Autor Thema: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten  (Gelesen 18039 mal)

Offline MAS

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #15 am: 02.03.2018 08:22 »
Lieber Wolfgang,

bei Deinem Beispiel geht es aber nur um Individualität, also die Unterscheidung von Person X und Y in Bezug auf ihr Verhalten und ihre Willensvorstellungen.

Meine Frage - die mich seit Jahren umtreibt - ist die:

Freiheit definiere ich als das Merkmal einer Bewegung, die keine Ursache außerhalb ihrer selbst hat.

Wenn jede Bewegung in der Natur Ursachen außerhalb ihrer selbst hat, dann gilt dass doch auch für Hirnaktivitäten. Der Wille eines Menschen entseht aber im Gehirn, ist also die Folge von Hirnaktivitäten. Wenn aber Hirnaktivitäten Folgen von Ursachen außerhalb ihrer selbst sind, dann sind sie nicht frei, und somit ist auch der Wille nicht frei.

Bei Freiheit kann man auch unterscheiden zwischen der Freiheit von etwas und der Freiheit zu etwas. So kann ich frei sein von Alhoholsucht (Freiheit von etwas) und somit frei, sieben Wochen ohne Alkohol auszukommen (Freiheit zu etwas). Also gibt es für uns Menschen zwar keine absolute Freiheit im Sinne des obigen Satzes, aber eine relative Freiheit.

Jetzt an Harry: Bin ich absolut verantwortlich für alles, wovon ich nicht frei bin? Wenn ich z.B. niicht frei von Zuckersucht oder von Magersucht bin? Wenn ich nicht frei von Stoffwechselstörungen oder anderen Krankheiten bin? Wenn ich nicht frei von den erzieherischen Einflüssen meiner Eltern bin? Wenn ich nicht frei davon bin, dass ich meine Muttersprache besser beherrsche als eine Fremdsprache?

Anders ausgedrückt: Ist jeder selbst schuld an oder verantwortlich für sein Schicksal, sein Karma, sein Kismet oder wie immer man es nennen will? (Gut "Karma" heißt wörtlich "Handlung", und die Karmatheorie geht davon aus, dass wir durch unser Handeln Ursachen für Wirkungen setzen, die wir auch irgendwie selbst zu spüren bekommen. Für diese Handlungen sind wir verantwortlich, aber ist es tatsächlich so, dass die Situationen, in die jemand hineingeboren wird, die Folgen seines früheren Karmas, also seiner früheren Taten sind?)

LG, Micha 
 
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Offline Peter

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #16 am: 02.03.2018 08:48 »

...
Mir geht es nicht darum meine Ansichten als die Allein gültigen Auszulegen, sondern nur das wiederzugeben wie ich persönlich es Empfinde.

Dann solltest du das auch so schreiben. Deine Beiträge hören sich schon sehr nach "so-ist-das-für-alle" an.

LG
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Offline high4all

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #17 am: 02.03.2018 13:49 »
Habe ich Einfluss darauf, wo ich geboren wurde? Oder auf die wirtschaftlichen/familiären Verhältnisse meiner Eltern?

Es gibt Schicksale, bei denen ich es für unmenschlich (herzlos) halte, den  Betroffenen irgendeine Schuld zuweisen zu wollen! Bei sowas stockt mir der Atem!
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Offline DesigualHarry

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #18 am: 02.03.2018 16:05 »
Hallo!

Ich hatte nie die Absicht meinen Ersten Satz zu diesem Thema: "Ich bin der Meinung niemand ist Unfreiwillig dort wo er ist"  mit Schuld, Schicksal oder Verantwortung in Verbindung zu bringen. Mir ging es nur darum Aufzuzeigen dass man die Wahl hat etwas Anzunehmen oder Abzulehnen.

