Ich sehe das Thema "Hochzeitsrock für den Bräutigam" als eine wirklich extreme Herausforderung, wenn man den Kilt mal außen vorlässt.
Warum?
Bei der Hochzeit spielt grundsätzlich die Braut die Hauptrolle und der Bräutigam die Nebenrolle. Im Grunde unterwerfen sich sogar die weiblichen Gäste der Hochzeit der Rolle der Braut als Königin der Veranstaltung. Zwar zeigen sich alle von ihrer besten Seite - aber es gilt als absolut unpassend, der Braut die Show zu stehlen. Und das gilt sowohl für den Bräutigam als auch für jede(n) andere(n) Teilnehmer(in).
Wenn der Bräutigam nun im Rock erscheint, macht er seiner eigenen Braut diese Rolle streitig. Es dürfte schwierig sein, eine Braut zu finden, die darüber glücklich wäre. Vor allem, weil die älteren Teilnehmer - und hier insbesondere die Eltern und Schwiegereltern, evtl. gar die Großeltern - ebenfalls glücklich gemacht werden müssen. Einem Vertreter der Generation 60+ dürfte der Rock am Bräutigam schwerlich vermittelbar sein, schon gar nicht, wenn es der eigene Sohn ist. Da könnten die Nachbarn ja werweißwas denken...
Machen wir uns doch nichts vor: die Mädchen werden von früh an darauf sozialisiert, einmal "den großen Tag" zu haben und die bewunderte Königin von allen zu sein - mit Kutsche, langem weißem Brautkleid, idealerweise mit Schleppe, Diadem und Alem was dazu gehört. Für uns Männer ist die Hochzeit ein simpler begünstigender Verwaltungsakt. Oder, um es mit der Nüchternheit eines Betriebswirtes zu sagen: Der Eheschein ist der Gewerbeschein für einen steuerlich geförderten Kleinstbetrieb mit der Zielsetzung der Produktion von Steuerzahlern. Und dafür genügt ein ganz normaler Anzug.
