Zunächst einmal sehe ich das alte Spiel, seinesgleichen gegenüber dem Fremden schlecht zu machen, um sich über seinesgleichen zu erheben, und das in einem Sommerlochartikel. Ähnliche Lästerungen habe ich aber auch schon über US-Amerikaner gehört. Allerdings ist Deutschland das Land in Europa, das am meisten von den USA beeinflußt ist.
Aber was ist für ihn den ästhetisch? Die maßgeschneiderte Männeruniform – der hundertjährige Langweiler! Das Spiel mit den immer gleichen Ödigkeiten!
In einem gebe ich ihm aber dennoch recht. Die knielangen Hosen sehen meistens schlecht aus.
Bemerkenswert ist auch, daß anscheinend nicht von Frauen die Rede ist, Sind deutsche Frauen, wenn es um den schlechten Geschmack geht nicht von Bedeutung, oder nehmen sie es nur etwas übler, wenn man über ihren schlechten Geschmack herzieht? Wenn man über den schlechten Geschmack lästern möchte, findet man bei denen auch genügend Stoff. Nun, in einigen Punkten steht es um die Frauen wirklich besser. Sie versuchen nicht betont schlecht auszusehen, wie es bei jungen Männern z.B. mit den zu tief hängenden Hosen vorkommt. Die haben wirklich die Geschmacklosigkeit stilisiert. Diese Mode haben wir Deutsche übrigens aus dem Ausland importiert.
Die Suche nach schöner Kleidung ist in den Damenabteilungen nicht so hoffnungslos wie in den Herrenabteilungen. Das regt etwas mehr an, sich mit der Ästhetik der Kleidung zu beschäftigen, und ein Mann soll auch nicht schön sein, sonst wäre er ja kein "richtiger" Mann.
Ganz recht hat er in einem Punkt sicher nicht:
Freiheit, Individualität und Autonomie bedeuten für den durchschnittlichen Hunnen vor allem, sich jeder Konvention zu entledigen
Da die Mehrheit so handelt wie der Autor es kritisiert, ist dies die eigentliche Konvention. Sich anders zu kleiden wäre unkonventionell.
Gut beobachtet!
Ach ja, nicht vergessen: Geschmack ist subjektiv. (Latein für Angeber: de gustibus non est disputandum)
Gruß,
Jo