Freiheit bedeutet für mich dass ich mich bewusst für etwas entscheiden kann, oder bewusst gegen etwas entscheiden kann. Ich bin also frei das zu tun was ich tun möchte. Ich bin frei Zwänge anzunehmen oder nicht anzunehmen. Ich bin auch frei Schönes anzunehmen oder abzulehnen. Das was ich mit meinem Bewusstsein erkenne, kann ich ablehnen oder annehmen. Wenn ich etwas ablehne, kann ich dafür etwas anderes annehmen. Obwohl es nur diese 2 Wahlmöglichkeiten gibt, also ja oder nein, habe ich aber trotzdem jede erdenkliche Wahl mich für etwas zu entscheiden. Ich bin also Frei.

Wenn ich etwas Denke bedeutet es nicht das es sofort sichtbar wird. Die Wirkung meiner Ursache muss also nicht sofort wirken, weil dem Physikalische Gesetze entgegenwirken. Eine Krankheit "entwickelt" man nicht mit ein paar falschen Worten oder Taten. Einer Krankheit liegt meiner Meinung nach immer eine ganze Struktur von Gedanken und Gefühlen zugrunde, die man Tagein und Tagaus denkt und fühlt. Sind Körperliche Schäden bereits vorhanden, kann man nicht so einfach mit ein paar Worten das ganze wieder rückgängig machen.

Aber die Entscheidung die richtigen Gedanken und Gefühle zu denken und fühlen ist der erste Schritt für mich um eine Änderung meiner Lebensumstände zu erreichen. Dass kann mir niemand verbieten, oder mich zwingen nicht so zu handeln. Ich bin also mit der Wahl meiner Gedanken und Gefühle immer frei mich dahin zu begeben wo ich sein möchte.


Offline Barefoot-Joe

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #19 am: 02.03.2018 16:12 »
Habe ich Einfluss darauf, wo ich geboren wurde? Oder auf die wirtschaftlichen/familiären Verhältnisse meiner Eltern?

Tatsächlich ja. Wir suchen uns das in der Regel aus.

Zitat
Es gibt Schicksale, bei denen ich es für unmenschlich (herzlos) halte, den  Betroffenen irgendeine Schuld zuweisen zu wollen! Bei sowas stockt mir der Atem!

Schuld ist ein menschliches Konstrukt, so etwas gibt es eigentlich gar nicht. Ebenso wie "gut" und "schlecht" sehr variable menschliche Konstrukte sind, die außerhalb des Abenteuers "Mensch" keine Bedeutung haben. Das unmenschliche Schicksal ist von außen betrachtet tatsächlich auch nur eine Erfahrung und ja, auch das wählen wir freiwilig. Warum? Weil wir aus solchen Erfahrungen viel mehr und viel schneller lernen, als wenn uns alles in den Schoß fällt.

Das kollidiert vermutlich jetzt ein wenig mit deiner Weltanschauung. Es ist auch kein Überzeugungsversuch, nur eben meine Sicht der Dinge. :)
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Offline high4all

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #20 am: 02.03.2018 17:02 »
"Ein wenig" trifft es bei weitem nicht. So viel könnte ich gar nicht trinken, um auch nur die geringste Überschneidung zu finden.

Es fehlt mir einfach der Glaube, dass ich als nicht existierender Mensch vor der Geburt meine Eltern aussuchen kann.
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Offline MAS

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #21 am: 02.03.2018 17:55 »
Hallo!

Ich hatte nie die Absicht meinen Ersten Satz zu diesem Thema: "Ich bin der Meinung niemand ist Unfreiwillig dort wo er ist"  mit Schuld, Schicksal oder Verantwortung in Verbindung zu bringen. Mir ging es nur darum Aufzuzeigen dass man die Wahl hat etwas Anzunehmen oder Abzulehnen.

