Shalwar/Pluderhose/Pumphose/Aladinhose

[Luan]

Kürzlich im Rheingau hab ich einen Mann gesehen, der irgendwie auch ein im Schrittbereich "geräumiges Kleidungsstück" trug und dem dieses Kleidungsstück gut stand. Für die, die sich (noch) nicht an Rock herantrauen, könnte das eine durchaus interessante Alternative sein.

Ich habe mal etwas im Internet gestöbert und dabei die in der Überschrift angeführten Bezeichnungen gefunden, aber so wie ich das Teil in Erinnerung habe, habe ich bisher nichts vergleichbares gefunden. Dafür aber dieses witzige Video:

http://www.youtube.com/watch?v=AwzN4633mpI

Zumindest was diesen "tiefergelegten Schritt" angeht weisen die Teile in dem Video eine gewisse Ähnlichkeit zum dem gesehenen Teil auf.

Eine Pluderhose (auch Puffhose) ist eine sehr weit geschnittene meist bis auf die Knöchel oder Schuhe reichende Hose; es gab sie aber auch nur knielang. In der Renaissance  kam diese Form als Männerhose in Mode.

Und wenn man mal bei den bekannten Internetauktionshäusern schaut, werden die Teile erst einmal primär für Frauen angeboten. Nur hier und da findet sich "etwas verschämt" der Hinweis: "Unisex".

Dieses Video scheint wohl in einer Art "Flash Mob" entstanden zu sein.

[Jürgen64]

Pardon, aber "Pumphosen" sind doch die Standardkleidung der Kreditvermittler! 

Gruß
Jürgen

[kalotto]

Vor mehr als 30 Jahren, bevor sich im Nahen Osten die Jeans durchsetzten liefen fast alle Manner so herum, die Hosen waren schwarz und so geschnitten, dass die Stoffmenge in eleganten Falten hing und locker für 1 Zentner Kartoffeln Platz bot oder einen Spagat zuliess ohne zu spannen... hierzulande vereinnahmte die Damenmode dann eben auch die afghanischen Hosen.
Gruss, kalotto

[GregorM]

Hallo alle,

ich habe auch vor kurzem sowas „live“ gesehen. Ich finde aber diese Kleidungsstücke direkt hässlich am Mann, wie auch an Frau – meine ganz persönliche Meinung natürlich.
Wenn nicht SEHR weit geschnitten müssen sie noch dazu gefährlich sein.

Gruß
Gregor

www.dress2kilt.eu/index_de.htm

[franco]

Auch diese Art von Hosen zeigen uns einmal mehr, dass in der Geschichte sich die Beinbekleidungsstücke der Herren- und Damenkonfektion weniger stark unterschieden haben als heute. Wird ein Kleidungsstück von der Männerwelt aufgegeben, verwenden es die Frauen einfach weiter!

Wie kalotto schon richtig bemerkt, waren diese Pluderhosen vor 30 Jahren im Nahen Osten die Norm. Heute sieht man - selbst bei uns in Stadtvierteln mit hohem Anteil muslimischer Mitbürger - diese Hosen nur noch bei Frauen.

Das gleiche Phänomen haben wir auch beim "Kleid" - in der Zeit vor dem Mittelalter DAS Kleidungsstück gebildeter Männer ("Tunika", "Robe", ...), heute nur noch bei Frauen üblich.

In den sechziger Jahren trugen kleine Jungen in Italien zu Schule noch die "pantaloni americani, nach unseren Maßstäben Bermuda-Shorts. Im Schnitt entsprachen diese Hosen eher sehr kurzen Hosenröcken! Heute sind auch in Italien diese Kleidungsstücke völlig aus der Mode gekommen.

Und die vor einem halben Jahrhundert bei den Schuljungen üblichen kurzen Hosen trägt auch fast keiner mehr. Die tragen heute fast nur noch - die Mädchen!

Komisch!

[cephalus]

Wird ein Kleidungsstück von der Männerwelt aufgegeben, verwenden es die Frauen einfach weiter!

Hm, manchmal kommt es mir so vor, als ob eher Männer etwas aufgeben, weil auch Frauen danach greifen.
Nur bei der Hose bleiben die Männer bisher hart 

[MasinAD]

Hallo Franco!

