Wichtig ist nicht, das wo steht, sondern wie man es interpretiert.
Hmmm... der Interpretationen gibt es jedoch sehr Gegensätzliche... Und die sollen alle wichtig und (noch schlimmer) richtig sein?
Sorry, dem Argument mag ich nicht folgen.
Viele Grüße
Tine
Liebe Tine,
z.B. gibt es Gläubige, die aus ihre Heiligen Schrift die Pflicht ableiten, "Ungläubigen" auf den Dätz zu hauen.
Dann gibt es andere Gläubige, die aus derselben Heiigen Schrift die Pflicht ableiten, Andersgläubige zu respektieren.
Beides findet man in derselben Schrift. Es ist dann Auslegungs-, Exegese- oder eben Interpretatonssache, wie man diese Schrift versteht und welche Handungsanleitungen man von ihr ableitet.
Wer soll nun aber die Verantwortung für die Auslegung übernehmen, wenn nicht der Ausleger selber?
Die Hl. Schriften stammen oft aus ganz anderen Zeiten und Kulturen und die einzelnen Teile darin wurden aus bestimmen Absichten für bestimmte Situationen geschrieben. Nun kamen Ausleger auf die Idee, alle Teile dieser Schrift für alle Zeiten als helig und verbindlich anzusehen. Evtl. finden sie auch in selbiger ein Zitat oder mehrere, das/die diese Ansicht befördert/befördern. Man findet sicher auch das Gegenteil, aber was einem nicht passt, wird unter den Teppich gekehrt.
Wenn letztlich ein Mensch Schaden davon nimmt, dass ein Gläubiger ihm mit Begründung, des stehe in seiner Hl. Schrift, etwas antut, trägt die Verantwortung dieser Täter und nicht die Hl. Schrift, denn die ist einfach nur aus Papier mit Buchstaben darauf.
Wenn ein anderer Mensch mit Verweis auf seine Hl. Schrift anderen etwas Gutes tut, ist das auch seine Verantwortung.
Und wenn ich nun als Außenstehender eine Ethik entwickelt habe und die Hl. Schriften darauf hin abklopfe, was meiner Ethik entspricht und was nicht, dann bevorzuge ich die Auslegungen, die das hervorheben, was meiner Ethik entspricht und die dieser widersprechenden Anteile als weniger wichtig ansehen. Ja, auch ich kehre dann unter den Teppich, was mir nicht passt, aber ich behaupte dann nicht, das sei unausweichlich der Wille Gottes, weil es ja in Seiner Hl. Schrift stehe, sondern es sei nach meiner Kenntnis der Wille Gottes, weil er mir die Denkfähigkeit gegeben hat, Gutes von Bösem zu unterscheiden. Ich räume auch ein, dass ich mit meiner Auslegung irren kann. Das heißt es eben, dass ich die Verantwortung für meine Auslegung übernehme.
Hl. Schriften sagen mir das, was ich will, das sie mir sagen.
"Tu was Du willst", steht auf dem Auryn in der Unendlichen Geschichte. Das ist thelemitisch, womit ich ansonsten nicht so viel anfangen kann (Alyster Crowley usw.), aber in der Interpretation von Michael Ende bedeutet es mir viel.
LG, Micha