Freiheit bedeutet für mich dass ich mich bewusst für etwas entscheiden kann, oder bewusst gegen etwas entscheiden kann. Ich bin also frei das zu tun was ich tun möchte. Ich bin frei Zwänge anzunehmen oder nicht anzunehmen. Ich bin auch frei Schönes anzunehmen oder abzulehnen. Das was ich mit meinem Bewusstsein erkenne, kann ich ablehnen oder annehmen. Wenn ich etwas ablehne, kann ich dafür etwas anderes annehmen. Obwohl es nur diese 2 Wahlmöglichkeiten gibt, also ja oder nein, habe ich aber trotzdem jede erdenkliche Wahl mich für etwas zu entscheiden. Ich bin also Frei.

Wenn ich etwas Denke bedeutet es nicht das es sofort sichtbar wird. Die Wirkung meiner Ursache muss also nicht sofort wirken, weil dem Physikalische Gesetze entgegenwirken. Eine Krankheit "entwickelt" man nicht mit ein paar falschen Worten oder Taten. Einer Krankheit liegt meiner Meinung nach immer eine ganze Struktur von Gedanken und Gefühlen zugrunde, die man Tagein und Tagaus denkt und fühlt. Sind Körperliche Schäden bereits vorhanden, kann man nicht so einfach mit ein paar Worten das ganze wieder rückgängig machen.

Aber die Entscheidung die richtigen Gedanken und Gefühle zu denken und fühlen ist der erste Schritt für mich um eine Änderung meiner Lebensumstände zu erreichen. Dass kann mir niemand verbieten, oder mich zwingen nicht so zu handeln. Ich bin also mit der Wahl meiner Gedanken und Gefühle immer frei mich dahin zu begeben wo ich sein möchte.

Ich denke, lieber Harry, Du machst es Dir ein bisschen zu leicht. Manche Krankheit kommt von Unfällen her oder von Infektionen, von Unterversorgung mit lebenswichtigen Dingen wie Vitamin D oder B12 usw. Da kann ich denken, was ich will, aber die Dinge passieren oder passieren nicht. Frei kann ich dann vielleicht sein in der Entscheidung, wei ich damit umgehe: füge ich mich in mein Schicksal, kämpfe ich dagegen an, mache ich andere dafür verantwortlich oder mich selbst oder Gott oder die Natur ... Aber welchen Erfolg ich dann mit meiner gewählten Strategie habe, hängt wieder von vielen Faktoren ab, die ich nicht alle beherrschen kann.

LG, Micha
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Offline MAS

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #22 am: 02.03.2018 17:56 »
Habe ich Einfluss darauf, wo ich geboren wurde? Oder auf die wirtschaftlichen/familiären Verhältnisse meiner Eltern?

Tatsächlich ja. Wir suchen uns das in der Regel aus.

Hast Du Dir ausgesucht, in welche Familie zu geboren wurdest?
Ich kann mich nicht daran erinnern, das getan zu haben.

LG, Micha
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Offline MAS

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #23 am: 02.03.2018 17:59 »
"Ein wenig" trifft es bei weitem nicht. So viel könnte ich gar nicht trinken, um auch nur die geringste Überschneidung zu finden.

Es fehlt mir einfach der Glaube, dass ich als nicht existierender Mensch vor der Geburt meine Eltern aussuchen kann.

Höchstens dann, wenn Du eben nicht nicht existierend warst, sondern in einer vorherigen Existenz die Grundlagen gelegt hast. Von "selber aussuchen" sprechen meines Wissens aber auch nicht die Quellen der beiden religiösen Systeme, in denen an Wiedergeburt geglaubt wird, also des Hinduismus und des Buddhismus.

