Wie realistisch Ansichten sind, ist doch ziemlich relativ.
Ich glaube niemand entwickelt Ansichten und glaubt, sie seien unrealistisch.
Deine Ansichten, Micha, sind für Dich plausibel. Die Ansichten von Lars sind für Lars plausibel. Und meine sind für mich plausibel.
Und wenn ich meine Ansichten jemandem mitteile, so hoffe ich, dass er ein kleines bisschen versteht, weshalb das meine Ansichten sind. Und im Gespräch, ja, bestimmt auch immer wieder hier im Forum, hoffe ich, irgendjemanden bei meinen Ansichten mitnehmen zu können.
Tauschen wir uns nicht alle irgendwie auch deswegen aus, um zu hoffen, dass was wir plausibel finden, andere auch anfangen plausibel zu finden (falls ohnehin nicht schon große Übereinstimmung ist)?
Gleichwohl weiss ich, in Gesprächen wie auch hier im Forum, dass die Gesamtheit meiner Plausibilitäten ich niemandem so aufdrücken kann, dass er seine eigenen Plausibilitäten über Bord wirft. Schön wäre es, wenn sich meine Ansichten verbreiten würden, also es ist schon ein kleines Werben um meine Ansichten. Ich muss aber damit leben, dass Andere andere Ansichten haben und diese vielleicht auch behalten werden.
Was nun ist realistisch? Klar, wissenschaftliche Methoden sind gut geeignet, bestimmte Plausibiltäten recht gut, oft wiederholbar und also nachprüfbar, aufzubauen.
Letztlich haben wir alle: Sinne. Die Fruchtfliege auch. Sie hat sogar auch schon ein Gehirn. Der Fadenwurm auch. Die meisten Lebewesen haben nicht nur Sinne, sondern auch ein erkennbares Gehirn. Damit wird ihnen die Fähigkeit gegeben, die Umwelt wahrzunehmen und sogar die nächste Aktion, das nächste Ziel oder darüberhinaus - also jedenfalls die Zukunft - planen zu können.
Das alles dient, möglichst gut als Individuum oder als Gruppe jetzt und in Zukunft über die Runden zu kommen.
Und wenn Lars mit seinen Ansichten und daraus abgeleiteten Plänen gut über die Runden kommt, gesund, mental unversehrt, auch wirtschaftlich, dann mag sein Leben ihm Recht geben.
Das selbe mit Dir, Micha.
Wenn jeder mit seinen Ansichten gut klarkommt, dann gibt es keinen nennenswerten Grund, neue Ansichten aufzunehmen, zu übernehmen.
Welche dieser Ansichten nun die tragfähigsten sind für die Zukunft, über die nächsten fünf Tage, Monate, Jahre hinaus für sich und unser Zusammenleben - das ist nun wiederum leider Ansichtssache.
Und Ansichtssache ist letztlich auch wieder Vertrauenssache. Wem, welcher Meinung anderer, wir uns anvertrauen. Denn alleine kommt langfristig keiner durch. Nur in Gemeinschaft.