Geh in einen Workshop, in dem Manner lernen eine Woche als Frau zu leben,
schreibe darüber und schreibe, die Männer machen es aus Selbsfindung und Spaß.
Hallo Conne, hallo Harry, hallo Rockers,
vielleicht ist genau das die Lösung vieler Probleme: Mal andere Standpunkte ausprobieren, mal die Blickwinkel der andern einzunehmen. Es muss ja nicht lange sein, aber es erweitert vermutlich dauerhaft den Horizont. Möglicherweise ersetzt vorurteilsfreies Beobachten auch den einen oder andern Selbstversuch.

Zu sagen, ich schaue mir mal die Welt als "Mann" (wahlweise für Männer als "Frau") an, kann nur funktionieren, wenn der Rest der Welt auch glaubt, ich sei ein Mann (respektive eine Frau). Ansonsten würde ich wahrscheinlich behandelt wie eine Frau, die so tut, als ob sie ein Mann wäre. Ich weiß nicht, ob ich es durchhielte, eine ganze Woche konsequent "als Mann" durchzuziehen, interessant finde ich den Gedanken alle Mal. Was spricht dagegen, es als Mann auch zu versuchen, z.B. in einem Workshop zur Selbstfindung und zum Spaß?
Nur mit Rock oder Hosen tragen ist es auf jeden Fall nicht erledigt. Haltung, Mimik und Gestik machen da sicher weit mehr aus, als nur eine "Verkleidung", selbst mit kosmetischer Unterstützung. Sonst wüssten ja im Umkehrschluss viele von Euch Rockern, wie es sich ein Dasein als Frau anfühlt. Was ich jetzt einfach mal anzweifle, so wurde es ja auch schon in diesem Thread beschrieben. Ich jedenfalls habe bei meinem ganzen "Hosengetrage" mich noch kein einziges Mal gefühlt wie ein Mann. (Vielleicht hat ja die lange "Schießer-Feinripp-Unterhose mit Eingriff" dazu gefehlt?

)
Derzeit sind Männer und Frauen gefangen in anerzogenen Mustern, gesellschaftlicher Konditionierung und sozialem Erwartungsdruck. Mache nennen es "Männlichkeit", "Weiblichkeit" und "natürliches Verhalten". Es mag sogar sein, dass sich manche Mechanismen auf die Mammutjagd und das Beerensammeln zurückführen lassen. Weil ich damals nicht dabei war, enthalte ich mich mal lieber der Stimme. Inzwischen sind die Mammuts ausgestorben, also könnten wir getrost
archaische Rollenbilder über Bord werfen.

Das wäre eigentlich logisch... aber in dem Punkt hat Gregor uneingeschränkt Recht. Warum sollte sich alles auf dieser Erde nach logischen Gesichtspunkten erklären lassen? Die Erfahrung lehrt täglich das Gegenteil. Trotzdem denke ich, sind viele Männer und Frauen auf der Suche nach einem neuen "Menschenbild", das nicht so einseitig "männlich" oder "weiblich" ist, wie bisher üblich, sondern ein sich in männlich und weiblich ganzheitlich ergänzendes Verständnis der Geschlechter beinhaltet.
Zurück zum Artikel:
Vielleicht lese ich den Artikel als Frau anders als ihr Männer. Vielleicht, weil ich es kenne, angeschaut und dabei auf "Bettauglichkeit" taxiert zu werden, weil ich weiß, wie es ist, sich lächelnd zurückzunehmen, wenn ein Mann die gesammelte Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die große Rede schwingen will. (Keine Angst, ich will nicht behaupten, dass alle Männer sich so verhalten. Die wenigen, die es tun, reichen jedoch, um nahezu jeder Frau diese Erfahrungen zuteil werden zu lassen.) Das und einiges andere ist nichts, was mit meiner Kleidung zu tun hat, das kann frau in Cordhose genauso erleben wie im Jeansrock.
(Vermutlich gibt es ähnliche Verhaltensweisen, die Männer unbewusst an den Tag legen, wenn der jeweilige Auslöser auftritt. Die dürftet Ihr besser kennen als ich.)
Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin schildern wollte, dass die gleiche Welt aus Männer- und aus Frauensicht gänzlich verschieden sein kann. Eine Wertung kann ich in dem Artikel nicht erkennen.
Angeregt von den vielen Beiträgen zum Thema "Männlichkeit" (Die mich zum Teil betroffen gemacht oder auch geärgert haben, oft aber zum Nachdenken veranlasst und manchmal sogar hoffnungsvoll gestimmt haben.) habe ich in den letzten Tagen darüber gebrütet, was ein Mann ist, was eine Frau; wann ich Frau sein und einen Mann haben will.
So schnöde es klingt, einen "Mann" brauche ich nur im Bett. (Mit Frauen habe ich es einfach nicht.

) Ansonsten brauche ich einen guten Freund (um gemeinsam etwas zu unternehmen), eine starke Hand (z.B. zum Schränke rücken), einen Vertrauten, den die Kinder nicht gegen mich ausspielen, eine Spülhilfe, jemanden, der das kann, was ich nicht gelernt habe.
Was spräche gegen eine Frau, die das alles leistet? Nichts, außer das Bett! Und dann spricht auch nichts mehr gegen einen Mann im Rock, in Strumpfhose oder im Spitzenhöschen - außer dem eigenen Geschmack. Oder argumentiere ich hier unlogisch?
Masin schreibt, dass Frauen sich männlich geben können ohne groß anzuecken. Das mag richtig sein im Bezug auf Kleidung, verhalten soll sich frau dann doch lieber weiblich, was hier nicht mit aufreizend gleichzusetzen ist! An der Stelle möchte ich auf den Begriff "Karrierefrau", am besten in einem Satz mit der "Rabenmutter" verwurstet, oder das "Mann-Weib" oder die "Emanze" hinweisen. Alles mehr oder weniger verächtlich geäußerte Begriffe, die ich auch schon hören durfte, unter anderem, weil ich mir die Berufstätigkeit von meinem Nachwuchs nicht vollständig nehmen lassen wollte. Vielleicht, weil ich, sogar in Teilzeit, als Konkurrentin auftrete?
Wie schön wäre es einfach Mensch zu sein.
Viele Grüße
Tine