LG, Micha
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Offline Skirtedman

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #24 am: 02.03.2018 18:53 »
bei Deinem Beispiel geht es aber nur um Individualität, also die Unterscheidung von Person X und Y in Bezug auf ihr Verhalten und ihre Willensvorstellungen.
Nein, es geht um viel mehr, auch um Freiheit. Primär geht es auch um die Aktion von Person Y, die anders agiert als Person X, weil Person Y nicht in der Situation ist wie Person X. Und selbst wenn Person Y in einer vergleichbaren Situation wäre, wie Person X, dann ist die Situation von Y nur vergleichbar, aber niemals exakt die identische zu der Situation von Person X. Das geht schon alleine deswegen nicht, weil vermutlich Zeit und Ort nicht identisch sind, und lägen zum identischen Zeitpunkt nur wenige Zentimeter dazwischen, so macht dies schon einen Unterschied.
Die vergleichbare Situation von Y zu der Situation von X ist deswegen auch niemals identisch, weil Y andere Gene hat als X. Weil beide auf nicht identische Erfahrungen zurückgreifen, weil beide unterschiedlich interpretieren, unterschiedlich konstituiert sind, unterschiedliche Interessen verfolgen, untersch... ... ... ...
Ehe ich hier ins Unendliche abgleite: Jeder ist das Ergebnis all seiner Erfahrungen, all seiner Geschichte, all seiner ...
Konsequent zuende gedacht, ist jeder der Agent seiner Geschichte und Umwelt. Jeder agiert zu jedem Zeitpunkt so, weil er einfach so agieren muss. Wieviel Freiheit für einen freien Willen da noch bleibt, ist ein weltanschauliches Thema.

Wenn Du Nachdenken willst, bevor Du handelst, dann deswegen, weil die Bedingungen Dich zwingen, nachzudenken. Nachdenken gehört mit zu den vielen anderen Aktionen, die Du jemals ausgeführt hast und ausführen wrst.

Zitat
Meine Frage - die mich seit Jahren umtreibt - ist die:
Freiheit definiere ich als das Merkmal einer Bewegung, die keine Ursache außerhalb ihrer selbst hat.

Erster Aspekt: Es gibt Untersuchungen, die beweisen wollen, dass der Körper schon agiert, bevor der Entschluss gefasst wird, zu agieren.
Zweiter Aspekt: Es gibt nichts, was passiert, ohne dass es von sich heraus geschieht, also ohne Ursache von aussen. Ausnahme: der radioaktive Zerfall. Der passiert zufällig, aus sich heraus. Aber vermutlich nur, weil wir noch nicht begriffen haben, welche Auslöser dafür zuständig sind. Vielleicht werden wir (wir Menschen) dies nie begreifen, weil es ausserhalb des für uns Begreifbaren liegt.
Zurück zum ersten Aspekt: Definieren wir so einen Begriff wie Freiheit respektive Freier Wille vielleicht nur deswegen, weil wir viele andere Optionen uns ausdenken können? Vielleicht sind die Optionen nur theoretisch. Die Option, die zum Tragen kam, war vielleicht die einzig mögliche gewesen. Nur weil wir alle Zusammenhänge bis ins letzte Detail nicht (und ich vermute auch niemals) überblicken können, erkennen wir nicht, dass es wirklich nur die einzige und folgenrichtige Option war. Die anderen Optionen also nur scheinbare, aber keine echten Optionen waren.

Weil wir uns als Mensch zu Höherem berufen fühlen, ist es am Ende sogar Eigenschutz um zuzugeben, dass wir in jedem Bruchteil jeder Millisekunde nur Agenten sind an der Spitze all unserer (ich verkürze es mal) Geschichte?

Zitat
Wenn jede Bewegung in der Natur Ursachen außerhalb ihrer selbst hat, dann gilt dass doch auch für Hirnaktivitäten. Der Wille eines Menschen entseht aber im Gehirn, ist also die Folge von Hirnaktivitäten. Wenn aber Hirnaktivitäten Folgen von Ursachen außerhalb ihrer selbst sind, dann sind sie nicht frei, und somit ist auch der Wille nicht frei.

Konsequent richtig gedacht. Jede Hirnaktivität ist ebenso Aktion, die aufgrund der "individuellen" Geschichte der beteiligten Teile und unter Einhaltung der immergleichen Gesetzmässigkeiten abläuft.

