öffentlichkeit unterwegs bin und warum es mir wichtig ist, auch auf der Arbeit Rock zu tragen. Bequemlichkeit, angenehmes Tragegefühl und mehr Auswahl in der Kleidung sind nicht unwichtig, aber treffen noch nicht den Kern der Sache, wie ich ihn verstehe.
Verschiedene Menschen haben verschiedene Ziele. Das hörte ich eben bei "Der Alte". Ja, das ist ja auch gut so. Aber wenn nur noch ein Ziel in diesem Forum verfolgt werden soll, wenn das Thema "Welchen Cardigan trage ich zu welchem Rock?" wichtiger ist als "Wie stehe ich zu anderen Abweichlern von der Norm?", dann fühle ich mich hier nicht mehr wohl. Wenn ich so oft schreiben würde, welches Thema mich gerade langweilt, wie es meinen Themen gegenüber geäußert wird, dann wäre hier aber die K....
Nein, dann halte ich mich zurück und lasse andere über andere Themen reden. Das sollen sie auch gerne. Ich würde, selbst wenn ich es könnte, niemandem seine Themen vorschreiben wollen. Und wenn ich mehrere Beiträge hintereinander oder gar ganze Threads langweilig finde, dann rege ich mich nicht auf, sondern respektiere die anderen Interessen anderer Leute. Nur wenn ich mal ausführlicher meine Themen einbringe und dabei auch mal heftig diskutiere, dann kommen die Beschwerden, man wolle ich hier doch nach der Arbeit erholen und man wolle über Mode lesen und schreiben und nicht über Begriffe und Werte usw.
Sicher kann man sagen, ich solle meine Themen eben woanders einbringen. Nun ist es aber so, dass wir hier durch unser Rock-Thema sowas wir eine Schicksalsgemeinschaft sind und ich die meisten hier als Freunde empfinde, mit denen ich mehr teilen möchte als nur "Welcher Cardigan ...". Wenn das aber von den meisten hier nicht gewollt ist, ziehe ich mich eben frustriert zurück. Es gibt sogar einige hier, die sich dann darüber freuen würden, weil sie ganz andere Werte vertreten und mein Einstehen für meine Werte als nervend empfinden. Und gerade vor denen möchte ich nicht den Schwanz einklemmen, um es mal in Hundesprache auszudrücken.
Und ja, es geht um Befindlichkeiten, wie Hirti richtig feststellte. Aber geht es nicht in diesem Forum immer um Befindlichkeiten? Wie fühle ich mich in Rock und Kleid? Was fühle ich, wenn ich damit in neue Situationen komme? Was fühle ich, wenn meine Frau es nicht unterstützt? Usw. usf.
Das mag jetzt mal genügen, kære Gregor!
Nur eines noch: Lieber Legardiane,
wen oder was meinst Du genau?
LG, Michael