[snip]Viel Bedauern über Mode-Verluste bei Männern[/snip]
Komisch!

Das liegt womöglich, wie ich bestimmt schon mal angedeutet habe ;-), an der verwendeten Formensprache und an dem transportierten Männerbild: hart, zielstrebig, stark, schnörkellos. Dieses Männerbild ist in nicht wenigen patriarchalischen Gesellschaften verbreitet und wird oft als Das Einzig Wahre Männerbild[TM] verstanden. Abweichungen davon werden heutzutage schnell verunglimpft. 'Heutzutage' deshalb, weil bis vor wenigen Jahrzehnten andere Männerbilder nebenbei noch geduldet wurden. Ob da ein gewisser Kulturimperialismus Mitschuld trägt? Denkbar wäre es. Kann man das Wort 'Gleichschaltung' anbringen, ohne sich damit zu disqualifizieren?

Ich will beileibe nicht den Medien alleine die Schuld geben. Aber das von mir als proletarisch-bäuerlich bezeichnete Männerbild hat eben aufgrund der durchindustrialisierten Gesellschaft mit ihrer zahlenmäßig starken Arbeiterschicht große Resonanz erfahren. Es ist klar, dass Medien anbieten, was die Zuschauer sehen wollen. Und das sind eben starke und manchmal doch sehr einfach gestrickte Männer und Helden. Oder Klassenclowns und Witzfiguren. John McClane und Mario Barth (und Konsorten) haben das Männerbild wohl stärker geprägt als Andy Warhol, Karl Lagerfeld, Loriot oder Bill Kaulitz. Menschen wollen sich eben mit den dargestellten Charakteren identifizieren oder zu ihnen sogar aufschauen können.

Teil des verbreiteten Bildes ist eben auch, dass Männer Sex konsumieren und nicht anbieten. Freizügigkeit und verspieltes Äußeres ist aber nach dieser Sicht eben auch immer ein Angebot, da es so von Frauen erwartet wird.

Zumindest ist das meine Sicht, die ich gerne propagiere ;-).

LG
Masin

[kalotto]

Tjä, liegt es daran, dass Frauen die Männer anziehen und Bekleidung nur zum Austausch von Verschlissennem angeschafft wird?
   Vielleicht kann sich noch jemand an Zeki Müren erinnern, den Schlager- und Musikstar in der Türkei der 70er Jahre. Ich war auf seinem Konzert in Kucadashi, auf dem Gelände, auf dem dann die Marina gebaut wurde. Seine Musik umspannte alles von orientalisch bis zum Stil von Pink Floyd, mit für die damalige Zeit unheimlichen technischen Aufwand. Zeki tanzte zu seiner Musik in der Art, wie es später Michael Jackson tat und gefiel mir in goldbordiertem Umhang und seiner Pluderhose aus phantastisch schön fallendem Material so gut, dass ich auch so eine Hose haben wollte. Verkäuflich war nur Standardware, so versuchte ich mich an der Nähmaschine. War es, dass ich nicht die Figur Zekis hatte oder dass die Hose misslang, ich kam da nicht hin...
Gruss aus Kärnten, kalotto

[Brezel]

Hallo,
ich glaub das heist im Rheingau "Rheingrafenhose" http://de.wikipedia.org/wiki/Rheingrafenhose
Gruß
Ralf

[Seravajan]

Die vom OP genannte Hose wird auch als Sarouelhosen oder Muckhose angeboten.

Mir ist aufgefallen, dass Hosen in der Machart einen Rock unten zusammennähen und nur noch 2 Löcher für die Beine  übrig lassen, in der Schweiz immer häufiger von Männern getragen werden.

[Peterjo]

Auch diese Art von Hosen zeigen uns einmal mehr, dass in der Geschichte sich die Beinbekleidungsstücke der Herren- und Damenkonfektion weniger stark unterschieden haben als heute. Wird ein Kleidungsstück von der Männerwelt aufgegeben, verwenden es die Frauen einfach weiter!

Komisch!

so geht es eben nicht! Umgekehrt:

wenn Männer mal was für sich ausgedacht haben, dann übernehmen es die Frauen und die Männer lassen es dann sein. Es sind dann schnell "weibliche Kleidung", die dann nicht mehr infrage kommen.