Ich vermute, dass "Freier Wille" eine Bezeichnung ist, die sich auf einen erkennbaren Teil oder einen vermuteten Teil aller Ursachen einer Handlung bezieht, mit der Kenntnis darüber, dass der Blick auf diesen Teil auch andere Optionen hätte bieten können.

Freiheit - ein Begriff, der wie vieles anderes zu der Gruppe der ganz unscharfen Bezeichnungen zählt und die für jeden etwas anderes bedeuten, die aber nötig sind, um gewisse Muster oder Ideen von Person zu Person ansatzweise konkruent vermitteln zu können. Genauso wie Glück, gut, böse, Armut, Reichtum, Wissen, ...

Freiheit, ich meine die innere Freiheit, ist ein Begriff, der in uns zur inneren Beruhigung führt, dass man die Folgen der ausgeübten Freiheit nun ertragen können muss, denn man hätte sich auch anders entscheiden können mit dieser Idee der Freiheit. Freiheit ist ein schönes Wort, um sich selbst die Verantwortung geben zu können. Freiheit ist ein schönes Wort, um auf bessere Entscheidungen in der Zukunft hoffen zu können.

Eigentlich untypisch, ist man doch allgemein bestrebt, die Verantwortung immer ausserhalb von sich zu suchen. Wahrscheinlich ist Freiheit die Idee, vermute ich, die uns an uns selbst und an allem, was passiert, nicht verzweifeln lässt.

Denn denkt man das konsequent mal zu Ende, so ist unsere Person X in (hier wieder verkürzt gesagt) ihrer Geschichte gefangen und in dem, was ihre Geschichte werden wird. Und Person Y ebenso. Sie können nur tun, was sie tun müssen, sie können nicht anders. Person X und Person Y sind Agenten (wenn man so möchte: gelenkte Agenten). Ich auch. Du auch. Merkel, Napoleon, Kater Murr auch, alle. Zu jeder Millisekunde.

(Noch ein Seitenblick auf "gelenkt": Nein, es braucht keinen Lenker, es braucht keinen Vordenker, vermutlich ist das gar nicht möglich, weil all die unzähligen Vorereignisse und Nebenbedingungen nicht vorauskalkulierbar sind. Nein, sie geschehen einfach, aufgrund der immergleichen (?) Gesetzmässigkeiten. Wir sind zu jedem Zeitpunkt die Spitze unserer Geschichte. Wir erleben was aus ihr wird. Und wir erleben, was aus der Geschichte der anderen wird.... Der Lenker ist das Unabdingbare)

Zitat
Bei Freiheit kann man auch unterscheiden zwischen der Freiheit von etwas und der Freiheit zu etwas. So kann ich frei sein von Alhoholsucht (Freiheit von etwas) und somit frei, sieben Wochen ohne Alkohol auszukommen (Freiheit zu etwas). Also gibt es für uns Menschen zwar keine absolute Freiheit im Sinne des obigen Satzes, aber eine relative Freiheit.

So. Will mal versuchen, weniger abgehoben das anzugehen und mich den lebensnäheren Denkräumen wieder anzunähern.

Ganz wichtig finde ich, jetzt zu der Freiheit, die wir besprachen, auch ganz plastisch die politische Freiheit zu erwähnen. Totale Freiheit kann es nicht geben. Es braucht immer Rahmen, die gesteckt werden, will man vernünftig ein Leben führen. Dazu sind Staaten sehr hilfreich. Demokratien scheinen hier ein recht gutes Gebilde zu sein - hatten wir schonmal an anderer Stelle. Über die Welt hinweg gibt es aber Staaten, die die Freiheiten eines Menschen ganz unterschiedlich auslegen und zulassen. Aus unserer Sicht gibt es Staaten, die die Freiheiten von Menschen stark einengen.

