Da drüben in "Hilfe, ich habe einen Thread verloren" weiterdiskutiert wurde, möchte ich kurz die neuen Beiträge zum Thema Jungen-/Mädchenkleidung von dort hier zusammenfassen:
Yoshi meint, es sei kapitalistischer Plan, dass die Bekleidungsbranchen verhindern will, dass die Schwester an den Jungen die Kleidung vererben dürfe, damit in Bruder-Schwester-Familien
das Doppelte gekauft werden müsse.
Gregor fragt, ob heutzutage überhaupt unter Geschwistern Kleidung
noch weitervererbt würde.
Und ich glaube, eher Nein!
Allenfalls wird gebrauchte Kinderkleidung in Basars oder unter Bekannten / Freunden recht zeitnah weitergegeben zur Ausstattung deren - zumeist - leicht jüngeren Kinder.
Meiner Einschätzung nach spielen da zwei große Faktoren eine Hauptrolle:
- Der Trend zu spartanisch eingerichteten (sorry: minimalistischen, überschaubaren) Wohnungen
mit immer weniger Stauraum. Da muss, was gerade nicht gebraucht wird, einfach raus aus der Wohnung
- Das zwei Jahre jüngere Geschwisterchen will eigenes, modernes zum Anziehen haben - nicht dass das unbedingt die Entscheidung der Kinder selbst wäre, sondern eben die Einstellung der Eltern und der umgebenden Leute, die das bewirkt. Bei den meisten Müttern müssen die Klamotten ihrer Kinder immer top Zustand haben und nicht irgendwie altbacken wirken, was eben zwei Jahre nach Anschaffung die Mütter gegenseitig irgendwie bemerken. Ausserdem macht Shoppen Spaß, meist in Gesellschaft, verbunden mit Sektchen, Käffchen und ein Stück Kuchen zum mal Seele baumeln lassen, falls nicht nachts am Handy.
Yoshis Argument mit "reiner Kapitalismus" ist sicherlich eines. Aber die ganze Sache ist vielschichtiger. Und ich finde, die Verlinkung von Gregor von heute (woanders hier im Forum) hat dies mit einem Stichpunkt gut herausgearbeitet:
Es sind die Verbraucher selbst, die das so nicht wollen. Erstens immer noch wie ich oben erwähnte: "top Zustand und up to date". Zweitens aber (siehe Link) die Angst, nicht respektiert zu werden. (in puncto Frage nach Mädchen- und Jungenkleidung, warum unterschiedlich) :
Es wabert die unerschütterliche Angst umher, wenn man sich nicht an die groben Konventionen hält, von anderen (Familie, Verwandtschaft, Freunden, Kollegen, Chefs, Bekannte von Verwandten, Bäcker im Dorf, ...) nicht mehr respektiert zu werden, wenn man was deutlich anderes macht als alle anderen:
Was sollen die Leute denken, wenn ich meinem Jungen ein Einhorn-Shirt oder gar ein Kleid anziehe?
Es ist letztlich auch im Erwachsenenalter zumeist die Angst vor Respektverlust bei uns, der uns lange gehemmt hat oder noch immer hemmt, das zu tun, was wir wollen.
Es ist auch bei der Industrie der Respekt für die Angst des Respektverlustes ausschlaggebend, weshalb da trotz Neuerungen keine fundamentalen Abweichungen vom Altbekannten angeboten werden. Bis hin zum Imageverlust der Marken, falls sie es doch mal täten.