Gruß
Peterjo

[Luan]

Hallo Ralf,

ich gehe mal davon aus, dass der Rheingau und die Rheingrafenhose überhaupt nichts miteinander zu tun haben.

Vor etwa zwei Wochen war ich mit meinem bestem Kumpel mal wieder im Rheingau gewesen weil wir beide ein gutes Glas Wein zu schätzen wissen. Dort gibt es z.B. an den Fähranlegestellen Weinprobierstände, die abwechselnd von den örtlichen Winzern betrieben werden. Den ersten Weinprobierstand dieser Art hatte ich vor etwa 2 Jahren in Oestrich gesehen. Vor zwei Wochen waren wir dann in Eltville. Und das ist echt schön direkt am Rhein, in der Sonne und mit vielen anderen relaxten Leuten ein Glas Wein zu trinken.

Um das ganze mit dem Wein etwas genauer darzustellen muss ich jetzt wohl doch mal zu einem kleinen Exkurs ausholen, der nichts mit Männermode zu tun hat:

<Exkurs Beginn>

Ein Weinbaugebiet ist eine geografische Region, in der Wein mit der Bezeichnung des Weinbaugebietes angebaut werden darf. In der Regel sind Weinbaugebiete historisch gewachsen, weil in bestimmten Regionen eines Landes Wein gedeiht und in anderen nicht. Erstmals wurde 1756 die nordportugiesische Weinregion Alto Douro gesetzlich definiert. Seitdem ist es gängig Weinregionen durch Handel und Gesetz klar zu definieren.

Für Qualitäts- und Prädikatsweine gibt es in Deutschland 13 ausgewiesene Weinanbaugebiete bestimmter Anbaugebiete (Qualitätswein b. A.) nach § 3 Weingesetz.

• Ahr
• Baden
• Franken
• Hessische Bergstraße
• Mittelrhein
• Mosel (bis 2006 Mosel-Saar-Ruwer)
• Nahe
• Pfalz (bis 1993 Rheinpfalz)
• Rheingau
• Rheinhessen
• Saale-Unstrut
• Sachsen
• Württemberg

 
Neben diesen genannten Gebieten gibt es weitere Gebiete in denen Land- und/oder Tafelwein produziert wird. Land- und Tafelweine ist die Qualitätsstufe unterhalb der QbA's.
 
Seit etwa knapp zwei Jahren ist Mainz (auch der Sitz des deutschen Weininstituts) mit Rheinhessen Mitglied im Netzwerk Great Wine Capitals. Zu diesem Netzwerk gehört u.a. auch das Weinanbaugebiet Duoro. Die Stadt Porto liegt an der Flussmündung zum Atlantik. Dort am Fluss Douro oder genauer am gegenüberliegenden Flussufer in Vila Nova de Gaia werden die, aus dieser Gegend stammenden Portweine produziert.

Weinbauregionen, die zu diesem internationalen Netzwerk gehören:

• Bilboa / Rioja Spanien
• Bordeaux Frankreich
• Cape Town Südafrika
• Firenze Italien
• Mainz/Rheinhessen
• Mendoza Argentinien
• Porto Portugal
• San Francisco/Nappa Valley USA

Das Weinbaugebiet Rheinhessen reicht von Bingen über Mainz und in südlicher Richtung bis etwa nach Worms. Der Rheingau erstreckt sich ab Wiesbaden nach Westen bis nach Rüdesheim und noch etwas weiter bis ca. zum "Binger Loch". In östlicher Richtung von Wiesbaden in Richtung bis etwa Frankfurt quasi den Main entlang. Ab dem "Binger Loch", also Richtung Norden bis etwa nach Koblenz beginnt das Gebiet Mittelrhein. Südlich des "Binger Lochs" und noch ein Stückchen Richtung Westen liegt das im Vergleich zu Rheinhessen und der Pfalz kleine Weinbaugebiet Nahe.<Exkurs Ende>

Und weil das ganze im Rheingau so relaxt zuging, war da wohl auch der junge Mann mit der erwähnten "geräumigen Beinbekleidung" dort.