Was macht das mit Person X, um bei meinen obigen Bildern zu bleiben? Politische Beschneidung von Freiheiten rammt einen starken permanenten Keil in die (auch hier wieder verkürzt gesagt) persönliche Geschichte der Person X und in die Geschichte, die Person X in Zukunft entwickeln wird. Da mischen die politisch gesetzten Bedingungen ganz deutlich mit bei vielen Aktionen/Handlungen unserer Person X.

Wieder hin zur inneren Freiheit. Lieber Micha, Du sprachst die Sucht an. Nehmen wir jetzt Person Y. Y ist süchtig. Ist Sucht nicht etwas, was wir als Aussenstehender (will heissen als nicht Y Seiender) der betrachteten Person Y zuschreiben? Vielleicht empfindet Y dies gar nicht als Sucht. Vielleicht stülpen wir Y Erwartungen über, die Y nicht erfüllen kann. Wenn wir Y wären, dann könnten wir auch nicht anders (Ich rede nicht von der vergleichbaren Situation, sondern von der identischen Situation, d.h. wir=Y).

Lasst uns jetzt mal Person Y sein. Wir sind süchtig. Nehmen wir an, wir kommen im Verlauf unserer Geschichte zu der Erkenntnis, dass wir süchtig sind. Vielleicht aufgrund unserer Vorbildung. Vielleicht, weil eines der vielen Helferlein, die auf einmal auf uns zu kommen, uns soweit beeinflusst (also mit dem Lauf unserer individuellen Geschichte interagiert), dass wir erkennen, dass wir süchtig sind. Im weiteren Verlauf hängt es davon ab, wie stark die inneren und äusseren Interaktionen sind, dass die folgerichtige Option jene ist, die unsere Sucht beherrschbar macht.

Es ist die Summe aller Interaktionen, und da schliesse ich Napoleon, den Ausbruch des Krakatau, Schlacht von Stalingrad, Frau Merkel, unsere Eltern, all die Helferlein und das Schnitzel von gestern mit ein, was dazu führt, welchen Weg wir als süchtige Person Y gehen.

Wenn Person MAS sieben Wochen ohne Alkohol auskommt, dann liegt das an der individuellen Geschichte von MAS, an der Summe aller Interaktionen, eingeschlossen Napoleon, Krakatau, Stalingrad, den Veggieburger von 2016 und all die Informationen darüber, wie ungesund Alkohol doch sein kann. Du kannst nicht anders. Du musst sieben Wochen auf Alkohol verzichten. Auch wenn es Dir vorgaukelt, es würde Dir schwerfallen. Auch wenn es Dir vorgaukelt, Du hättest Dich frei dazu entschieden.

Und noch ein allerletzter Gedanke: Er gilt denjenigen, die als gelenkte, getriebene Agenten ihrer Geschichte sehr oft zu der Aktion Nachdenken neigen und sich Vorwürfe mache, dass alles doch ganz anders sein könnte als die jetzige Situation. All denjenigen sei zum Trost gesagt: Is nich. Die Entscheidungen, wie sie gefallen sind, sind nun einmal gefallen, egal mit Freiheiten oder als getriebener Agent seiner eigenen Geschichte. Geschichte kann man nicht mehr ändern. Das, was noch nicht Geschichte ist, ist jeweils der kommende Moment...

Puh...ich hoffe, das liest einer...
Wolfgang

Offline MAS

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #25 am: 02.03.2018 19:04 »
Ich habe es gelesen, Wolfgang, und stimme eigentlich mit allem überein.

Und da sage noch einer, Philosophie sei unnötig!

Und jetzt gehe ich ein wenig meditieren, um meine innere Freiheit von manchen Abhängigkeiten noch ein wenig zu erhöhen.

LG, Micha
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Offline DesigualHarry

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #26 am: 02.03.2018 19:29 »
Hallo!

