Hallo zusammen!
Ich hatte eben eine viertel Stunde an einem Text geschrieben, aber er ist nicht erschienen.
Also nochmal:
Vielleicht ist "kämpfen" nicht das geeigneteste Wort. Aber, Ingo und Harry, Ihr schreibt beide von dem Mut, den man braucht, um als Mann öffentlich Rock zu tragen. Und Ingo, Du schreibst von der Angst, die Frauen haben, wenn ihre Männer Rock tragen wollen.
Das meine ich eben: Gegen diese Angst anzukäpfen, sie zu überwinden, das ist der Kampf, den ich meine.
Auch nach 14 Jahren des öffentlichen Rocktragens gibt es immer wieder mal Situationen, in denen ich gespannt bin, wie bestimmte andere Menschen reagieren. Letzte Woche war ich erstmals in Rock, Leggins und Stiefeln in der Uni. Da ich dort aber eh im Rock bekannt bin und immer nur positive Reaktionen erfuhr, brauchte ich nicht viel Mut dazu. Aber wie würde meine Privatzimmervermeiterin reagieren, die mich nur in Hosen kannte? Sie reagierte gar nicht, sondern sprach mit mir wie immer. Aber am nächsten Tag rief sie mich in der Uni an und bat mich, mir eine neue Unterkunft zu suchen. Sie begründete das mit einem Gefühl der Enge, bei gemeinsamer Badezimmernutzung usw. Aber ich habe das Gefühl, und meine Frau ist sich sogar ziemlich sicher, dass sie Probleme mit der Vorstellung eines rocktragenden Zimmermieters hat.
Frauen brauchen heute keinen Mut mehr, wenn sie in Hosen ausgehen. Sie brauchen ihn, wenn ihr Mann im Rock raus will. Meine hat ihn bzw. überwindet immer wieder aufs neue ihre Angst vor komischen Blicken. Da ist sie sehr vorbildlich!

Der Kampf, den ich meine, ist aber erst dann vorbei, wenn wir diesen Mut nicht mehr brauchen.
Umd das zu erreichen, tue ich so, als sei mein Rocktragen das normalste der Welt, so normal und selbstverständlich wie das Hosentragen der Frauen. Und meistens ist es für mich auch genau so normal. Und auch die Kombination mit Leggins und Stiefeln und Pferdeschwanz am Kopf, bei der jedes einzelne Merkmal öfter bei Frauen als bei Männern zu sehen ist, bringe ich so normal wie möglich rüber. Und ich habe damit auch gute Erfahrungen gemacht. Aber ich weiß auch, dass es für viele Zeitgenossen nicht normal ist.
Wenn es für die Mehrheit der Menschen normal ist, das Männer sich genau so vielfältig kleiden wie die Frauen, und auch mit den Männlich-Weiblich-Klischees spielen können, dann ist der Kampf siegreich beendet.
Das ist aber kein Kampf gegen andere, sondern für die anderen gleich mit, für ihre Horizonterweiterung, für ihre innere und äußere Freiheit. Wer Schüler oder Studenten unterrichtet weiß aber, dass es oft auch ein Kampf ist, anderen etwas beibringen zu wollen. Da ist pädagogische Geschicklichkeit und Fähigkeit gefragt. Manche wollen einfach nicht lernen, sich nicht belehren lassen oder wollen zwar, aber verstehen nicht, was ich sagen will.
Wem aber das Wort "kämpfen" nicht gefällt, kann es auch durch "arbeiten" ersetzen.
LG, Michael
der hofft, dass dieser Text nicht auch noch verschwindet.