Gregor hat so schön geschrieben: Ein typisch deutsches Phänomen!
Ich habe manchmal den Eindruck, der gemeine Deutsche ist ein klassischer Fall von Paranoia. Grundsätzlich ist erstmal alles gefährlich, alles negativ und jeder könnte ja sonstwas mit einem anstellen.
Alles was nicht mit dem eigenen Blickwinkel erfasst werden kann, wird erst einmal sehr argwöhnisch beäugt. Ich habe immer wieder erlebt, der typisch Deutsche sieht ersteinmal alle negativen Seiten, zu allen Argumenten die vorgebracht werden kommt grundsätzlich erst ein: "Ja, ABER ... "
Auch wenn ich Amis nicht unbedingt mag, so kommt da ehr die Frage: "Ja, wie kann ich das für mich nutzen, welche Chancen bieten sich?" (Amis sind vielleicht nicht das beste Beispiel, denn die leiden in mancher Hinsicht an weit schlimmerer Parnoia

)
Zurück zum Internet und eigener Identitäten im Netz - Ich finde es immer recht witzig, wie in einer Diskussion vor ein paar Wochen ... Eine Bekannte wehrt sich ebenso irgendwo im Netz aufzutauchen und unternimmt dazu alles. An der Kasse einer großen Supermarktkette bestand sie aber dringend darauf, dass die Kassiererin ihr die Payback Punkte korrekt einträgt ...
Da wird deutlich, solange es altbewährte Systeme wie eben z.B. Rabattmarken sind machen wir alles um da irgendeinen vermeintlichen Nutzen ziehen zu können. Selbst wenn der noch so marginal ist, sind wir geil auf die kleine Ersparniss auch wenn uns das wesentlich teuerer kommt. Denn das Produkt hätte es woanders womöglich sogar noch viel billiger gegeben ... aber wer will das schon wissen, angesichts der 5 Euro die da locken.
Im Netz ist es das gleiche, indem Moment wo ein Preis versprochen wird, irgendeine Vergünstigung, irgendein Vorteil ... genau in dem Moment geben die meisten Menschen, selbst die größten Skeptiker alle möglichen Daten von sich selbst preis.
Ich habe genügend Gewinnspiele im Netz veranstaltet, da kannst sogar nach Anzahl der Kinder fragen, danach wie oft es in der Woche im Bett zur Sache geht ... alle Fragen werden beantwortet, der Preis muss nur attraktiv genug sein.
Interssanterweise funktioniert das eben auch mit denjenigen, die sonst alles tun ihre Identität zu verschleiern. Dazu hab ich manch Anekdötchen erlebt, wie z.B. der Banker aus der Vorstandsetage, der alles tat um nicht im Netz zu erscheinen, trotzdem aber von mir ne Serienmail bekam. Der hat mich glatt verklagt, wie ich denn an seine Dienstmail gekommen bin. Nun, das war mir auch nicht wirklich klar, bis ich den Grund fand: Er war regelmäßiger Kunde bei einer Kundin von mir ... sie bietet Telefonsex und Höschen etc. ... er hat sich da mit vollem Namen und Geschäftsadresse seiner Bank angemeldet.
Er hat die Klage direkt zurückgezogen

Es gibt viele Begebenheiten, die sehr deutlich machen was eigentlich tatsächlich passiert. Alle haben ihre Wünsche, ihre Träume usw. Sie finden jede Gelegenheit ihren Vorteil zu nutzen. Wir leben in einer Doppelmoral, auf der einen Seite bloß nicht in die Öffentlichkeit, bloß nichts preis geben. Sich nicht zeigen wie man ist, nicht zu dem stehen was man ist ... sondern doch immer schön im Strom mitschwimmen und nur nicht auffallen aber alles nutzen was Vorteile bringt.
Es ist für mich also weniger ein Problem der sozialen Netze oder der Möglichkeiten hier im Forum ... es ist ein menschliches Problem indem viele nicht gelernt haben, wirklich zu uns selbst zu stehen. Mancher Beitrag zeugt auch hier davon, wie schwer es ist wirklich SELBST zu sein.
Wenn ich mich über Produkte informiere die mcih interessieren, so wie cephalus schrieb, so bin ich doch auch froh wenn ich dazu mehrere Angebote bekomme. Wenn ich dann verstanden hab, der nächste Anbieter ist nur ein Mausklick entfernt, so kann ich doch in aller Ruhe das Angebot sondieren und mir Informationen suchen.
Wir haben in einem Konzern mal ein Intranet speziell für Videokonferenzen installiert mit dem Erfolg, das das in den ersten Monaten toll genutzt wurde und nach einem halben Jahr von der Konzernleitung weitgehend abgeschafft wurde. Das ganze mit der Begründung: "Bei einer Videokonferenz kann man kein Bier zusammen trinken!"
So ist das Netz heute ein Teil unseres Lebens und ich gestalte mein Leben im Netz selbst, genau so, wie ich selbst wahrgenommen werden möchte. Dazu pflege ich aber auch jede weitere Freundschaft, alle weiteren, reale soziale Kontakte ... denn nur mit denen kann ich ein Bier zusammen trinken