Ich kann mich Michas und Jürgens Worten nur anschließen, diese Gesprächsrunde war auch aus meiner Sicht allererste Sahne (auch wenn ich nicht inhaltlich mitdiskutieren konnte, nicht auf diesem Niveau)! Insbesondere bei Wolfgangs (skirtedman) Beitrag Nr. 24 unter Bezugnahme auf Nr. 14 gestehe ich, hat mir der Kopf geraucht. Aber das Wichtigste ist: ich habe sehr viele Denkanstöße bekommen und die Beiträge werden mich sicher noch eine Weile beschäftigen.
Vielen, herzlichen Dank an Euch kluge Köpfe für das Erzeugen einer solchen inhaltlich äußerst lehrreichen Diskussion, die stets geprägt war von gegenseitigem Respekt!
Vertrackt ist nur, dass – wie ich annehme – die Menschen im Allgemeinen und ich im Besonderen eine recht unverschämte Erwartungshaltung an den Tag legen. Daher bin ich begierig auf die nächste, phantastische Runde, von der ich sehr viel mitnehmen kann. Bis dahin „begnüge“ ich mich mit der „Sternstunde Philosophie“ des Schweizer Fernsehens, sonntags vierzehntäglich gegen 9.00/9.15 Uhr in 3Sat zu verfolgen. Manche von Euch hätten es verdient, dorthin eingeladen zu werden!
Da ich im Übrigen das Meckern nicht ganz sein lassen kann, nur ein Hinweis am Rande, weil mich die z. T. hirnrissigen Auswüchse des Bemühens um geschlechtergerechte Sprache mittlerweile auf die Palme bringen:
Lieber Micha, Du sprachst in Deinem Beitrag Nr. 38 von Deinen Studierenden. Das ist für mich ein Beispiel des Übertreibens des Bemühens um geschlechtergerechte Sprache, sofern – und das, meine ich, ist so – die Grammatik zu sehr strapaziert wird. Was ich meine, ist in einem Artikel aus der Süddeutschen viel besser dargelegt, hier der Link:
http://www.sueddeutsche.de/bildung/gleichberechtigung-im-studium-studenten-aeh-aeh-studierende-1.2355340
Du bist mir doch hoffentlich nicht böse wegen meiner Erbsenzählerei?
Viele Grüße an Euch und nochmals herzlichen Dank für Eure Gedanken, die Ihr dargelegt habt,
Morle
Lieber Morle,
erwarte nicht zu viel, aber schön, dass Dir die Lektüre was gebracht hat.
In Bezug auf die Sprache: Ja, es mag sein, dass Partizipien wie "Studierende" einigen Leuten nicht gefallen. Nur von "Studenten" zu sprechen, gefällt auch einigen Leuten nicht. Also egal, welche Form wir wählen: Es gefällt einigen Leuten nicht.
Jetzt frage ich, warum es den Leuten nicht gefällt, wenn man eine Form statt einer anderen wählt. Meinem Verständnis nach, sind die Menschen gegen die Partizipien oder gegen andere genderneutrale Begriffe, die entweder für ein Primat des Männlichen sind, oder die an gewohnten Sprachregeln festhalten wollen, weil es ihrem Verständnis von Grammatik- oder Orthographieregeln entspricht. Für genderneutrale Formulirungen sind die Menschen, die ihre eigene Genderidentät dadurch mehr berücksichtigt und respektiert (wobei beide Wörter eigentlich identisch sind) fühlen. Das sind nicht nur Frauen, sondern auch all die Menschen, die sich weder als Mann, noch als Frau fühlen.
Ich für meinen Teil bewerte dabei das Interesse der zweiten Gruppe als höher als das der ersten und identifiziere mich mehr mit dieser Gruppe. Ich schrieb vor Jahren mal eine Rundmail an meine Kolleginnen und Kollegen und verwendete nur die männliche Form, worauf eine Kollegin antwortete mit der Anrede: "Liebe Michaela". Das hat mir nichts ausgemacht, das ist ein schöner Name, aber die Nachricht war: "Ich bin nicht Dein Kollege, sondern Deine Kollegin und möchte so auch angesprochen werden." Warum sollte ich das nicht respektieren?
"Miauende" ist zwar lustig gemeint, aber "Katze" ist wie "Mensch" ein Artbegriff und nunmal weiblich, sich aufteilend in Kätzin" und "Kater", so wie sich das grammatisch männliche "Hund" in "Hündin" und "Rüde", das gram. neutrale "Pferd" in "Stute" und "Hengst" aufteilt. Und wir, Männer, Frauen und alle anderen sind "Menschen", was grammatisch nun mal männlich ist.
Man könnte natürlich auch eine Mail mit "Liebe Menschen" beginnen!
Ansonsten verwende ich das sog. Gendergap gerne: Student*innen, Freund*innen, Kolleg*innen. Obwohl es so schön nicht aussieht.
LG, Micha