ich glaube auch nicht, dass Dresscodes von irgendeiner "höheren Macht " vorgegeben werden, viel mehr ist es ein Bedürfnis der überwiegenden Mehrheit sich auch durch die Kleidung ihrem Umfeld zuzuordnen und sich mit ihm zu identifizieren.
Wie ich an anderer Stelle schon mal ausführlicher geschrieben habe ist das ein sich selbst reproduzierender Prozess. Die "höhere Macht" ist dabei im Prinzip die jeweils ältere Generation. Nur selten kleiden sich die Menschen entsprechend irgendwelcher Dresscodes, weil sie sich ihrem Umfeld zuordnen wollen. Wer Kinder hat und mal anschaut, wie unbefangen die auch zwei verschiedenfarbige Socken anziehen oder Farben kombinieren, die eigentlich für die meisten Betrachter nicht zusammen passen, merkt wahrscheinlich schnell, was ich meine. Sie sind da ursprünglich noch vollkommen offen in jede Richtung, aber sie
werden von anderen zugeordnet, wenn nicht von den Eltern, dann eben von Großeltern, gleichaltrigen oder Lehrern. Du bist ein Mädchen, also hast Du dies und das zu tun und anderes zu lassen, Du bist ein Junge, also geht Dich dies und das nichts an, kümmere Dich lieber um das und jenes. Ständig diesen Einflüssen ausgesetzt "lernen" Kinder dann, daß es für sie einfacher und stressfreier ist sich entsprechend zu verhalten, dann fallen sie nicht auf, keiner stellt unangenehme Fragen und man(n) muß sich nicht rechtfertigen.
Nur in seltenen Fällen, ordnen sich Menschen selbst einer Gruppe zu, z.B. wenn sie sich Vereinen anschließen und dann sich der Kleiderordnung des Vereins entsprechend kleiden um eben Gemeinsamkeit zu "demonstrieren". Auch Menschen, die sich auf den ersten Blick durch ihre Kleidung von (allen) anderen abgrenzen (wollen), demonstrieren damit eine Zugehörigkeit, nämlich zu (allen) anderen, die sich ebenfalls den mehrheitlich gültigen Vorgaben entziehen/widersetzen, egal ob Punks oder Gothics oder was für einer "Subkultur" bzw. Gruppe sie sich damit/dabei auch immer zuordnen. Selbst wenn sie sich bewußt keiner bestimmten und konkret abgegrenzten Gruppe anschließen, so gehören sie eben für "Betrachter" doch trotzdem zu den "Aussteigern", "Unkonventionellen" oder eben zu der "Gruppe" derer, die sich nicht an die traditionellen Konventionen hält/halten will.
Es ist für viele eben die einfachste Möglichkeit Dinge nachzumachen, die andere vormachen...dafür gibt es immer die "Rechtfertigung", daß es ja andere/alle anderen auch machen. Wer eigene Wege geht, fällt auf, kann sich nicht auf diese bequeme "Rechtfertigung" berufen und muß sich "rechtfertigen" bzw. selbst "Erklärungen" und Begründungen für sein Handeln finden bzw. Gründe benennen...das wiederum gilt eigentlich für jeden, der sich gezielt mit seinem Aussehen und seiner Kleidung auseinandersetzt und Kleidung auch gezielt einsetzt um (optische) Botschaften und Signale zu senden und wenn es nur der "Hinweis" ist, daß man gerne gesehen und wahrgenommen werden möchte.
