Ich überlege grade, was ich damals zum Kirchentag angezogen habe.
Es war nicht der evangelische. Es war der katholische. Und der Katholikentag findet so etwa auch alle 3 Jahre statt.
Und damals, als ich dabei war, wieder Mal in Mainz.
Der allererste fand 1848 auch in Mainz statt. Dann 1851 ebenda. 1871 wieder in Mainz, 1892 auch, 1911 und 1948 ebenso und zuletzt 1998 (da 10.-14. Juni).
Und bei diesem letzten war ich dabei. Zunächst überwiegend beruflich. Das war auch damit verbunden, dass ich eine ganze Nacht auf Arbeit durchmachen musste, weil wir 2x 50 Minuten eben über diesen Katholikentag im Fernsehen berichteten. Ich hatte die Leitung bis hin zur Feinjustage kurz vor der Ausstrahlung. Ich war aber auch im Erstellungsprozess da draussen bei unzähligen Veranstaltungen im Einsatz.
Seit ein paar Wochen - nur mal als Einschub - begegne ich einem Kollegen so im Schnitt alle 1,17mal pro Woche, den ich zuvor lange aus den Augen - zumindest weitgehend - verloren hatte. Bei dem letzten zufälligen Begegenen vor ein paar Jahren sagte dieser: "Deine Röcke werden aber auch immer lustiger!" - Besonders lustig war, dass ich da ein Kleid anhatte!

Im Schlepptau hatte er damals noch seine langjährige Freundin, von der er sich aber vor ein paar Wochen getrennt hat.
Jedenfalls erzählt er auffallend oft irgendwelchen neuen Bekanntschaften ziemlich stolz, dass er mich seit 25 Jahren schon kennt. Auch dann, wenn ich nicht unmittelbar dabei bin und das direkt mitbekomme.
Er kam aber ein paar Wochen zu spät zu uns, damals vor 25 Jahren. Denn er gehört zu einen der größten Neider, dass ich damals beim Katholikentag im Backstagebereich - und später noch in der angegliederten Pizzeria ich die meisten des später recht berühmt gewordenen Buena Vista Social Club kennengelernt habe. Ibrahim Ferrer sei da nur mal als Beispiel genannt. Der Sänger Youssou N´Dour, der spätere senegalesische Kulturminister, war an diesem Abend auch dabei.
Übrigens fand das ganze auf einem ziemlich unbekannten Sportfeld am mittleren Rand der Stadt statt, auf dem meine Mutter - freilich etwas früher - sich eine Rede von Adolf H. anhören musste.
Aber der Abend war toll. Und viele andere Veranstaltungen, wofür wir Material für unsere 2x 50 Minuten Fernsehreportagen erstellten waren auch irgendwie klasse.
Irgendwie waren das bei den 3, 4 Tagen des Katholikentags um die 300 verschiedene Einzel-Veranstaltungen, die da stattfanden. Und ich fand auch privat zwei, drei Mal die Gelegenheit, dort aufzukreuzen.
Bei Großveranstaltungen dieser Art ist echt irgendwie die ganze Stadt mitsamt der Peripherie involviert. Es herrschte da eine ganz besondere, irgendwie losgelöste Stimmung. Egal, ob man als Katholik dort dran teilnahm, oder als Evangele oder als Andersgläubiger oder als unverkrusteter Atheist: Es herrschte da ein obscures Zusammengehörikeitsgefühl wie ich es andernfalls nahezu nur bei den Streetparades in Zürich erlebt habe.
Die Möglichkeit, neue Frauen sehr intensiv kennenzulernen ist da unheimlich hoch. Zu dieser Zeit war ich allerdings in festen Händen und ich bin nahezu unumstößlich annähernd immer absolut treu.
Und bei den Job-Einsätzen in der Menge - zum Beispiel bei Youssou N´Dur bzw. den African Cuban All Stars (dem Vorläufer von Buena Vista Social Club) war ich natürlich zweckmäßig gekleidet. D.h. in der Regel war das ein fast knielanger Rock mit oder ohne Cargotaschen (ohne: dann mit Gürteltasche), begleitet von einem ärmellosen Tanktop, das damals vermutlich noch original aus der Männerabteilung stammte. Bei den Einsätzen vor Ort machte ich zu diesem Projekt Kameraarbeiten. Da ich bei Mehrkamerabetrieb auch für die Koordination derselben zuständig war, konnte ich nur vereinzelt vorne in den Bühnengraben oder auf die Bühne - was mir bei Konzerten aber immer am allermeisten Spaß machte. Zu Backstage oder Interviews kam ich dann aber richtig nah an die Künstler ran.
Die Stunden, die ich dann privat bei dem Kirchentag weilte, habe ich bei hervorragendem Wetter vermutlich auch nicht so völlig anders mich gekleidet. Vielleicht kam gegen Abend dann mal ein längerer Rock zum Einsatz.
Falls jemand eine gewisse Art von Begeisterung aus meinen Zeilen herausliest, so hat er richtig erkannt, dass das durchaus ein unvergessliches Erlebnis war, an solch einem Großevent (im Rock!) anwesend zu sein.
Ich kann mir vorstellen, dass das bei einem Evangelischen Kirchentag ansatzweise in die ähnliche Richtung tendiert.