Darf ich also oder muss ich es sogar verlangen, dass alle Menschen sich gegen eine Existenz als Gegenstand irgendwelcher Art für andere entscheiden müssen?
Meiner Meinung nach widerspricht es dem gebotenen Respekt vor der Selbstbestimmung anderer, das zu verlangen. Analog zu dem Problem von Toleranz gegenüber Intoleranz aber, bin ich noch zu keiner endgültigen Position gelangt. Die Sache ist aber leider ein wenig anders gelagert, da in dem aktuellen Fall niemand außer der 'Leidtragende' selbst davon betroffen ist. Freiheit endet, wo die Freiheit anderer verletzt wird. Dies ist hier nicht der Fall: Die Freiheit anderer bleibt unberührt.
Hallo Masin,
es ist ganz sicher eine schwierige Angelegenheit und dar Vergleich mit der Sklaverei hinkt schon irgendwie auf einem Bein. Das Problem, das ich vor allem sehe, ist, dass viele Menschen eben noch nicht bewusst entscheiden können, wann sie auf welches Recht verzichten. Entweder, weil ihnen ihre Rechte nicht bewusst sind, oder, weil andere sie, zum Teil sogar unabsichtlich, daran hindern ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.
Die Frau, die sich selbst als "Beutestück" betrachtet und sich dementsprechend verhält, kann einfach keine bewusste Entscheidung treffen. (Sage ich mal so.)
Gegen eine bewusste Entscheidung auf etwas zu verzichten (Kann ein Mensch eigentlich auf seine Würde "verzichten"?) spricht im Grunde gar nichts. Es muss nur für alle Beteiligten klar sein, dass der Verzicht auf einer Entscheidung beruht und kein Zwang war.
Ich behaupte mal ganz ketzerisch, dass ein bewusster Verzicht auf die Außenwelt anders wirkt, als eine unbewusst von außen übernommene Einschränkung. Sicherlich ist das nicht messbar, aber doch irgendwie spürbar.
Ich denke, man kann es von niemandem verlangen, dass er/sie sich nicht "entmenschlichen" lässt. Was man kann, ist vorleben, dass jeder Mensch eine würdige Existenz hat oder sie zumindest verdient. Darüber zu reden kann auch schon etwas bringen, wenn der eine oder andere dadurch angeregt wird, seine Haltung zu überdenken.
Ich jedenfalls kann mich nicht zurückhalten, wenn ich sehe, wie ein Mensch zum Gegenstand degradiert wird.
Um noch ein anderes schwieriges Thema anzuschneiden, wie sieht es bei einem Menschen aus, der einen Selbstmordversuch unternimmt. Soll dessen bewusste (vorausgesetzt, sie war es) Entscheidujng durch Eingreifen unterlaufen werden? Im Regelfall schadet er auch nur sich selbst.
Vermutlich sieht es hier genauso aus, wie bei der Toleranz gegenüber der Intoleranz. Es wird kein Kochrezept geben, nach dem man sich richten kann. Alles was da hilft, ist der Versuch, sich auf das eigene Gefühl zu verlassen, denn der Verstand fängt sich immer wieder in Endlosschleifen.
Alles in allem glaube ich, sind wir uns einiger als es aussieht.

Viele Grüße
Tine