Hallo alle zusammen!
Ich freue mich, dass ANAP das ausgesprochen hat, was die meisten Frauen bewegt. Ich kann mich nicht als normal bezeichnen, wer in der Modewelt arbeitet, muss leicht ausgetickt sein, sonst kann er nicht bestehen.
Eins möchte ich ganz klar herausheben: ANAP hat von Gefühlen gesprochen. Diese lassen sich NIE durch rationelle Argumentation wegdiskutieren. Gefühle lassen sich nur durch Gefühle manipulieren. Damit Hirtis Freundin das Gefühl nicht mehr hat, muss eine Veränderung auf der nonverbalen Kommunikationsebene erfolgen.
Zu dem Geisterbild des Schwulen in Röcken:
Ich kenne keinen Schwulen, der einen Rock anzieht. Und ich kenne viele Schwule. Und ich kenne keinen Rockträger, der schwul ist, egal ob ernsthaft oder fetisch.
Zum Rockfetisch:
Ich kenne über meine Ebay-Verkäufe viele Männer und sogar Frauen, die dem Rock-Fetisch verfallen sind. Keiner von denen ist anders herum. Trotzdem ist der Rockfetisch ein weitgehend tabuisiertes Thema, während Nylonstrümpfe, Schuhe, Lack, Leder, Gummi und Bondage ausgelebt werden dürfen. Niemand käme auf die Idee, diese Fetisch-Spielarten mit schwul oder lesbisch in Verbindung zu bringen.
Viele allein lebende Männer tragen in ihrer Wohnung ohne Wissen anderer dauernd Röcke. Wer in einer Beziehung lebt, tut sich da schon schwerer, meist hat der Partner davon aber Kenntnis. Ich glaube, kein Fetisch ist leichter zu tarnen als der Rockfetisch. Ich erwähnte oben, dass es auch Frauen gibt, die diese Leidenschaft haben. Erstens käme niemand auf die Idee, einer Frau das zu unterstellen, zweitens können die ihren Fetisch so unbemerkt ausleben wie sonst niemand.
Der Rock als solches übt schon immer eine Faszination die Menschheit aus. Er ist auch ein wesentlich erotischeres Kleidungsstück als die Hose. Die Hose war im Altertum ausschliesslich Herrschern vorbehalten. Ist die Hose ein Symbol der Macht? Tragen wir Frauen deshalb so ungern einen Rock? Welche Angst hat die grosse Masse der Männer, wenn sie keine Hose mehr tragen? Dient die Hose der Kompensation eigener Unzulänglichkeiten? So wie das Klischee, dass 911er-Fahrer es im Bett nicht mehr bringen und deshalb dieses Auto fahren müssen? Wenn das tatsächlich so ist, dann können nur echte Männer einen Rock tragen und jeder Hosenträger qualifiziert sich zum Abziehbild ab.
Hirti: Was Frauen auf jeden Fall abschreckt, ist allzu weibliches Verhalten eines Mannes. Auch mit Hose. Schwule Männer sind zwar oft die besten Freunde für Frauen, aber sie sind eben nur Freunde. Das gleiche Problem gibt es umgekehrt. Mannweiber und kumpelhafte Frauen sind bei vielen Männern als Freunde beliebt, weil sie eben in der Kategorie der männlichen Freunde sind, aber diese Frauen sind oft Single, weil sie keinen Partner finden. Der Mann wünscht sich eine weibliche Frau.
Hirti, wenn Du Dir jetzt nicht vorstellen kannst, in Richtung TV zu gehen, dann wird es auch nie geschehen. Da brauchst Du keine Angst haben. Die Frage, die sich rocktragende Männer stellen müssen, ist doch die, ob ich den Rock trage, weil ich eine Fetischneigung unterdrücke oder trage ich ihn als normales Kleidungsstück, weil ich als Mann die Freiheit beanspruche. Und ich denke, es ist sehr wichtig, sich selbst diese Frage zu beantworten. Wenn man weiss, ob man die Neigung zum Fetisch hat oder nicht, kann man sehr viel klarer für sich selbst Position beziehen. Und man irrt nicht ewig auf irgendwelchen Selbstfindungswegen herum und quält sich selbst. Auch die Fetisch-Neigung ist nicht digital ausgeprägt, sondern liegt irgendwo zwischen 0 und 100 % und ist sogar Schwankungen unterworfen. Wenn ich weiss, dass ich einen Fetisch betreibe, fällt es mir leichter, dazu zu stehen. Und genau in diesem Augenblick fange ich an, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Und dieses Selbstbewusstsein wirkt auf der nonverbalen Kommunikationsebene schon wieder auf die anderen Menschen. Damit brauche ich mich schon nicht mehr krampfhaft an der Hose festzuhalten, um meine Männlichkeit nach aussen zu zeigen.
Versteht Ihr, was ich damit sagen will?
Versucht den Rockfetischismus vom Rocktragen zu trennen. Das sind 2 paar verschiedene Stiefel. Lebt den Fetischismus aus, wo immer ihr wollt, und tragt die Röcke mit Stolz und Würde, weil es die neue Freiheit des Mannes ist. Vielleicht hilft es auch, dass ihr dafür verschiedene Röcke verwendet. Z. B. das sind meine Fetisch-Röcke und das sind meine normalen Röcke. Damit entwickelt Ihr selbst zu den normalen Röcken ein anderes Verhältnis und geht mit ihnen lockerer um. Und die Fetischröcke gehen die Öffentlichkeit nichts an, weil sie Teil Eures intimsten Inneren sind. Vielleicht hilft ja auch eine räumliche Trennung im Schrank.
Ich will jetzt keine generelle Verallgemeinerung unterstellen. Aber aus einigen Beiträgen lese ich doch den Hang zum Rock-Fetisch raus und aus anderen die Suche zu sich selbst. Aus wieder anderen Beiträgen erkenne ich eindeutig, dass die Schreiber sich selbst gefunden haben, so z. B. Ferdi und Collantix. (Deshalb erkenne ich auch aus den vielen Mails an mich, ob mir ein Mann oder eine Frau schreibt, ungeachtet des Namens, den sich der Mailschreiber gegeben hat.)
Liebe Grüsse
Rici