Lieber Gregor,
ja, es erfordert viel Arbeit und Präsenz. Vieles wird dabei ehrenamtlich geleistet.
Dass Mitglieder von Randgruppen, egal ob sexuell, gender, ethnisch, religiös, gesundheitlich oder wie auch immer, sich selber outen und dazu stehen sollten, ist wichtig. Dazu müssen sie sich aber trauen. Und zugleich gibt es Leute, die ihnen das dann auch noch übel nehmen. Sie brauchen dann Unterstützung von Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft, die verstanden haben, dass Minderheitenschutz ein untrennbarer Bestandteil von Demokratie ist und die gelernt haben, Vielfalt als Ressource von Ideen usw. schätzen zu lernen. Ich sage immer: Wenn alle gleich wären, könnten wir nicht mehr voneinander lernen, denn wir sähen immer nur uns selbst.
Da braucht es auf jeden Fall auch Vorbilder. Also nicht unbedingt so, dass ich mich mit einer Randgruppe identifizieren muss, aber dass ich sehe, dass ihr Anderssein bei mir wertvolle Gedanken hervorrufen kann. Z.B. sehe ich oft Jugendliche, die sich am liebsten am Bahnhof aufhalten, da herumsitzen, laute punkige Musik hören usw. Das spricht mich überhaupt nicht an. Aber ich würde, sollte es darauf ankommen, für ihr Recht einstehen, das tun zu dürfen, sofern sie niemand andes damit stören. Rücksicht aufeinander zu nehmen, ist natürlich wichtig. Aber das Sich-gestört-fühlen sollte man auch nicht zu sehr pflegen. Und manchmal gehe ich an diesen jungen Leuten vorbei, sehe, wie sie miteinander umgehen, und dann sind sie mir manchmal richtig sympathisch. Man muss nur halt mal offenen Herzens (nicht physisch gemeint!

) hingucken.
LG, Micha