Kyptischer Mann,
die Verhaltensweise, die die meisten (!) Menschen dazu treibt, sich wiederum in ihrem Verhalten an anderen zu orientieren, ist nach meinen Kenntnissen älter als alles, was wir heute an Kulturen und Zivilisationen kennen. Sie stammt aus einer Zeit, da unsere Vorfahren jagend und sammelnd in kleinen Gruppen lebten. Der Zusammenhalt einer Gruppe sicherte das Überleben jedes einzelnen. Abweichendes Verhalten irritierte und gefährdete den Zusammenhalt. Zugleich war es wichtig, sich von anderen Gruppen zu unterscheiden, da die Gruppen in Konkurrenz zueinander standen.
Heute sind die Bedingungen ganz anders, weswegen deviantes Verhalten mögich ist, ohne dass der Abweichler sein Leben oder das der Gruppe gefährdet, zumal es solche Gruppen wie damals kaum noch gibt. Es gibt Familien, Firmen, Vereine, Staaten usw.. Auf die wird das alte Verhaltensmuster übertragen, ohne dass die Überlebensnotwendigkeit noch in gleichem Maße besteht.
Aber die Neuzeit ist gerade mal ca. 14000 Jahr alt. In dieser kurzen Zeit kann sich genetisch vererbtes Verhalten nicht umstellen, zumal es oft immer noch überlebensforderlich ist.
Das heißt, was wir heute an Individualismus haben, ist ebenso genetisch angelegt, aber auch nicht so weit verbreitet. Die Massen gucken immer noch, was die anderen machen, um zu entscheiden, was sie selber machen sollen.
Harry,
die Geborgenheit bezieht sich nicht auf die heutige Gesellschaft, sondern auf die alte Kleingruppe. Da stand jeder für jeden ein, allein, weil jeder darauf angewiesen war. Großgesellschaften wie heute sind in dem genetischen Programm nicht vorgesehen. Da sehen wir die anderen Menschen in erster Linie als Fremde und somit Feinde.
Es gibt seit einigen Jahrtausenden immer wieder Menschen, die unser ethisches Verhalten im Sinne einer Solidarität über die Kleingruppe hinaus verändern, also weiter entwickel wollen. So entstanden die Weltreligionen und die philolosphischen Schulen. Aber die meisten Menschen halten mit der Entwicklung nicht schritt und leben immer noch in einer Mischung aus Egoismus und Kleingruppensolidarität.
Soweit meine Interpretation dessen, was ich über menschliches Verhalten gelernt habe.
LG, Michael