Lieber Gregor,
ja, natürlich will ein jeder als das respektiert oder zumindest toleriert werden, als was er sich selber sieht.
Aber in welche Gefahr begibt sich denn McKenna? Doch in die, dass er mit den Intoleranten, die in seinem Dorf angeblich die öffentliche Meinung bestimmen, in einen Topf geworfen wird.
Ich für meinen Teil möchte nicht mit Intoleranten und auch nicht mit Mitläufern in einen Topf geworfen werden. Das wäre mir peinlich, und ich würde mich schämen.
Dann doch lieber mit Homosexuellen, Transgender, Dragqueens usw., sofern diese auch Menschen respektieren, die anders sind als sie selber.
Ich meine, ich kenne das ja: Wenn ich im Rock neben meiner Frau stehe und diese, weil sie gerade mal freie Hände braucht, bittet mich, ihre Handtasche mal zu halten. Da kommt auch bei mir dieses ansozialisierte Gefühl der Peinlichkeit auf und ich versuche so zu und tun, als sei die Handtasche nicht da. Das bemerke ich dann, und dieses mein Gefühl ist mir wiederum peinlich auf einer anderen Ebene. Das ist dann ein Dilemma. Und dann will ich es doch so machen, dass ich mir aufrecht ins Gesicht sehen kann, also im Spiegel, ohne mich für einen Feigling zu halten, der aus Angst vor Intoleranz
und Engstirnigkeit selber zu diesen Intoleranten und Engstirnlern gehört. Außerdem ist es ja auch eine Beleidigung der Mitmenschen, wenn ich sie, ohne dass ich sie kenne, für intolerant und engstirnig halte. Auch wenn sie diese Beleidigung nicht merken. Aber ich merke es, und es verschlechtert meine Beziehung zu diesen Menschen. Also halte ich die Leute lieber für tolerant und ihren Horizont für weit, und sie müssen mich vom Gegenteil überzeugen, und dann kann ich immer noch zu ihnen auf Distanz gehen.
Ist das verständlich?
LG, Michael