Lieber Micha! Kennst du das Bibelzitat "euch geschehe nach eurem Glauben"? Da steht nicht "euch geschehe nach meinem Glauben", auch nicht "euch geschehe wie es der Zufall so will". Euch geschehe nach eurem Glauben...

Also geschieht mir nach meinem Glauben, und dir nach deinem Glauben. Demnach ist der eigene Glaube das was die Dinge verändert...

Mann kann denken "Manche Krankheiten kommen von Unfällen" Ich kann aber auch denken "Ich bleibe von Unfällen verschont"...Man kann das jetzt natürlich positives Denken nennen, aber zum positiven Denken gehört auch eine kluge Formulierung. Anstatt die Gefahr eine Unterversorgung mit z.b. Vitaminen einzugehen, würde ich es so formulieren: Ich bekomme alle Lebenswichtigen Substanzen in richtiger Dosierung mit dem Essen was ich zu mir nehme.

Wenn ich aber nun heute so denke, und morgen wieder ganz anders geschieht mir auch nach meinem Glauben, indem sich eben gar nichts verändert...Damit sich die Dinge ändern ist also ein sehr starker innerer Glaube an sich selbst nötig, und sehr viel Ausdauer und Geduld.

Offline Skirtedman

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #27 am: 02.03.2018 19:40 »
Das kollidiert vermutlich jetzt ein wenig mit deiner Weltanschauung. Es ist auch kein Überzeugungsversuch, nur eben meine Sicht der Dinge. :)

Wie schön, dass wir alle so verschieden sind. Wie schön, dass wir über das Vehikel einer uns verbindende Thematik uns auch über so grundsätzlich unterschiedliche Sichtweisen austauschen können.

Was mich als Person angeht, so bin ich primär das Ergebnis meiner Eltern. Selbst die haben sich mich nicht ausgesucht. Davor gab es nur meine Geschichte, die seitdem anwächst von Millisekunde zu Millisekunde.

So allmählich komme ich zu der Erkenntnis, was für mich als Person nach meinem Tod kommen wird: tot. Und ich weiss wie das ist: genauso wie die Zeit, bevor es mich gab: tot.

Und das eint uns alle: wir waren alle schon einmal tot.

Zitat
Schuld ist ein menschliches Konstrukt, so etwas gibt es eigentlich gar nicht. Ebenso wie "gut" und "schlecht" sehr variable menschliche Konstrukte sind, die außerhalb des Abenteuers "Mensch" keine Bedeutung haben. Das unmenschliche Schicksal ist von außen betrachtet tatsächlich auch nur eine Erfahrung und ja, auch das wählen wir freiwilig. Warum? Weil wir aus solchen Erfahrungen viel mehr und viel schneller lernen, als wenn uns alles in den Schoß fällt.

Schuld ist so ein schwammiger Begriff wie Freier Wille oder Freiheit. Sobald man das aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, so verschieben sich die Bezüge.

Glück, Emotion, Angst, Zufriedenheit, Freiheit, das sind doch alles nur Zuschreibungen, um irgendwelche scheinbare Dinge bennenen und von anderen Erscheinungen abgrenzen zu können. Vieles wird auch genutzt, um Begehrlichkeiten auszulösen oder um sich wertvoller darstellen zu können, als es vermutlich eigentlich ist.

Wieviel wurden solche Begriffe nicht schon gebildet, um sich von anderen Mitgeschöpfen abgrenzen zu können. Intelligenz zum Beispiel, nein, nur Menschen sind intelligent. Bewusstsein, nein, Tiere handeln nur instinktiv. Ja, wir aber auch. Wir gestatten es uns nur nicht, Tacheles zu reden, wir müssen das alles überhöhen. An dieser Stelle lasse ich das aber sein mit dem Fabulieren, um nicht unnötige Kratzpunkte zu liefern.

Lieber Joe, was ich eigentlich mir von der Seele schreiben wollte ist ein fundamentaler Widerspruch zu Deiner Darlegung: "gut" und "schlecht" haben ausserhalb des Menschen sehr wohl ihre Bedeutung - und zwar die fundamentalste überhaupt.

