Die Debatte erinnert mich an das amerikanische Message Board ”Tom’s Café“. Dort wurde auch öfters diskutiert, wie man Zurufe etc. am besten kontern könnte. Der Gründer, Tom Manuel, starb 2004 und aus dem Forum wurde „Skirt Café“.
Der Grund, weil ich nun Tom´s Café in die Debatte bringe, ist, dass ich rein vergessen hatte, dass sowas noch passieren kann.
Gestern Nachmittag war ich in meinem schwarzen Utilikilt in der Innenstadt unterwegs. Mehrmals war ich von jugendlichen, die wohl den letzten Schultag oder sowas feierten, buchstäblich umringt. Oder Leute mit nicht westlichem Hintergrund passierten an mir vorbei. Oder ganz ordinäre Mitbürger aller Alters- und Sozialklassen, Männer wie Frauen, Jungen wie Mädchen. Kein Wort, keine Geste, keine Blicke, nichts. Sie plauderten unangefochten miteinander weiter.
Vielleicht könnten einige der Meinung sein, dass ich, weil ich einen Rock trüge, schwul wäre. Aber so viele sind es. Zwei Parteivorstehender, mit absolut gegenseitigen Gesichtspunkten, sind es. Populäre Moderatoren im Fernsehen sind es, Künstler sind es, usw. Und wenn man hört, einer ist es, oder er sagt es selbst, nimmt man es einfach zur Kenntnis. Er interessiert sich also nicht für Frauen, und so was?
Schimpfworte wie „Schwuchtel“ existieren in meiner Welt kaum noch mehr. Es wäre genauso politisch inkorrekt wie das Wort „Neger“.
Auf dem Rückweg war ich in einem Baumarkt, um eine leere Gasflasche gegen eine gefüllte zu tauschen. Es ging ziemlich langsam, und ein neuer Kunde kam dazu mit seiner Gasflasche. Nach einigen Minuten fragte er mich, ob überhaupt einige zuständig wären. Ich antwortete ihm, ich warte auf meine Flasche, und dass ein Mann dabei wäre, sie im Lager abzuholen.
Eine Minute oder so ging.
„Schönes Kleid, das du anhast.“
„Danke, es ist nun nicht ein Kleid, sondern ein Rock, ein amerikanischer Kilt.“
„Ah. Ist es vielleicht so, dass amerikanische Handwerker solche Röcke bei der Arbeit tragen?“
„Einige wohl schon, aber mehr ganz ordinäre Männer wie du und ich, glaube ich, die nicht wünschen, immer ganz so ordinär zu sein.“
„Ah.“
Es schien, als ginge etwas durch seinen Kopf.
Meine Gasflasche wurde geliefert. Wir lachten uns an und wünschten uns einen schönen Tag noch.
Wieder eine kleine Geschichte aus der realen Welt.
Gruß
Gregor