Moin zusammen!
Heute berichte ich mal wieder über einen winzig kleinen Teil meiner Rock-Erlebnisse.
Es geht um das Outfit, daß in diesem Beitrag
https://www.rockmode.de/index.php?topic=4304.msg175466#msg175466zu sehen ist. Da habe ich bis jetzt noch keine eigenen Fotos von, weil der Rock neu ist.
Letzten Samstag war es hier so warm, daß ich ein T-Shirt zu dem Rock getragen habe. Mit meiner Frau bin ich ein wenig durch Kreuzberg flaniert, als uns eine Frau entgegenkam und mich auf englisch fragte, ob sie mir was sagen darf. Und dann haut sie raus: "I fucking love your dress!!" Die mitschwingende Begeisterung lässt sich schwer schriftlich wiedergeben. Das "Layering" gefällt ihr besonders gut, sagte sie. Der Rock hat zwar keinen Lagenlook, aber ich denke zu wissen, was sie meinte.
Das war so der Kracher des Tages.
Wie üblich gab es weniger Reaktionen, da ich nicht alleine unterwegs war. Es wurde ja auch schon von anderen festgestellt, daß man in Begleitung wesentlich seltener angesprochen wird, als alleine.
Erwähnenswert wäre vielleicht noch die Horde Jungs, die eine Zeit lang hinter uns gelaufen ist und absichtlich nicht überholt hat. Wir sind dann so langsam gelaufen, daß sie zwangsläufig überholen mussten. Im Vorbeigehen sagte dann einer der Jungs: "Schönes Kostüm!" Sicher nicht im Sinne von "Verkleidung", sondern von dem, was man bei Frauen ein Kostüm nennt.
Dann ging es am letzten Montag weiter. Das o.g. Bild entstand ja erst abends, ich war aber vorher schon den ganzen Tag alleine in der Stadt unterwegs.
Nicht ahnend, wie die Leute auf diesen Rock reagieren würden.
In einem Café hatte ich mich an einem Tisch niedergelassen, der eine Bank als Sitzgelegenheit zu bieten hatte. Anders als auf einem Stuhl breitet sich der Stoff des Rocks natürlich zur Seite aus, anstatt seitlich herabzuhängen. Bei 14 Metern Saumweite breitet sich da natürlich einiges an Stoff aus. Eine Dame kam auf mich zu und sagte: "Darf ich sagen, dass Sie schön aussehen?", während sie mit den Händen die Kontur meines Stoffberges in die Luft zeichnete ...
In der U-Bahn, ich in der Tür stehend und auf die Abfahrt des Zuges wartend, die in drei Minuten zu erwarten war, kam eine Frau und sagte: "Sie haben ein schönes Kleid. Das muss ich in den Augen behalten, damit ich es malen kann." Die Dame war etwas älter und offensichtlich lateinamerikanischen Ursprungs. Später habe ich gedacht, vielleicht hätte ich mich als Model zur Verfügung stellen sollen, damit sie in Ruhe malen kann und ich erstmals erlebe, wie ich auf einem Gemälde aussehe ....
Später auf dem Kudamm, eine Horde Jungs. Einer sagt im Vorbeigehen: "Wieviel ist dein Outfit wert?" Ich hab ihm dann verklickert, daß es keinen bezifferbaren Wert hat, weil selbstgemacht ... darauf meint er: "Ich feiere es!"
In einem Einkaufstempel, den ich aufgesucht habe, weil ich mal aufs Keramik-Studio musste, kam ich an einer Frau mit zwei Kindern vorbei. Eins der Kinder, ein Mädchen, sagte zu ihrer Mutter: "Guck mal, wie schön der aussieht!" Da war ich ziemlich baff ...

Das weitere Gespräch der beiden fand leider außerhalb der Reichweite meiner Ohren statt.
Wenig später, wieder auf der Straße, kam mir ein recht großer und kräftiger Mann entgegen, nicht wenig mit Tattoos verziert. "Das sieht schick aus ... da habe ich Respekt!" waren seine Worte bei meinem Anblick.
Dann habe ich mich mit Chris getroffen. Wir sind durch die Stadt flaniert, ein paar zeitgeschichtlich interessante Orte besichtigend. Dabei ist auch das genannte Bild entstanden. Irgendwann später kam uns ein Rolldtuhlfahrer entgegen und sagte zu mir, daß mein Kleid wunderschön ist. Chris hat ihm dann berichtet, daß es selbstgemacht ist, worauf er zu mir meinte: "Sie haben Talent!" Chris kam dann später noch auf den Gedanken, daß dieser Mensch mich ja aus einer ganz anderen Perspektive gesehen hat als ein normaler Fußgänger.
Später dann, ich wieder alleine und auf dem Nachhauseweg auf die Bahn wartend, wieder eine Horde Jungs. Einer fragt: "Was ist das für ein Kleid?" Ich habs ihm kurz erklärt .... selbstgemacht .... aus Spaß an der Freude etc. pp. usw. .... Dann brannte ihm noch eine Sache unter den Nägeln ... welches Geschlecht ich denn wohl habe ... Ich hab ihn einfach gefragt, wonach es denn aussieht. Klamotten eher Frau, Gesicht Mann ... kam dann sinngemäß, den genauen Wortlaut kriege ich nicht mehr zusammen. Ich hab ihm dann gesagt, daß ich ein ganz normaler Mann bin und Frau und Kinder habe. Das hat er mir abgekauft, obwohl er ein gewisses Staunen die ganze Zeit nicht verbergen konnte. Sein Schluss-Satz lautete dann: "Sie sehen auf jeden Fall sehr hübsch aus. Es steht Ihnen!"
Das musste ich alles selber erstmal wirken lassen am Ende des Tages. Ich habe hier nur die Essenz der Reaktionen wiedergegeben, da war noch viel mehr.
Und ich habe bei zwei oder drei der Reaktionen gemerkt, daß es u.U. für die Menschen unwichtig ist, ob ein Mann oder eine Frau in den Kleidern steckt. Zumindest in meinem Fall war das Kleid, das eigentlich ein Rock ist, so ungewöhnlich, daß es nur wichtig war, WIE es getragen wird, und nicht, von wem.
Viele Grüße,
Lars