Es ist vllt. kein Zufall, dass Computer auf der Grundlage von 0 und 1 arbeiten (auch wenn an anderen Modellen inzwischen entwickelt wird).

Ich polarisiere die Begriffe auf die Stufe "gut" und "böse". Bedeutungen, die jeglichem Leben innewohnen. Jeder Einzeller muss zwischen gut und böse unterscheiden können. Wenn etwas böse ist, dann muss darauf reagiert werden. Wenn etwas gut ist, dann muss das gesucht/genutzt werden.

Der Sinn jedes Lebens ist (von übergeordneten Sinngebungen mal abgesehen), sich selbst zu schützen. Alles, was die eigene Integrität angreift, muss abgewehrt oder vermieden werden. Ob und wie lange das gelingt, das ist die Frage.

Wenn es um das eigene nackte Überleben nicht mehr geht, dann geht es bei vielen darum, die eigene Art zu erhalten. Alles, was dieses Ziel bedroht ist böse. Alles, was diesem Zeil dient oder es zumindest nicht bedroht, ist gut.

Gruß,
Wolfgang

Edit: vermutlich geht auf das Prinzip "gut" und "böse" jegliche biologische Aktivität, sprich auch jegliche unserer Handlungen zurück.

Offline Skirtedman

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #28 am: 02.03.2018 19:50 »
Das unmenschliche Schicksal ist von außen betrachtet tatsächlich auch nur eine Erfahrung ... Weil wir aus solchen Erfahrungen viel mehr und viel schneller lernen, als wenn uns alles in den Schoß fällt.

Applaus!

Schön, dass unser Schicksal uns Zeit lässt, über solche Dinge nachzudenken.

Unschön, dass viele keine andere Wahl haben, als ein Schicksal zu ertragen, das wir unseren ärgsten Feinden nicht wünschten.

Offline MAS

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Re: Für alle. die Blicke anderer Leute nicht aushalten
« Antwort #29 am: 02.03.2018 21:33 »
Hallo!

Lieber Micha! Kennst du das Bibelzitat "euch geschehe nach eurem Glauben"? Da steht nicht "euch geschehe nach meinem Glauben", auch nicht "euch geschehe wie es der Zufall so will". Euch geschehe nach eurem Glauben...

Also geschieht mir nach meinem Glauben, und dir nach deinem Glauben. Demnach ist der eigene Glaube das was die Dinge verändert...

Mann kann denken "Manche Krankheiten kommen von Unfällen" Ich kann aber auch denken "Ich bleibe von Unfällen verschont"...Man kann das jetzt natürlich positives Denken nennen, aber zum positiven Denken gehört auch eine kluge Formulierung. Anstatt die Gefahr eine Unterversorgung mit z.b. Vitaminen einzugehen, würde ich es so formulieren: Ich bekomme alle Lebenswichtigen Substanzen in richtiger Dosierung mit dem Essen was ich zu mir nehme.

Wenn ich aber nun heute so denke, und morgen wieder ganz anders geschieht mir auch nach meinem Glauben, indem sich eben gar nichts verändert...Damit sich die Dinge ändern ist also ein sehr starker innerer Glaube an sich selbst nötig, und sehr viel Ausdauer und Geduld.

Positives Denken, lieber Harry, ist eine gute Methode für viele Zwecke, aber macht niemanden allmächtig.

Den Bandscheibenvorfall, den man in meinem Nacken festgestellt hat, habe ich mir nicht durch negatives Denken zugezogen.

Bei klappen Sachen übrigens oft besser, wenn ich sage "ich versuche es" als wenn ich sage "ich mache es". Wenn ich darauf gefasst bin, dass es daneben geheb könnte, bin ich entspannter, als wenn ich mir einrede, es müsse unbedingt klappen.

LG, Micha
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