Ich habe lang, lang ist's her, auch mal solche Spaziergänge im Dunkeln gemacht. So hatte ich immerhin mal das Freiluftgefühl eines Rockes. Den richtigen Durchbruch gab es aber erst, als ich mich tagsüber im Rock in die Menge der Feiertagsspaziergänger mischte.
Ja, mit Michas Worten wird mir bewusst, dass obiges (in der Menge der Sonntagsspazierer) für mich auch noch ein letzter wesentlicher Schritt war zu meinem Durchbruch zuhause in meiner Stadt.
Ganz zu Anfang auch mal zaghaft im Dunkeln das eigene Grundstück verlassen. Als dann ich einen fahrbaren Untersatz zur Hand hatte gings für mich - wie viele hier auch - erst mal weit aus meiner Stadt heraus. Das war schon schön, das möchte ich nicht missen, so habe ich vieles im Umkreis von 200 km um meine Heimat kennengelernt. Und kennengelernt, dass man mich keinen Kopf kürzer macht, wenn ich so von der erwarteten Norm abweiche - im Gegenteil, ich nette, freundliche Leute kennenlernte.
Dann mal geschwind mit klopfendem Herzen die Fußgängerzone meiner Stadt touchiert und zaghaft rein in ein Kaufhaus - ein Traum wurde wahr. Und der nächste Meilenstein war wirklich das sonntägliche Flanieren unter den Sonntagsspaziergängern am Rhein (ich glaub, es war tatsächlich ein Feiertag).
By the way muss ich noch die Nebensächlichkeit erwähnen, dass zu dieser Zeit in meiner Stadt (Mainz) die alteingesessenen Bewohner noch gar keinen Bezug zu ihrem Rhein und Rheinufer hatten. Da war man nur, um zu Parken, was damals noch gut möglich war. Feste gab´s am Rhein auch keine ausser Jahrmarkt. Und die Sonntagsspaziergänger waren damals fast nur Menschen, die südländisches Blut geerbt hatten. Insofern war es damals noch äusserst unwahrscheinlich, meinem näheren Bekanntenkreis oder dem Bekanntenkreis meiner Familie am Rhein zu begegnen. - Aber dennoch, das Sonntagsflanieren war ein wichtiger Schritt für mich, in der Tat. Ich bin da extra noch von der andern Rheinseite über eine Eisenbahnbrücke auf die Stadtseite gelaufen, damit ich umdrehen kann, wann immer es mir zu brenzlig wurde. - Und ich habe es genossen.
Wichtig war auch zu wissen, dass es noch mehr solcher Abweichler wie mich gibt, was ich dann etliche Jahre später bei meinem Erstkontakt mit dem Internet festgestellt habe. Ja, und ein Fest war, einige von den anderen persönlich kennenzulernen. Es kamen da ja eine Zeitlang recht oft Zusammenkünfte zustande. Das waren gute Gelegenheiten für mich zu erkennen, dass ich wohl doch nicht sooo verkehrt bin (mit meinem Hosenhass, ja, jetzt ist´s amtlich).
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