Danke, Morle und Hajo!
Die Welt ist komplex und kompliziert. Es gibt viele Dinge und viele Verbindungen zwischen ihnen und viele Perspektiven auf sie und viele Meinungen über sie. Und wenn es um Menschen ihre Selbstverständnisse geht, gibt es Innen- und Außenperspektiven.
Menschen identifizieren sich irgendwie als irgendwer und irgendwas. Manchmal fühlen wir, wer oder was wir sind, uns fehlen aber die Worte, das zu beschreiben und zu benennen. Manchmal hören oder lesen wir Selbstbezeichnungen, mit denen wir nichts anfangen können, die uns unverständlich sind. Manchmal lesen oder hören wir, wie uns jemand bezeichnet, womit wir nichts anfangen können, weil wir uns anders bezeichnen. Manchmal lesen oder hören wir eine Bezeichnung, die besser ausdrückt, was wür fühlen, als die Wörter, die wir selbst bisher dafür gefunden haben.
Momentan haben wir so eine Zeit, in der sehr viele Menschen darüber nachdenken, wer und was sie sind, weil nichte mehr selbstverständlich ist. Alles ist im Fluss. Fließende, sich ständig veränderne Zustände aber erzeugen zumindest teilweise Unsicherheit. Unsicherheit erzeugt manchmal Angst und manchmal Wut. Manche Menschen suchen die Schuld dafür bei anderen. Das mag sogar manchmal zutreffen, dass andere schuld sind.
Und es gibt Menschen, die sehen die Unsicherheit anderer Menschen und überlegen, wie sie diese ausnutzen können, um eigene Ziele der Macht über diese Menschen zu erreichen. Sie nehmen die Sorgen und Nöte der Menschen auf, tun so, als hätten sie ein Interesse, ihnen zu helfen, mit den Unsicherheiten klarzukommen bzw. ihnen zu helfen, diese zu beseitigen. Sie betonen sehr die Sorgen und finden schnell die Schuldigen. Alles was so im Fluss ist, ist ihnen recht, es so zu thematisieren, dass die Unzufriedenheit wächst und die Schuldigen an den Pranger gestellt werden. Sie tun so, als würden sie den Menschen dienen, als seien sie die Sprachrohre der Menschen, als würden sie den Willen der Menschen umsetzen. In Wahrheit setzen sie ihren eigenen Willen um und benutzen die Menschen mit ihren Verunsicherungen, um Macht über sie zu gewinnen. Sie lassen sich wählen umd sie später davon zu überzeugen, sie nicht mehr abzuwählen und am besten die Möglichkeit, sie nochmal anzuwählen, von vorn herein zu verunmöglichen. Sie verbieten andere Meinungen in der Schule, in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Religion, in Zeitungen, Fernsehen, Radio, Internet. Und sie nennen es "Demokratie", wenn es en vogue ist, ansonsten auch anders, je nach dem, was sie den Leuten als in ihrem Sinne seiend unterjubeln können. So entstehen dann Gesinnungsdiktaturen.
Seit wachsam und achtsam!
Woran erkennt man sie? Sie greifen auf, was die Menschen verunsichert und versprechen, die Unsicherheiten zu beseitigen indem sie sie als von dafür schuldigen Menschen mit Absicht erfunden erklären und den Weg, die Unsicherheiten zu beseitigen, damit verbinden, diesen Menschen den Mund zu verbieten. Sie erklären, es sie in Wahrheit alles ganz einfach und unkompliziert. Sie schauen, was die Menschen gerne hören wollen und reden ihnen nach dem Munde. Unangehme Wahrheiten vermeiden sie. Sie wollen den Menschen nichts zumuten, was sie verunsichern könnte oder was ihnen unbequem und unangenehm ist. Sie suchen dabei die Themen, die eine Mehrheit verunsichert und schieben Minderheiten als unwichtig zur Seite oder gar diesen die Schuld an den Unsicherheiten in die Schuhe.
Woran erkennt man aber die, die wirklich helfen wollen? Sie geben zu, dass sie nicht alles wissen. Sie zeigen sich auch verunsichert, aber suchen nach Möglichkeiten, die Ursachen und Zusammenhänge zu verstehen. Sind die Ergebnisse unangenehm, geben sie das zu. Sie muten auch den andern Menschen Unangenehmes zu und fordern auf, Verantwortung zu übernehmen. Sie erklären die Zwischentöne, die Ambivalenzen und die Perspektivenvielfalt, aber auch die harten Fakten und die Methoden, mit denen sie diese erkannt haben.
Nun denn: Lasst uns unseren eigenen Verstand benutzen, die Spreu vom Weizen zu trennen und alle die Halme zu erkennen, die beides sind oder weder das eine noch das andere.
LG, Micha