Und doch, muss ich sagen, wenn ich mir dieses Oberteil anschaue als sei es aus dem klassischen Orient entsprungen, so wirkt es in meinem assoziativ verseuchten Kopf schon gar nicht mehr so weiblich.
Alles also schon ein Stück Sache der Sichtweise.
Wobei wir hier ja schon wieder in der klassischen Debatte sind: Was ist zu weiblich? Wo liegen die Grenzen? Wer fordert die Sehgewohnheiten wie weit heraus? Wer will sich mehr erobern als nötig?
Das auszudiskutieren wäre natürlich bestens in dem Thread "
Wer oder was definiert eigentlich männliche oder weibliche Oberbekleidung?" aufgehoben.
Ich will aber dennoch hier kurz auf den Gedanken von Hanna eingehen, den sie hier im Thread zur neuen Männlichkeit eingebracht hat: 'Optisch hervorzuheben, wo körperlich nichts hervorzuheben ist'.
Gestern flatterte ich, wie im Thread "
Was habt ihr gestern getragen" geschrieben, ziemlich feminin umher:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.https://up.picr.de/43608348qb.jpgFür viele habe ich mich mit meinem Outfit vermutlich viel zu weit rausgelehnt. Spaß gemacht hat´s trotzdem, weil es sich unheimlich angenehm bei diesen rund 24 Grad auch am Abend anfühlte.
Die weiten Fledermausärmel flattern, das ganze Oberteil flattert - und ist somit in der Lage, ausgezeichnet eine weibliche Brust optisch zu betonen.
Der Rockteil des Kleides flattert mit dem dünnen Stoff - könnte man sagen - unheimlich weiblich um Unterkörper und Beine. Auch optimal geeignet, ein voluminöseres weibliches Becken zur Schau zu stellen - könnte man sagen.
Die Sandalen stellen einen weiblichen Fuß (genauer gesagt natürlich zwei) zur Schau - wenn denn ein weiblicher Fuß drinsteckte.
Und das Muster ist per se ja schon sehr weiblich, nicht nur die Farbauswahl zum Bilden des Musters, sondern das komplette Muster ist voll weiblich - stellt also eine Frau zur Schau, die allerdings ganz und gar nicht drinsteckt.
Puh... ich krieg so langsam den Bogen zum eigentlichen Thread-Thema.
Stichwort Muster. Denkste. Diese Art Muster (ich hatte das mal als tschechisches Muster kennengelernt) gibt es durchaus auch bei Herren. Mein Vater hatte mal einen Seidenpyjama mit genau diesem Muster - andere Farbgebung allerdings -, der stammte aus den 50er Jahren (der Pyjama).
Und just heute morgen bin ich dem Newsletter von Esprit begegnet (ich weiß nicht, warum die mir auch die Männer-Newsletter zuschicken, was mich ja eigentlich kaum interessiert) und da das blumige Erwachen:
Newsletter Männermode Esprit(hat vermutlich Verfallsdatum)
Ich hoffe, Ihr kriegt das genauso dargestellt wie ich - vermutlich stecken da ja personalisierte Komponenten mit drin.
Bildbeschreibung:
Da trägt ein Typ ein zart-lachsorange-farbenes T-Shirt, darauf sowas wie eine Jacke, ein Cardigan (so wirkt es auf dem wechselnden Bild - ist in Wahrheit ein aufgeknöpftes Hemd) auf dunklem Grund sind da dieselben lachsorangenen Farbtöne dabei, die sehr großflächige Blüten abbilden mit weißem Blüteninneren und mit grün-weißen Blättchen, die allerdings ja auch schon sehr großflächig sind.
Also, ohne den Typ drin zu sehen, würde ich sagen, das ist klassisch Bekleidung aus der Damenabteilung.
Ist es aber nicht.
Nun, ich hatte ja letztes Jahr ein ganzes Sammelsurium von geblümten Hemden aus der Männerabteilung mal mit in die Anprobe genommen. (Link dazu müßte man suchen.) So richtig gesehen im Straßenbild habe ich sowas aber seltenst. Wobei - stimmt nicht ganz - gefühlt 1:500 der Männer tragen auch mal Hemden mit Blümchenmuster - gerade gestern zwei gesehen.
Also ich finde schon, die Milderung der toxischen Männlichkeit, sie ist auf dem Vormarsch. Und, wie ich finde, sie schlägt sich auch allmählich in der Männermode nieder.
Der Esprit-Newsletter ist ein kleines Zeichen davon.